Streit beim Kreissportbund Streit beim Kreissportbund: Eklat bei wichtigster Versammlung des Jahres

Wittenberg - Ein Streit um die gefeuerte Geschäftsführung des Kreissportbundes Wittenberg (KSB) hat am Montagabend hitzige Diskussionen auf der Hauptversammlung der Organisation entfacht. Mehr noch: Die Veranstaltung geriet zum Eklat, als gleich mehrere Vereinsvertreter den Rücktritt des Präsidiums forderten und den ehrenamtlichen Vorständen „Dilettantismus“ vorwarfen.
Grund für den Rausschmiss
Nach kurzem Zögern gab KSB-Präsident Uwe Loos Gründe für den schnellen Abgang von Stephan Arnhold und René Stepputtis an: Seit Jahren gebe es Verstöße der beiden. Das betreffe schon die Amtszeit seines Vorgängers, Winfried Melzer. Ein achtseitiges Dokument mit Verfehlungen sei zusammengekommen.
Darunter Verstöße gegen die Arbeitszeit, persönliche Bereicherung und Arbeitsverweigerung. So sei etwa im vierstelligen Bereich Technik eingekauft worden, deren Verbleib nun teilweise unklar sei. Das alles habe dazu geführt, dass das Vertrauensverhältnis beschädigt sei. Die Unterlagen zu den Verstößen habe man der Polizei übergeben.
Ein konkretes Beispiel für die angebliche persönliche Vorteilsnahme nannte Loos ebenfalls: Das Zwillingstreffen in Wittenberg im Juni dieses Jahres. Die Geschäftsführer hätten die Feier, bei der seit Jahren Geschwisterpaare jedes Alters in der Stadt zusammenkommen, als private Veranstaltung angemeldet, aber teils über den KSB abgerechnet. So seien Helfer aus dieser Kasse bezahlt worden. Insgesamt sei dem Sportbund so ein dreistelliges Minus entstanden.
Der Vereinsvorstand hatte Ende Oktober den beiden hauptamtlichen Geschäftsführern, Stephan Arnhold und René Stepputtis, fristlos gekündigt. Der Sportbund wollte den Rausschmiss aber offenbar weder gegenüber den im Sportbund zusammengeschlossenen Vereinen, noch gegenüber der Öffentlichkeit begründen. Die Kündigung sei wegen „mehrerer Gründe“ erfolgt, weiteres wolle man nicht verraten, weil ein juristisches Verfahren im Gange sei, hieß es lediglich. Da die Geschäftsführer bei vielen Vereinsvertretern offenkundig beliebt sind, gab es Proteste und Fragen nach dem Grund für den prompten Abgang der beiden. Erste Forderungen nach einer Neuwahl des Präsidiums wurden laut.
Für diese Vorwürfe gebe es Belege - und man sei sich sicher, dass zumindest beim Zwillingstreffen im Jahr 2017 ähnlich verfahren worden sei. Unter den Vereinsvertretern brach daraufhin eine Diskussion aus: Wenn bereits seit Jahren bekannt sei, dass etwas schieflaufe, warum habe der Vorstand dann nicht gegengesteuert? Man habe durchaus Kontrollmechanismen eingeführt, um die Geschäftsführer zu überwachen, nur habe das leider nichts gebracht, sagte KSB-Versammlungsleiter Martin Gruner.
Gruner hatte als Sprachrohr des Präsidiums auf der Versammlung ohnehin einen schweren Stand: Bei seiner Präsentation zum Auftakt sorgte eine der ersten Folien für Verwirrung, auf der der geschasste Stephan Arnhold noch als Geschäftsführer gelistet war. Besser wurde es für Gruner und den Vorstand auch nicht, als die versammelten Vereinsvertreter danach erfahren mussten, dass nicht alle Ladungen für die Hauptversammlung ordnungsgemäß erfolgt waren. Das bedeutete: Es konnte am Montag nichts beschlossen werden.
Die „ordentliche Hauptversammlung“ geriet damit zur Informationsveranstaltung, auf der sich die gefeuerte Geschäftsführung und der Vorstand einen offenen Schlagabtausch lieferten. Einige Teilnehmer mahnten, das Treffen nicht zur „Gerichtsverhandlung“ zu machen. Die Entscheidung darüber, welche der beiden Parteien nun im Recht sei, liege schließlich in den Händen der Justiz.
Offener Streit
Einen Schlagabtausch wollte Gruner zunächst verhindern und gestand den beiden gefeuerten Geschäftsführern keine oder nur wenig Redezeit zu. Nach Protesten aus den Reihen der Vereine ließ er Arnhold und Stepputtis schließlich sprechen: Ersterer beschrieb einen jahrelangen Kleinkrieg mit dem Landessportbund (LSB), der ihnen immer mehr Aufgaben aufgebürdet und gleichzeitig Mittel gekürzt habe. Der LSB sei es auch gewesen, der die Kündigung in Gange gesetzt habe, weil er und sein Stellvertreter unbequem geworden seien.
René Stepputtis zeigte sich erschüttert: „Ich bin seit 1997 für den KSB tätig. Das ist meine Lebensaufgabe“, sagte er. Die Kündigung habe ihn völlig überrascht. Er sei sich sicher, dass beim Zwillingsfest alles mit rechten Dingen zugegangen sei, höchstens kleinere Formfehler seien möglich.
Nach dem Schlagabtausch forderten Vereinsvertreter Neuwahlen des Vorstandes beim nächsten Kreissporttag. „Vielleicht ist eine nicht ganz perfekte Geschäftsführung besser als das, was wir jetzt haben“, meinte einer.
Der Vorstandsvorsitzende des LSB, Lutz Bengsch, mahnte: „Wir brauchen eine handlungsfähige Führung hier in Wittenberg, bitte bedenkt das.“ Für den Fall einer Abwahl müsste ein Notvorstand eingesetzt werden.
Im MZ-Gespräch hieß es vom KSB-Vorstand, dass kein Mitglied des Präsidiums an einen Rücktritt denke. Eine außerordentliche Versammlung, auf der Anträge auf eine Neuwahl gestellt werden könnten, wäre frühestens Ende Januar möglich.
Für einen möglichen Posten als neuer Vorstandspräsident wird hinter den Kulissen bereits der Name Danny Huhn genannt. Der Direktor des Luther-Hotels, in dem am Montag auch das KSB-Treffen stattfand, ist langjähriger Unterstützer von Sportveranstaltungen und Vereinen.
Auf MZ-Anfrage sagte er: „Wenn ich gefragt werden sollte, dann überlege ich mir das natürlich.“
(mz)