Schulgarten in Mühlanger Schulgarten in Mühlanger: Lebensmittel für Entdecker

Mühlanger - Der Schulgarten erlebt seine Renaissance. Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch (CDU) findet das Projekt der AOK „Kleines Gemüse ganz groß“ richtig klasse und ist zu 100 Prozent dafür, dass Schulgarten wieder als Unterrichtsfach in Sachsen-Anhalt eingeführt wird. Die 65-Jährige sieht in der Wiederbelebung sogar eine große Chance. „Früher wurde geerntet und der Ertrag weggebracht. Mit der Herstellung von eigenen Speisen bekommen die Kinder jetzt einen ganz anderen Bezug zu Lebensmitteln“, streicht sie den wichtigsten Vorteil heraus.
Die Grundschule Mühlanger gehört mit zu den acht Bildungseinrichtungen im Land, die mit Unterstützung von AOK und Landfrauenverband einen Schulgarten zum Leben erweckt haben. Betreut werden die insgesamt 83 Schüler von Landfrau Christina Müller aus Jessen, die ihren Azubis das Einmaleins in Sachen Anbau, Pflege, Ernte beibringt. „Dafür habe ich den Ernährungsführerschein gemacht“, betont die 66-Jährige, der es am Herzen liegt, dass die Kinder den Wert von Lebensmitteln schätzen lernen. Im heimischen Garten, erzählt sie, hat sie längst auf Bio umgestellt. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist Geschichte. „Ich möchte an der Schule meinen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge leisten.“
Engagierte Kinder
Die 83 Grundschüler sind beim Erntedankfest voll in ihrem Element. Sie schnippeln Paprika, Gurken und Radieschen im Akkord, die Herstellung von selbst gemixtem Kräutersalz geht allen flott von der Hand. Ronny Kerwel aus Dessau, der mit seiner Firma das Mittagessen - Ofenkartoffeln mit Kräuterquark - liefert, ist erstaunt, mit welchem Engagement die Kinder zur Sache gehen. „Die Aktion finde ich super. Leider habe ich die Zeiten des Schulgartens nicht mehr erlebt. Die Wiedereinführung dieses Unterrichtsfachs würde ich befürworten.“
Paul Züchner fixiert mit den Augen ein Radieschen, setzt das Messer an und schneidet die rote Wurzel in gleichmäßig dicke Scheiben. Der Schüler aus der dritten Klasse betont, dass ihm die Arbeit im Schulgarten viel Spaß gemacht hat. Vor allem Karotten ziehen und Kartoffeln ausbuddeln. Gesunde Ernährung sei wichtig, bemerkt der Junge aus Zörnigall, der in seine Brotbüchse immer „etwas Gesundes“ packt. „Vor allem Gemüse“, verrät er. Seine Lieblingsessen sind kindgerecht. Nudeln mit Tomatensoße und Fischstäbchen liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Stella Schönfeld ist erst seit ein paar Wochen an der Grundschule in Mühlanger. „Mir gefällt es“, meint die Erstklässlerin kurz und knapp. Die kleine Blondine ist beim Zerschneiden von Gurke und Co. voll konzentriert und erzählt ganz nebenbei, dass in ihrer Zuckertüte eine Erdbeere gewesen ist. „Das ist aber nicht mein Lieblingsobst. Himbeeren sind noch leckerer.“ Das zerschnittene Gemüse dürfen die Kinder mit in den Quark mischen. „Ich mache Gurke rein“, so Stella Schönfeld.
Umgraben als Pflichtaufgabe
Der Landesrepräsentant der AOK Sachsen-Anhalt, Henry Saage, ist beim Erntedankfest mittendrin. Der frühere Leistungssportler (Kugelstoßen, Diskuswerfen) erzählt, dass er beim Schulgarten-Unterricht stets zum Umgraben verdonnert worden ist. Allein seine Statur habe ihn dafür prädestiniert. Er selbst stammt „aus dem kleinen Dörfchen Senst“ im Landkreis Wittenberg und freut sich, dass er mit dem Projekt bei den Schulen offene Türen einrennt. Denn wichtig sei es, nicht nur permanent über gesunde Ernährung zu reden, sondern mit gutem Beispiel voranzugehen. Seine Gesundheitskasse stellt zur Realisierung des Projekts die Erstausstattung aus Gartenwerkzeugen, Samen und Pflanzen zur Verfügung. Zudem erhalten die Schulen in jedem Gartenjahr 500 Euro für den weiteren Einkauf von Saatgut und Pflanzen. „Die Schüler sollen erleben, wo gesundes Essen herkommt und was zu welchem Zeitpunkt angebaut wird“, betont Saage.
Schulleiterin Ellen Fitzner freut sich, dass beim Erntedankfest alles rund läuft und die Kinder Spaß haben. Der Schulgarten sei an ihrer Bildungseinrichtung immer ein Teil des Sachkunde-Unterrichts gewesen. Kinder lieben es, praktisch zu arbeiten und Dinge anzufassen. Allein dadurch entsteht ein ganz anderer Bezug zu Lebensmitteln. Mit „gesunde Kinder - gesunde Zukunft“ bringt die Landtagspräsidentin das Anliegen des Projekts auf einen einfachen Nenner. (mz)