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Schlacht bei Wartenburg Schlacht bei Wartenburg: Reichlich Pulverdampf

Von Karina Blüthgen 08.10.2018, 12:18
205 Jahre ist die Schlacht bei Wartenburg her. Am Sonnabend stellten Uniformierte den Kampf zwischen Franzosen und Verbündeten erneut nach.
205 Jahre ist die Schlacht bei Wartenburg her. Am Sonnabend stellten Uniformierte den Kampf zwischen Franzosen und Verbündeten erneut nach. Klitzsch

Wartenburg - „Platz da für die Königlich Preußische Artillerie!“ Rumpelnd taucht eine von starken Männern in Uniform gezogene Kanone auf und verschwindet wieder in der Menge der Schaulustigen, die zum Schlachtfeld strömen. Mehrere Tausend Zuschauer, Männer, Frauen und Kinder, wollen sich die Darstellung dessen, was sich vor 205 Jahren bei Wartenburg abgespielt hat, nicht entgehen lassen.

In Reihen zu fünft oder sechst hintereinander stehen sie an der großen Wiese, die schon vor fünf Jahren als Schauplatz der Gefechtsdarstellung diente.

Nicht ins große Leipzig

Einer derer, die regelmäßig die Uniform anziehen, ist Ron van Dyck. Der Belgier ist mit zwei Landsleuten angereist, sie sind die Pommersche Landwehr. „Nein, diesmal nicht ins große Leipzig“, sagt er. „Für mich ist hier das große Wartenburg.“ Der 48-Jährige, der aus der Nähe von Antwerpen kommt, beschäftigt sich intensiv mit Waterloo.

„Wenn ich die historische Kleidung anziehe, bin ich ein anderer Mensch. Dann gehe ich in der Zeit zurück“, erzählt er. Seine Botschaft ist: „Es ist besser, Soldat zu spielen, als Soldat zu sein.“ Er mag die Freundschaften zwischen den Darstellern, die internationalen Kontakte.

Rund 350 Uniformierte, etwa zwei Drittel unter Waffen, sind mit 20 Pferden und knapp einem Dutzend Kanonen angereist, um das Gefecht nach dem historischen Elbübergang an jenem 3. Oktober 1813 darzustellen. Zwar hat Eckbert Kunze, Feldwebel bei den Preußischen Gardejägern und Vorsitzender des Förderkreises 1813 Wartenburg, noch über Lautsprecher gewarnt vor der Lautstärke der Gewehre und Kanonen, die mit Schwarzpulver schießen. Doch wieder hatten etliche Zuschauer den Lärm unterschätzt, den so ein Geschütz macht.

Gut eine Stunde dauert das Gefecht, mit Kavallerieattacken, Nahkämpfen der Infanterie und Kanonendonner samt reichlich Pulverdampf. Britische Rocket Troups schießen Raketen zur napoleonischen Seite, die Landwehr rennt mit viel Geschrei gegen den Feind. Mittendrin simuliert die Pyrotechnik die Einschläge der Kanonenkugeln, denen mit einem ordentlichen Rums eines der Holzhäuschen zum Opfer fällt.

Das Wetter meint es an diesem Sonnabend ausgesprochen gut. So gut, dass mancher das Opfer von Kreislaufschwierigkeiten wird und von den Johannitern behandelt werden muss. Auch einer der Reiter, die zum Teil in vollem Galopp übers Feld rasen, muss unsanft vom Pferd. Passiert ist zum Glück nichts Ernstes. Ein Feuer bricht aus, die Wartenburger Feuerwehr ist jedoch schnell vor Ort und löscht.

Erschöpft marschieren die Uniformierten später mehr oder weniger geordnet in Richtung Biwak. Gerd Schneider aus Bischofswerda trägt die Uniform eines sächsischen Generalmajors. „Erst seit diesem Jahr“, sagt der frischgebackene Rentner, der diesem Hobby seit 20 Jahren frönt und an rund 15 Wochenenden im Jahr unterwegs ist.

Unter den Zuschauern ist Wilhelm Kieslinger, erster Bürgermeister von Colmberg, seit 26 Jahren Partnergemeinde von Wartenburg. „Das ist meine zweite Schlacht hier. Ich bin immer wieder überrascht, wie die Vereine dieses historische Event auf die Beine stellen.“

Gastgeber für Jung und Alt

Abseits der Schlacht präsentiert sich Wartenburg an diesen Tagen als guter Gastgeber. Zwischen Rehhahns Hof und dem Schloss bummeln die Menschen vor und nach der Schlacht, besuchen die Ausstellungen und die Lesung in der Kirche, lauschen bei Konzerten. Für Kinder gibt es ein Marionettentheater und viele Strohballen zum Herumtoben.

Bereits am Freitag hatte das Gedenken an die geschichtlichen Ereignisse begonnen. Die Kranzniederlegungen waren an den Obelisken verlegt worden, für die große Zahl der Teilnehmer erwies sich der Platz am Yorck-Denkmal als zu klein. Dass das Gedenken an ihren Vorfahren Ludwig Yorck von den Wartenburgern wach gehalten wird, freut Silvya Gräfin Yorck von Wartenburg. Sie war zum dritten Mal aus München an die Elbe gekommen und erklärte: „Da hat sich eine innere Verbindung aufgebaut.“ (mz)

Mit etwa 20 Pferden gab es in diesem Jahr auch tolle Galoppaden und Kavalleriegefechte auf der Wiese vor dem nachgestellten Dorf Bleddin.
Mit etwa 20 Pferden gab es in diesem Jahr auch tolle Galoppaden und Kavalleriegefechte auf der Wiese vor dem nachgestellten Dorf Bleddin.
Klitzsch
Zielen, schießen, nachladen - alles mit Vorderladern
Zielen, schießen, nachladen - alles mit Vorderladern
Klitzsch
Sehr laut und viel Dampf - die Kanonen ziehen die Blicke an.
Sehr laut und viel Dampf - die Kanonen ziehen die Blicke an.
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