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Rittergut von Familie Prasse Rittergut von Familie Prasse: Das Herz bleibt in Buro

Von Ilka Hillger 29.10.2016, 13:00
Mehr Platz als in Buro: Dagny und Matthias Prasse haben das marode Gut in Burgliebenau zwischen Halle und Leipzig gekauft.
Mehr Platz als in Buro: Dagny und Matthias Prasse haben das marode Gut in Burgliebenau zwischen Halle und Leipzig gekauft. Peter Wölk

Buro - Matthias Prasse ist in dieser Woche wieder zwei Mal Gastgeber. Am Mittwoch hat er von englischen Landschaftsparks in Deutschland erzählt, am Sonntag geht er mit seinen Gästen im Kreuzrittergut Buro auf Geisterjagd und krönt den Gruselrundgang mit einem Halloween-Spezial.

Viele Jahre hat der Besitzer des historischen und geschichtsträchtigen Gebäudekomplexes vor den Toren von Coswig bei solchen Gelegenheiten einfach die Tür geöffnet und die Veranstaltung konnte beginnen. Inzwischen muss sich Prasse dafür auf einen weiteren Weg machen.

Gemeinsam mit Ehefrau Dagny und dem Nachwuchs ist Matthias Prasse umgezogen und lebt nun schon seit einigen Wochen in Burgliebenau im Saalekreis nahe Schkopau. Das neue Heim ist - wie sollte es anders sein - das alte Gut des Ortes, eine Burg, die vermutlich im 12. Jahrhundert entstanden ist. Jahrzehnte stand sie leer, der Zustand ist entsprechend. Also vom Regen in die Traufe?

Matthias Prasse lacht. Ein wenig scheint es so, denn auch in Burgliebenau mit seinen 57 Räumen gibt es reichlich zu tun, bis die kleine Familie von einem annehmbaren Endzustand reden kann. In Buro war es nicht anders, als Prasse vor acht Jahren, als der Ort sein Jubiläum zum 750. feierte, mit dem Engagement für das Kreuzrittergut begann. „Inzwischen ist unsere Familie gewachsen, wir sind in Buro an räumliche Grenzen gestoßen“, erklärt der Kunsthistoriker die Gründe für den Wohnortwechsel.

Damit hat sich die Nutzfläche schlagartig von 450 m² in Buro auf 1.800 m² in Burgliebenau erhöht. „An den ersten Tagen dort habe ich mich verlaufen“, sagt Prasse und vermisst den Garten in Buro. „Am liebsten würde ich alles ausgraben und mitnehmen“, gesteht er, und einen Hund brauche er bald, um einen Grund zu haben, die neue Umgebung zu erkunden.

Der Veranstaltungskalender für das Gut in Buro ist auch für den Rest des Jahres gut gefüllt. Nach der Geisterjagd an diesem Sonntag folgt am ersten Novemberwochenende erstmals ein Pfefferkuchen-Fest als herbstliches Pendant zum Marmeladenfestival im Frühjahr. Markttreiben rund um Pfefferkuchen, Gewürze und Honig soll es am 5. und 6. November geben. Bis Silvester gibt es weitere Vorträge, Geisterjagden, Führungen und Märchen am Kamin. Am Neujahrstag ist eine Wanderung in die Elbaue geplant.

Informationen im Netz unter www.kreuzritter-gut.de.

„Burgliebenau ist praktisch, Buro ist was fürs Herz“, sagt Matthias Prasse und wird dem Kreuzrittergut deshalb auch nicht den Rücken kehren. Alle Veranstaltungen, die die jährlich über 4.000 Besucher kennen und schätzen, soll es weiter geben. Die Möglichkeit, das Gut für Feiern zu mieten, sei nun sogar größer. „Wir wohnen schließlich nicht mehr vor Ort und blockieren Räume.“

Der Platz, der Prasse in Buro zum Wachsen seiner Aktivitäten fehlte, sei nun in Burgliebenau reichlich vorhanden. Was im Raum Anhalt gut lief, will er deshalb auch in der neuen Heimat anbieten, wohlwissend, dass er sich dort ein neues Publikum suchen muss, was dem Kunsthistoriker bei einem Einzugsgebiet von mehr als einer Million Menschen nicht schwer fallen dürfte.

Die Sehnsucht und Erinnerung an das oftmals auch beschwerliche Leben in Buro dürfte freilich noch eine Weile bleiben, denn „Burgliebenau ist historisch dagegen fast langweilig“. Die vielen Nachfragen zum weiteren Geschehen in Buro hätten ihn zudem berührt. „Es wird anders, aber es hört in Buro nicht auf“, verspricht Matthias Prasse.

(mz)