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Projektzirkus in Annaburg Projektzirkus in Annaburg: Manege frei für große Show

Von Thomas Tominski 07.09.2018, 10:34
Noch ist kein Meister vom Himmel gefallen. Insgesamt 130 Kinder der Annaburger Grundschule „Michael Stifel“ und des örtlichen Kindergartens beteiligen sich am „1. Ostdeutschen Projektcircus“ von André Sperlich. Die erste Vorstellung findet am Freitag um 17 Uhr statt.
Noch ist kein Meister vom Himmel gefallen. Insgesamt 130 Kinder der Annaburger Grundschule „Michael Stifel“ und des örtlichen Kindergartens beteiligen sich am „1. Ostdeutschen Projektcircus“ von André Sperlich. Die erste Vorstellung findet am Freitag um 17 Uhr statt. Thomas Tominski

Annaburg - Nils Hildebrandt ist glücklich. „Fakir sein ist richtig cool“, meint der Viertklässler aus der Annaburger Grundschule „Michael Stifel“, der vom Auftritt in der Zirkus-Manege schon länger träumt. Feuer spucken, über Scherben laufen ist genau sein Ding. „Das war der pure Genuss“, sagt er selbstbewusst und fügt an, dass er vor der Mutprobe keine Angst gehabt hat.

Wenn das Feuer in die Luft steigt leuchten seine Augen. „Einfach nur schön anzusehen.“ Vor der ersten Vorstellung am heutigen Freitag ist Hildebrandt ein wenig aufgeregt. Mit einem Kostüm vor vielen Zuschauern auftreten, passiert nicht aller Tage. Trotzdem: Der Viertklässler geht die Sache offensiv an und wird seinen Eltern beweisen, dass er fleißig geübt hat.

„Die größte Anerkennung ist der Applaus.“ Cecilia Preuß gehört ebenfalls zur Gruppe der Fakire und Feuerspucker. Die Neunjährige ist begeistert. Sie hat keine Angst und will es vor allem den Jungs im Team zeigen. „Auch meiner Freundin Lara Bader. Sie ist mit dabei“, erzählt sie und verrät, dass der kontrollierte Umgang mit Feuer „traumhaft schön“ sei.

Insgesamt 130 Nachwuchs-Künstler aus der Annaburger Grundschule „Michael Stifel“ (Klassen eins bis vier) und der Vorschulgruppe des örtlichen Kindergartens sind beim „1. Ostdeutschen Projektcircus“ Sperlich aktiv.

Nach mehreren Trainingsstunden findet am heutigen Freitag um 11 Uhr die Generalprobe mit allen Aktiven statt. Es gibt insgesamt elf Gruppen. Von Akrobaten über Clowns und Tierdressuren bis Zauberei ist alles dabei. Die erste Vorstellung im Zirkuszelt auf dem Annaburger Festplatz hinter der Schule geht heute um 17 Uhr über die Bühne. Die zweite folgt am Sonnabend um 10 Uhr. Die Kinder wünschen sich an beiden Tagen viele Besucher.

Der Veranstalter hat die Künstler darauf hingewiesen, welche Kleidung sie bei ihren Auftritten mitzubringen haben. Dabei ging es um Shirts, Hosen und Leggins.

Wenn es im Dunkeln durch die Luft zischt, geht der Viertklässlerin so richtig das Herz auf. Ihr Cousin ist ebenfalls schon im Rahmen dieses Zirkusprojekts aufgetreten und hat der Neunjährigen geraten, sich für diese Gruppe anzumelden.

Gefährlicher Angreifer

Im großen Zelt herrscht hektisches Treiben. „Zu viele Fakire, zu wenig Akrobaten“, ruft Schulleiterin Antje Berger lautstark in die Menge und geht mit dem Direktor des „1. Ostdeutschen Projektcircus“, Patrick Sperlich, flugs einen Deal ein. Die Trapezkünstler und Akrobaten werden in einer Gruppe zusammengefasst und erhalten eine kurze Einweisung. Richard Greb aus der 3a freut sich auf den Einsatz als Artist. Bewegung ist ein Stück Lebensqualität, so sein Motto.

„Ich spiele Fußball bei den E-Junioren des SV Grün-Weiß Annaburg“, sagt Greb und betont, dass er ein gefährlicher Stürmer ist. Der Neunjährige hat in den ersten beiden Kreisligaspielen schon drei Tore geschossen und steht mit seiner Mannschaft auf dem fünften Platz. Ein guter Angreifer, schätzt Greb ein, muss ebenfalls akrobatisch sein.

Die Teilnahme am Zirkusprojekt macht Spaß, insgesamt ist der kleine Blondschopf aber aufgeregt, dass bei der Vorstellung alles wie am Schnürchen läuft. „Es gucken schließlich meine Eltern zu“, sagt er und erzählt, dass seine Mutti in der Grundschule „Michael Stifel“ als Sekretärin arbeitet.

Im großen Zelt zieht langsam Ordnung ein. Die Kinder der einzelnen Gruppen warten in Zweierreihen auf ihren Abmarschbefehl Richtung Schule, alle Trapezkünstler und Akrobaten werden von Patrick Sperlich nun auf das Trainingsprogramm gezielt vorbereitet. Der 32-jährige Direktor spricht ruhig sowie selbsterklärend und stellt den Grundschüler mental auf die zu erwartenden Prüfungen ein.

Klassenübergreifende Arbeit

Sperlich macht die Arbeit Spaß. Er möchte den Kindern die Angst vor dem Versagen nehmen, sagt er, denn selbst ausgebildete Zirkusartisten haben mal klein angefangen. Zudem sollten die kleinen Künstler lernen, dass Gruppenarbeit gleich Teambildung heißt. Jeder soll seine Stärken einbringen, keiner wird ausgelacht. „Das fängt schon bei der Aufstellung an“, sagt er, denn viele Teilnehmer sind beim Start sehr aufgeregt.

Sperlich betont, dass den Kindern nichts passieren kann. Alle Trainer kennen das Programm aus dem Effeff und führen ihre Schützlinge langsam heran. „Wir passen im Prinzip wie auf unsere eigenen Kinder auf.“ Im Lauf des Projekts lernen viele Schüler Grenzen zu überwinden. Mit jeder geschafften Übung steigt das Selbstbewusstsein. Entscheidend sei, dass klassenübergreifend gearbeitet wird. Wenn ein Team gute Erfolge erzielen will, müssen die Größeren den Kleinen helfen.

Schulleiterin Antje Berger hat ebenfalls Zeit zum Durchatmen. Sie findet es prima, dass die Kinder sich nicht durch Sprache in Szene setzen, sondern zeigen müssen, was in ihren Körpern steckt. Jeder kann in eine Rolle schlüpfen und für Stunden die Welt um sich herum vergessen. Berger bewertet das vielfältige Angebot mit super. Jede Gruppe besteht aus 15 bis 30 Teilnehmern. Die Schüler und Vorschulkinder fassen Vertrauen zueinander und tanken Selbstvertrauen. Für sie persönlich sei es ein Highlight, wenn der Projektcircus auf der Festwiese Station macht.

Unter Anleitung der Trainer geht es ans Trapez. Beine hoch, eine Rückwärtsrolle drüber - und wieder abwärts. Die wartenden Schüler schauen ihren Klassenkameraden zu und versuchen, es ein wenig besser zu machen. Der Direktor ruft in die Manege. „Noch zweieinhalb Stunden Training!“ Bei den Artisten ist ein leises Stöhnen zu hören. (mz)

Hilfestellung ist bei den Hochseilartisten ganz wichtig.
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Aus Grundschülerinnen werden schnell Raubkatzen gemacht.
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