Olympiasieger-Trainer aus Zahna Olympiasieger-Trainer aus Zahna: Früherer Leichtathlet Erhard Kurz wird 80

Wittenberg - Erhard Kurz wirkt fast ein wenig sentimental, wenn er zurückblickt auf seine langjährige Trainerkarriere. Ein Tag wie sein heutiger 80. Geburtstag lässt alle Stationen als Aktiver und Wurftrainer in Halle noch einmal lebendig werden. Das weckt bei ihm Emotionen.
Der einstige Modellathlet, geboren in Zahna, passte so gar nicht in das Klischee eines Diskus- und Hammerwerfers. Verständlich, denn bei 1,86 Meter Körpergröße und 90 Kilogramm Wettkampfgewicht galt er nahezu als ein Leichtgewicht unter den schwergewichtigen Athleten seiner Zunft. Dieses Manko glich Kurz mit brillanter Technik aus.
Er gehörte für Chemie Halle startend von 1956 an über 15 Jahre lang zur erweiterten DDR- Spitze - dies in den Disziplinen Diskus, Hammer und Kugel. Zu seinen größten Erfolgen zählt er im Nachhinein betrachtet die Teilnahme an den Studentenweltmeisterschaften 1956 in Prag (Kugel und Diskus) und seinen einzigen Länderkampf gegen Finnland 1956.
Erhard Kurz' Kinder sind nach bekannten Sportlern benannt
Bei diesen Worten beginnen seine Augen zu glänzen und er ergänzt: „Wenn ich Regina, meine Frau nicht gehabt hätte – wer weiß. Sie hat mir bei unseren drei Kindern stets den Rücken frei gehalten. Dafür bin ich ihr noch heute dankbar.“ Bei diesen Worten ihres Mannes errötet die Ehefrau von Erhard Kurz leicht und winkt bescheiden ab. Seit 1958 verheiratet, halten die beiden zusammen. Auf ihre Kinder Andrea (58), Perry (55) und Sixten (54), sie sind nach bekannten Sportlern benannt, sind die Eltern stolz. Beim großen Geburtstag gibt es ein Wiedersehen und das mit sieben Enkeln - allerdings in Graal Müritz.
Auf die Frage, was denn haften bleibe aus den Jahrzehnten, reduziert Kurz seine Antworten auf drei wesentliche Dinge. Erstens: „Ich bin gut durchs Leben gekommen.“ Zweitens: „Die Schulzeit in Wittenberg und die Studienzeit in Halle haben mich geformt.“ Drittens: „Freunde sind für mich wichtig und dazu zählen so manche Athleten aus meiner Zeit als Trainer in Halle. Das ’Danke’ kam immer wieder zurück. Nicht zu vergessen meine Schulfreunde Kurt Krämer, Manfred Georgi und Karl-Heinz Weßlau. Das alles schweißt ein Leben lang zusammen.“
Ilke Wyludda und Sylke Renk hat der Athlet aus Zahna trainiert
Diskusolympiasiegerin Ilke Wyludda (1996 Atlanta) und Sylke Renk (Speergold 1992 in Barcelona) profitierten vom Meistertrainer Kurz. Ein wenig trauert dieser vergangenen Zeiten nach. Zwar wurde ihm als Nichtgenosse eine Tätigkeit als Nationaltrainer verwehrt, dennoch findet er lobende Worte für die breite Erfassung der Talente in der DDR.
Erhard Kurz: geboren am 17. August 1937 in Zahna, Abitur an der EOS Philipp Melanchthon in Wittenberg; Sportlehrerstudium an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Sport-Karriere: 15-malige Teilnahme an den DDR-Leichtathletik-Meisterschaften (Plätze 6 bis 10); Bestleistungen: 53,88 Meter Diskus; 61,34 Hammer; 16,37 Kugel; außerdem zweite und dritte Plätze bei DDR-Juniorenmeisterschaften
Trainer-Karriere: nach aktiver Laufbahn 30 Jahre Trainer beim SC Chemie Halle (später SV Halle); Werfer-Trainer TSG Wittenberg
„Da dies nicht mehr der Fall ist, krankt unsere Leichtathletik derzeit“, lautet seine Erklärung. „Das tat richtig weh, als ich die jüngste Leichtathletik-WM in London verfolgte. Ich musste fragen, wo sind sie, unsere erfolgsverwöhnten Leichtathleten?“ – so klingen die kritischen Worte von Erhard Kurz, dem einstigen „Meistermacher“ aus Halle, der seit einigen Jahren wieder in Wittenberg lebt.
Noch bis 2016 trainierte er bei der TSG Wittenberg die Wurfathleten. „Mit 80 lautet meine Devise inzwischen, alles ein wenig ruhiger angehen“, so Erhard Kurz. Das heißt bei ihm indessen nicht Müßiggang. „Nachmittag Wandern oder Fahrradfahren sind stets im Programm und einmal noch an den Lago Maggiore fahren, meinem Traumziel“, schwärmt der Sportsmann von künftigen Reisezielen. Ehefrau Regina beschreibt ihren Mann als prinzipienfest „Erhard hat einen sehr festen Charakter. Erziehung ist ihm als Sportpädagoge sehr wichtig.“ So klingt die Umschreibung für eine gewisse Strenge.
Der runde Geburtstag ist eine gute Gelegenheit, Bilanz zu ziehen. Beim Blick auf sein Leben empfindet Kurz Zufriedenheit.
(mz)
