Neuer Chef Neuer Chef: Marko Mattner übernimmt schwieriges Geschäft

Wittenberg - Milch ist ein schwieriges Geschäft. Marko Mattner weiß das ganz genau. Der studierte Landwirt hat bei der Milchagrargenossenschaft Kemberg die Nachfolge von Richard Reiß angetreten, der das Unternehmen stark prägte und es zu dem machte, was es heute ist.
Die Kosten, sagt Mattner, rund 30 Tage im Amt, steigen, die Preise, die für Milch gezahlt werden, sind volatil. Sie schwanken also - beträchtlich. Mal decken sie die Kosten, mal nicht. Das macht die Sache so kompliziert. Aktuell liege der Milchpreis wieder bei unter 30 Cent, was nicht reiche. Er war allerdings im Dezember mal kurzzeitig bei 40 Cent.
Mattner spricht von einem „schönen Hoch“ nach fast zwei Jahren mit „nicht auskömmlichen Preisen“. Im Januar sei er dann schon wieder „runtergeknallt“, auf 32 Cent. Die Hoffnung, dass das Tal durchschritten ist, bleibt indes.
Um so wichtiger, damit derart schwankende Preise ausgeglichen werden können, ist die Quersubventionierung, die auch in Kemberg das Überleben möglich macht. „Die Energieproduktion ermöglicht es uns, Geld zu verdienen“, erklärt der frisch gebackene Geschäftsführer und Vorstandschef und zeigt auf die Biogas-Anlage, an der gerade Sanierungsarbeiten laufen. Beteiligt ist die Genossenschaft zudem an Windrädern. „Landwirtschaft“, sagt der 44-Jährige, „ist facettenreicher geworden.“
Er freut sich auf den neuen Job, was nicht zuletzt mit seiner Entwicklung zusammen hängt: Mattner ist gebürtiger Selbitzer, die Eltern hatten eine Nebenerwerbslandwirtschaft: „Von Kindesbeinen an stand ich im Stall und auf dem Acker.“ Folgerichtig war die Lehre als Landmaschinen- und Traktorenschlosser und später das Studium zum Agraringenieur.
Seine Diplomarbeit schrieb der junge Mann just in der Milchagrargenossenschaft Kemberg - über die Herstellung von Grassilage - und blieb dort als Leiter der Feldwirtschaft. Jetzt ist die Verantwortung eine Nummer größer.
Mattner sieht das Unternehmen mit seinen 45 Beschäftigten gut aufgestellt, zumal erheblich investiert worden ist in den vergangenen Jahren: „Kurz- und mittelfristig werden wir den Betrieb so weiterführen, wie der Grundstein gelegt worden ist.“ Allerdings bestimme nicht zuletzt die Politik, wie die Landwirtschaft sich entwickelt, darauf müsse das Unternehmen reagieren.
Einen Umbau in Richtung Ökolandwirtschaft sieht Mattner zumindest derzeit als wenig realistisch, zumal der Milchpreis mit wachsender Menge in diesem Segment nicht so hoch bleiben dürfte wie er gegenwärtig ist.
Um den Wert des Lebensmittels Milch zu betonen und mehr zu tun für das Image des Agrarbetriebs, ist vor ziemlich genau einem Jahr eine Milchtankstelle in Betrieb genommen worden. Finanziell ist das zwar eher ein Tropfen auf den heißen Stein, aber darum geht es nicht in erster Linie: „Wichtig ist uns auch, die Leute hierher zu holen, um zu zeigen, dass wir gute Arbeit leisten“, sagt Mattner und spricht von einem Kundenstamm, der sich entwickelt habe und der von der Oma bis zur Patchworkfamilie reiche.
Die Kunden schätzen Frische und Qualität. Die täglich von 6 bis 21 Uhr geöffnete Milchtankstelle soll ebenso erhalten bleiben wie der Hofladen, der etwa einmal im Monat zur Verfügung steht - nächstes Mal am 27. und 28. April. (mz)