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  7. Verlassenes Schwimmbad "Basso": Lost Places in Bad Schmiedeberg - Ende einer großen Vision

Lost Places in Bad Schmiedeberg Lost Places in Bad Schmiedeberg: Der Spaß im Basso ist vorbei

2009 wurde das Spaßbad "Basso" in Bad Schmiedeberg geschlossen. Spuren von Vandalismus und Müll prägen das Bild des Lost Places.

Von Paul Damm und Anna Schilling Aktualisiert: 14.06.2023, 08:47
Trauriges Jubiläum: eingeschlagene Scheiben, beschmierte und verdreckte Beckenwände und Bäume, die aus der Decke wachsen.
Trauriges Jubiläum: eingeschlagene Scheiben, beschmierte und verdreckte Beckenwände und Bäume, die aus der Decke wachsen. Foto: Paul Damm

Bad Schmiedeberg/MZ/DUR - Wasser im Keller, dafür ein leeres Schwimmbecken, eingeschlagene Scheiben, Graffiti im gesamten Gebäude und Putz, der von der Decke rieselt - diese Bilder der Zerstörung zeigen sich im Bad Schmiedeberger „Basso“.

Seit mittlerweile fast fünfzehn Jahren steht das frühere Spaßbad leer - Vandalismus prägt das Bild des einstigen Badeparadies, einher geht er mit einer unsäglichen Vermüllung. Der frühere Badetempel begeht ein trauriges Jubiläum: Vor 30 Jahren wurde das Haus eröffnet.

Spaßbad "Basso" in Bad Schmiedeberg: Vom Erfolg zur Verschuldung

Als das Erlebnisbad im Jahr 1993 zu einem Preis von 36 Millionen D-Mark erbaut wurde, war es die erste Badelandschaft in den neuen Bundesländern. Aus allen Ecken des Landes strömten Besucher nach Bad Schmiedeberg, um dort einige schöne Stunden zu verbringen. Am Einlass bildeten sich lange Schlangen, die kein Ende nahmen.

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Doch bereits geraume Zeit später entstanden im näheren Umkreis weitere und zum Teil modernere Freizeitbäder. Als dann im Januar 2000 in Bad Düben das Heide Spa öffnete, ging dem Basso die Luft aus. Nach nur acht Jahren trennte sich die Stadt Bad Schmiedeberg aufgrund des nachlassenden Besucheransturms vom hoch defizitären Spaßbad und gab das Grundstück zum Verkauf frei.

Dadurch gelangte es in die Hände von Hans-Jürgen Reinhardt. Der ehemalige Schmiedeberger hatte eine große Vision: Er wollte das Spaßbad in altem Glanz aufleben lassen. Doch aus seinem Traum wurde nichts. Um die Betriebskosten niedrig zu halten, wurde das Bad nur noch tageweise geöffnet. Doch der Schuldenberg wuchs immer weiter. Am Ende klemmte der Energiekonzern enviaM dem Bad aufgrund hoher Schulden den Strom ab.

Dennoch wagte Hans-Jürgen Reinhardt im Jahr 2008 einen Neustart. „Ich habe mich mit Herz und Seele um das Bad gekümmert. Mein einziger Wunsch war es, den Kindern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern“, erklärt der mittlerweile über 80-Jährige. Mehrere Monate lang ging das Bad erneut in Betrieb, jedoch konnten die hohen Schulden nicht mehr gedeckt und die 14 Angestellten nicht mehr bezahlt werden. Anschließend wurde das einst so schöne Erlebnisbad endgültig geschlossen und der Natur überlassen.

Lost Place in Bad Schmiedeberg: Vandalismus nimmt überhand

„Durch die Schulden in Höhe von sechs Millionen Euro habe ich nicht nur das Bad, sondern auch Haus und Hof verloren. Ich konnte meine Kredite nicht mehr abbezahlen, da ich mehr Ausgaben als Einnahmen hatte“, berichtet verbittert der ehemalige Besitzer auf Anfrage der Mitteldeutschen Zeitung.

Seit Anfang 2011 ist das Grundstück in Besitz von Reiner Auerbach. Der neue Eigentümer ließ das gesamte Gelände nach und nach verfallen. Befragt werden kann der Mann nicht, er scheint unauffindbar zu sein.

Wo zuvor gigantische Palmen zum Flair der Oase beitrugen, ist heute nicht mehr viel davon übrig. Mittlerweile gleicht das ehemalige Erlebnisbad einem Urwald. Meterhohes Gras und Bäume, die aus dem Betonboden wachsen, verstecken den heutigen Schandfleck, der in den 90er Jahren eine Schwimm-Oase war. Aber auch im Inneren sitzt nichts mehr an seinem rechten Platz. Alles, was nicht niet- und nagelfest ist, wurde mitgenommen oder beschädigt.

Badeparadies in Bad Schmiedeberg: Neue Bewegung

Silvio Bräuer, Mitglied im Bad Schmiedeberger Stadtrat, ist wie viele andere traurig über die Entwicklung des Spaßbades: „Wenn ich mir aktuelle Bilder aus dem Internet anschaue, erkenne ich das Basso nicht mehr wieder. Meiner Meinung nach hätte die Stadt viel früher reagieren müssen und dem Eigentümer Zuschüsse geben müssen. Alleine ist das nicht zu stemmen gewesen", sagt er.

Unterdessen kam in den Fall „Basso“ etwas Bewegung. Laut Angela Mederacke von der Bad Schmiedeberger Stadtverwaltung wurde gerichtlich erwirkt, dass das einstige Schwimmbad zwangsversteigert wird. „Jetzt warten wir nur noch auf die Antwort des Wittenberger Vollstreckungsgerichts“, heißt es aus dem Rathaus der Kurstadt.

Seit knapp sieben Jahren liegt der Fall nun beim Amtsgericht Wittenberg. Seitdem hat sich nicht viel getan. Angela Mederacke von der Stadtverwaltung Bad Schmiedeberg erklärt, dass auch die Stadt das Bad gerne wieder in Betrieb sehen würde. Doch dazu müsse der Antrag erst einmal bearbeitet werden, sodass ein Termin für die Versteigerung des Spaßbades Basso gefunden werden kann.

Bei den Bad Schmiedebergern ist die Hoffnung gering, dass ein möglicher neuer Eigentümer dem Badeparadies wieder Leben einhauchen wird.