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Lichtenburg Prettin wird saniert Lichtenburg Prettin wird saniert: Altes Gewölbe entdeckt

Von Detlef Mayer 13.04.2018, 14:03
Der Eingangsbereich vom Prettiner Schloss Lichtenburg ist derzeit eine Baustelle. Linkerhand befindet sich das Turmwächterhaus.
Der Eingangsbereich vom Prettiner Schloss Lichtenburg ist derzeit eine Baustelle. Linkerhand befindet sich das Turmwächterhaus. Sven Gückel

Prettin - Dass man bei Sicherungs- beziehungsweise damit verbundenen Freilegungsarbeiten an historischen Gebäuden mitunter auf unerwartete Befunde stoße, sei nichts Ungewöhnliches, so Oksana Hartstock. Da bilde, wie die Abteilungsleiterin Gewerbliche Liegenschaften bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), Direktion Magdeburg, verdeutlicht, die Sanierungstätigkeit des Bundes an der ihm gehörenden Lichtenburg in Prettin keine Ausnahme.

Konkret bezieht sie sich damit auf die laufenden baulichen Eingriffe am Eingangsportal mit Glockenturm des Renaissance-Schlosses. Dabei traten in jüngerer Zeit nämlich abermals einige handfeste Überraschungen zutage. Und wie so oft bescherten sie Verzögerungen im Ablauf der groß angelegten Sicherungsmaßnahme.

Touristinfo geplant

„Da die Stadt Annaburg das Turmwächterhaus (Anbau ans Portalgebäude) als Touristen-Information nutzen möchte, wurde der Sanierungsauftrag für den Glockenturm um das behindertengerechte Umgestalten des besagten Turmwächterhauses erweitert“, gibt Oksana Hartstock Einblick in die Hintergründe für zwei unerwartete Entdeckungen.

„Nach Zustimmung der Unteren Denkmalbehörde zu den weiteren Eingriffen in das Gebäude starteten die Bauarbeiten im Turmwächterhaus. Dabei stellte man fest, dass eine desolate Stütze auf der Gewölbedecke eines bislang nicht bekannten Kellers ruht.“ Was natürlich zusätzliche Untersuchungen, Genehmigungen, statische Berechnungen und Planungsleistungen erforderlich machte.

Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) habe bis Ende 2017 circa fünf Millionen Euro für bauliche Arbeiten in das Prettiner Schloss gesteckt. Dabei, so Bima-Abteilungsleiterin Oksana Hartstock, handele es sich ausschließlich um Maßnahmen zur Verkehrssicherung des denkmalgeschützten Komplexes, also solche zum Erhalt seiner Standsicherheit sowie zur Vorbeugung gegen Schädigungen Dritter.

Ausschlaggebend für die Realisierungsreihenfolge konkreter Vorhaben sei immer der Zustand der Gebäude des Schlosses, die bei jährlich stattfindenden Baubegehungen begutachtet werden. Daraus resultiere eine Dringlichkeitsliste für die nächsten Arbeiten. Ebenfalls berücksichtigen müsse man laut Oksana Hartstock, zumindest bei größeren Maßnahmen, einen gewissen Planungsvorlauf, schon allein aus vergaberechtlichen Gründen. Sobald eine Kostenschätzung vorliege, stelle man die Mittel entsprechend ein. Daher variiere die Summe, welche jährlich für das Prettiner Schloss eingesetzt werde.

Aufgrund des allgemein schlechten baulichen Zustands der Lichtenburg - zum Beispiel instabiler Baugrund, insbesondere unter den Flügeln auf der stadtzugewandten Seite, Echter Hausschwamm in beinahe allen Gebäudeteilen, großflächige Putzschädigungen und marode Dächer - „ist damit zu rechnen, dass die Sicherung des Schlosses noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Ein genauer zeitlicher Horizont kann nicht genannt werden“, lässt die Bima-Abteilungsleiterin auf Anfrage der MZ wissen.

Außerdem fand man - trotz zweier vorausgegangener Suchschachtungen im Zuge der ursprünglichen Planung - unterhalb der Bodenplatte alte Natursteinfundamente. „Sie wurden vor ihrem Abbruch durch das Landesamt für Denkmalpflege dokumentiert“, versichert die Bima-Abteilungsleiterin.

Eine weitere, „böse Überraschung“ in Form einer völlig unerwarteten Bauweise bescherte, wie Oksana Hartstock darlegt, der Ostgiebel des Portalgebäudes: „Bei den Stürmen im Herbst 2017 machten Handwerker darauf aufmerksam, dass sich die Giebelspitze bewege. Der Statiker bestätigte die Instabilität des Ostgiebels und veranlasste eine sofortige Notsicherung.“

Als Ursache für den schwankenden Giebel wurde letztendlich hölzernes Fachwerk ausgemacht, das man einst in die Mauer eingebunden und verputzt hatte. Die traurige Konsequenz daraus: „Ein Großteil des Ostgiebels vom Schloss-Eingangskomplex muss nun abgetragen und ersetzt werden.“ Trotz all dieser Erschwernisse und Verzögerungen soll die Instandsetzung des Glockenturms noch im Jahr 2018 abgeschlossen werden.

Die beiden Bauabschnitte - der erste betraf den oberen Turmteil, jetzt läuft der zweite am Basisbauwerk - werden dann knapp 1,5 Millionen Euro gekostet haben.

Nur Revisionsschacht

Bezüglich des wiedergefundenen Kellers unter dem Portalbereich war von Bima-Objektmanagerin Christiane Schumann aus Halle zu erfahren, dass die frühere Nutzung des Gewölbes nicht bekannt sei. Es handele sich um einen 19,6 Quadratmeter großen Raum unter der Durchfahrt sowie einen 22,5 Quadratmeter messenden Raum unter dem Turmwächterhaus. „Sie bleiben erhalten, werden allerdings nicht öffentlich zugänglich sein“, so Christiane Schumann.

Das Turmwächterhaus werde in Vorbereitung auf seine neue Nutzung als Touristinfo mit einem WC versehen. Die Ver- bzw. Entsorgungsleitungen dafür verliefen durch den Keller. Deshalb bekomme er einen Revisionsschacht.

„Das Torwächterhaus soll ein zentraler Anlaufpunkt für alle Schloss-Besucher werden und auch die Aufgaben einer Stadtinfo für Prettin übernehmen“, sagt Anja Liebig über dessen künftige Bestimmung. „Die Leute verstehen oft nicht, dass es in der Lichtenburg mehrere Museen, nämlich die Ausstellungen zum Schloss und die KZ-Gedenkstätte, gibt“, nennt die stellvertretende Bürgermeisterin Annaburgs den Ausgangspunkt diesbezüglicher Überlegungen. Personell absichern werde den Info-Punkt wohl der „Wir“-Verein, der bereits das Schlossmuseum betreut. (mz)

Das Turmwächterhaus von innen, hier soll eine barrierefrei zugängliche Touristen-Information fürs Schloss und die Stadt Prettin entstehen.
Das Turmwächterhaus von innen, hier soll eine barrierefrei zugängliche Touristen-Information fürs Schloss und die Stadt Prettin entstehen.
Sven Gückel