Krieg in der Ukraine Landkreis Wittenberg zeigt Solidarität
Viele Menschen wollen Flüchtlingen helfen, in Bad Schmiedeberg sammeln Kinder Geld. Behörden kümmern sich um Wohnungen und die Versorgung.

Wittenberg/MZ - Die Hilfsbereitschaft mit der von Russland mit Krieg überzogenen Ukraine ist enorm. Viele Menschen im Landkreis wollen gerne helfen, wollen Not lindern, ihre Solidarität zeigen - und tun es auch.
Indem sie Pakete mit Hilfsgütern packen, indem sie Quartiere für die vor dem Krieg flüchtenden Menschen zur Verfügung stellen, indem sie Vertriebene von den Grenzen abholen, indem sie Geld spenden. Das haben am Freitag zum Beispiel Schüler, Lehrer und Eltern der Sekundarschule Bad Schmiedeberg getan.
Initiative von Schülern
Die Initiative ging von der Klasse 5a aus. Eine Schülerin, berichtet Lehrerin Andrea Wojahn, habe sich an sie gewandt und berichtet, dass zuhause über den Krieg gesprochen worden sei und ob man nicht eine Spendenaktion organisieren könne. Die Klasse war sofort einverstanden. Andrea Wojahn: „Für die Kinder ist das wichtig. Sie wollen etwas tun.“
Im Kunstunterricht wurden Plakate gestaltet, um auf die Aktion aufmerksam zu machen - das geschah ebenfalls im Schulfunk. Freitagvormittag schließlich postierten sich Fünftklässler mit Spendenbüchsen im Schulhaus. Als schließlich gezählt wurde, war die Überraschung groß: 526 Euro kamen zusammen, die nun auf das eigens eingerichtete Spendenkonto des Landkreises Wittenberg überwiesen werden.
Das füllt sich allmählich, wie Landrat Christian Tylsch (CDU) am Freitag berichtete. Rund 5.000 Euro sind binnen zweier Tage eingezahlt worden, das Geld aus Bad Schmiedeberg war da noch nicht dabei. Die Spenden sollen in besonderen Härtefällen zum Einsatz kommen.
Tylsch informierte über den Stand der Dinge bei der Organisation der Flüchtlingshilfe. Eingerichtet wurde ein Krisenstab, der am vergangenen Montag, 6 Uhr, zum ersten Mal zusammentrat.
Bislang sind etwa 70 Kriegsflüchtlinge angekommen - es können freilich auch mehr sein, weil Menschen aus der Ukraine bekanntlich visafrei einreisen dürfen. Der Landrat bittet darum, dass sich die Leute melden, damit die Behörden wissen, wer wo untergekommen ist. Auf der Internetseite des Landkreises soll ein Portal eingerichtet werden, um das zu tun. Danach können Termine bei der Ausländerbehörde vereinbart werden.
Tylsch betont, dass möglichst niedrigschwellig geholfen werden soll: „Wer kommt, der erhält Wohnung, Unterkunft, Essen und medizinische Versorgung.“ Wenn nötig auch psychotherapeutische Unterstützung.
Eine große Hilfe sei, dass die Innenminister der Europäischen Union einen Paragrafen in Kraft gesetzt haben, der einen „Aufenthaltstitel“ von mindestens einem Jahr sichere. „Das spart uns viel Mühe“, so der Landrat, der für die „riesige Unterstützung aus allen Teilen des Landkreises“ dankt.
Zahlreiche Quartiere seien zur Verfügung oder ins Aussicht gestellt worden - von Ferienwohnungen über Zimmer in Hotels oder Jugendherbergen bis zu Räumen bei Familien. Oder den Angeboten der Wohnungsgesellschaften. Wie berichtet hat allein die Wittenberger Wiwog 50 Wohnungen zugesagt, die freilich noch nicht komplett bezugsfertig sind. Sie werden jetzt nach und nach vorbereitet und ausgestattet.
Was Sachspenden betrifft, bittet der Landrat momentan um Zurückhaltung. „Zurzeit ist alles vorrätig, was zur Versorgung benötigt wird.“ Wenn Bedarf bestehe, werde gezielt darüber informiert. Das betrifft lediglich den Landkreis und natürlich nicht private Initiativen oder die großen Hilfsorganisationen.
Möglichst wenige Hürden
Um Sprachproblemen entgegen zu wirken, wird der Landkreis eine Muttersprachlerin einstellen, kündigt Tylsch an. Er informiert zudem darüber, dass zügig Arbeitserlaubnisse zur Verfügung gestellt werden. „Es muss so wenig Hürden wie möglich geben.“ Dass auch der Corona-Impfstatus erfragt werde, erwähnt Tylsch am Rande: „Die Ukrainer können sich hier völlig problemlos gegen Corona impfen lassen.“
Außerdem wird in den nächsten Tagen der Kita- und Schulbetrieb für Flüchtlingskinder organisiert. „Sie sollten so schnell wie möglich mit anderen Kindern in Kontakt kommen“, so der Landrat, der die Kooperation mit den Kommunen hervorhebt. Zurzeit sei die Herausforderung noch überschaubar, das könnte sich schnell ändern: „Ich habe aber keinen Zweifel daran, dass wir das gemeinsam mit den Städten organisiert bekommen.“
Spenden können an das Konto der Kreisverwaltung überwiesen werden. IBAN: DE66 8055 0101 0101 0122 33, Sparkasse Wittenberg, als Verwendungszweck bitte angeben: Ukraine Nothilfe / LK WB.