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Kirche in Kemberg Kirche in Kemberg: Rekonstruktion des Cranach-Altarbildes beendet

Von Karina Blüthgen 21.04.2017, 18:33
Walter Neumann, Elektromeister aus Kemberg, hat sich für die Rekonstruktion des verlorenen Cranach-Altars stark gemacht.
Walter Neumann, Elektromeister aus Kemberg, hat sich für die Rekonstruktion des verlorenen Cranach-Altars stark gemacht. Thomas Klitzsch

Kemberg - Stünden nicht die Akten eines Handwerksbetriebes in den Schränken, gliche das Büro von Walter Neumann eher einem Atelier. Hinter dem Schreibtisch des Elektromeisters stehen die Tafeln des Kemberger Altarbildes. Verhüllt zwar, aber unter den weißen Tüchern lässt sich die imposante Komposition erahnen.

Die Reproduktion des Cranach-Altarbildes ist, was die Malerei betrifft, nun abgeschlossen. Und nachdem 2012 ein Teil erstmals öffentlich ausgestellt war, wird das fertige Werk bald im kompletten Aufbau zu sehen sein. Am 6. Mai ab 14 Uhr können sich alle ein Bild von der Wirkung des doppelflügeligen Altarbildes machen.

An diesem Tag ist es in der Kemberger Stadtkirche ausgestellt, inklusive der Schnitzereien, an denen Frank Salzer aus Zwönitz im Erzgebirge arbeitet.

Die Schnitzereien ebenfalls wiederherzustellen, war nicht geplant. Dass das Altarbild in Gänze (inklusive Engel) reproduziert wird, sei „die Euphorie des Erfolgs“, meint Neumann halb belustigt, halb verlegen. Ebenso wenig war geplant, dass das Werk nach sieben Jahren (im Juli 2010 hatten fünf Handwerksmeister aus Kemberg die Idee einer Reproduktion) just zum Reformationsjubiläum vollendet ist.

In Auftrag gegeben wurde immer nur, was finanziell gesichert war. Beglichen sind alle Zahlungen für die Bilder, es fehlt noch eine Restsumme für die Schnitzerei. Es ist kein „neuer“ Cranach, keine 1:1-Kopie. Das war auch nie das Ziel, weder für die Auftraggeber noch für die Künstlerin Mariana Lepadus aus Eisleben, die am 6. Mai kommen wird.

„Das Bild wird meine Handschrift tragen. Man kann einen Cranach nicht wieder genau so malen“, hatte sie schon 2012 erklärt. Zudem malt die aus Rumänien stammende und seit 1988 in Deutschland lebende Künstlerin in Ei-Tempera.

Zur Präsentation des Gesamtwerkes sind über hundert Spender eingeladen. Erste Spenden waren schon nach 1994 eingegangen, nachdem das Original einem Schwelbrand zum Opfer gefallen war. Andere hatten nach einem Besuch bei Neumann spontan die Geldbörse geöffnet. Deutschlandweit haben die Initiatoren viel Unterstützung erfahren. Was das Gesamtwerk kostet, darüber schweigen sich die Herren aus.

Dass das Bild in der Kemberger Kirche zu sehen sein wird, ging von der Kirche aus. Pfarrer Nathanael Schulz und der Gemeinderat seien auf sie zugekommen, so Rainer Schubert, Schornsteinfegermeister i. R. Die Stadtkirche sei im Grunde auch das einzige Gebäude, wo das Bild im vollen Aufbau gezeigt werden könne. „Das Altarbild ist im Ganzen 5,73 Meter hoch“, sagt Neumann. Ein mindestens sechs Meter hoher Raum sollte es also wenigstens sein.

Für den Aufbau hat Tischlermeister Dieter Ludley einen massiven Altartisch gebaut. Ein stabiles Gestell (statt Balken) wird die hölzernen Tafeln aufrecht halten, denn wie das Original ist auch die Rekonstruktion mit zwei Flügelpaaren versehen, die sowohl Szenen des Neuen Testaments (aufgeklappt) als auch das Alte Testament zeigen.

Diese Komposition, so Neumann, habe man bisher bei keinem anderen Altar gesehen. „Und wir haben uns viel mit Cranach beschäftigt.“ Eben diese einmalige Wirkung mit den unterschiedlichen biblischen Szenen auf den klappbaren Flügeln habe man für die Nachwelt erhalten wollen. „Wir fünf sind dankbar, dass wir es machen konnten. Und wir freuen uns, dass wir es vollendet haben“, sagt Neumann. (mz)