Sommerproduktion in Wörlitz Katja Sieder spielt in Wörlitz Komödie "Mirandolina"

Wörlitz - Soll es denn tatsächlich in diesem Sommer nur die eine schöne Frau im Gartenreich geben? Muss sich denn in Wörlitz alles um Lady Hamilton drehen? Natürlich nicht. Am Fuße des Vesuvs beeindruckte einst nicht nur die Gattin des britischen Botschafters die Männerwelt. Da gab es auch noch eine andere, bei deren Anblick die Herren hin und weg waren: Mirandolina.
Lagen der Lady vor mehr als 200 Jahren William Hamilton und Admiral Nelson zu Füßen, so kann Mirandolina auf ebenso klangvolle Verehrernamen verweisen. Der Marquis von Forlipopoli und Graf von Albafiorita seien da zu nennen.
Einen Unterschied gibt es dann aber doch. Die Lady war real, Mirandolina ist eine Fiktion. Allerdings eine sehr lebhafte aus der Feder des italienischen Dichters Carlo Goldoni. Man spricht sogar von seiner Meisterkomödie, als er im Original von „La locandiera“ 1753 gleich mehrere Männer um die Gunst der schönen Wirtin Mirandolina konkurrieren ließ.
In diesem Sommer steht das Wirtshaus der unentschlossenen Italienerin auf der Insel „Stein“ im Wörlitzer Park. Das Anhaltische Theater Dessau erzählt dort in seiner Sommerproduktion den heiteren Klassiker.
Heiter ist beim Probenbeginn vor Ort am Montag dieser Woche auch das Wetter. Fortan sind die Schauspieler und das Inszenierungsteam an jedem Abend im Amphitheater. Darsteller wie Katja Sieder und Sebastian Müller-Stahl kennen diesen Spielort mit seinen vielen Vorteilen und wenigen Nachteilen - Mücken und Sonnenbrand - ebenso wie Dramaturgin Sabeth Braun bereits. 2013 hatte hier Goethes „Iphigenie auf Tauris“ Premiere. Damals inszenierte Generalintendant André Bücker, diesmal sitzt Generalintendant Johannes Weigand auf den Stufen und gibt Anweisungen. Nachdem Regisseurin Rosmarie Vogtenhuber vor wenigen Tagen aus persönlichen Gründen die Regie abgab, hat er diese für die letzten Tage vor der Premiere am 10. Juni übernommen.
Sabeth Braun blickt mit Freude und ein wenig Wehmut auf die Probe. Für die Leipzigerin ist es die letzte Produktion am Anhaltischen Theater. „Da ist man natürlich ein wenig traurig, der Ort ist aber immer wieder toll“, sagt die Dramaturgin. Ganz bewusst habe man sich bei „Mirandolina“ für reduzierte Bühnenelemente entschieden. „Man will diesen Ort schließlich nicht zubauen.“ So gibt es bewegliche Wände, auf einer Seite mit italienischer Landschaft nebst Vulkan, gedreht entsteht daraus das Wirtshaus.
Das Publikum kann den Besuch des Sommertheaters auf dem Wörlitzer „Stein“ mit einem Abendessen kombinieren, informiert das Anhaltische Theater. In der besonderen Atmosphäre der Inselgrotten kann man vor der Vorstellung ein Vier-Gänge-Menü inkl. Getränken (Wein und Mineralwasser) genießen. Das Menü ist buchbar zu den Abendveranstaltungen (19.30 Uhr) am 17./18. und 24. Juni sowie 1./2. Juli. Treffpunkt ist dann jeweils 17.30 Uhr (also zwei Stunden vor Beginn der Vorstellung) an der Insel „Stein“. An den Sonntagen im Juni und am 3. Juli gibt es Nachmittagsvorstellungen, die um 17 Uhr beginnen.
Tickets und Informationen unter 0340/2 51 13 33 sowie unter www.anhaltisches-theater.de.
Gespielt wird Goldonis Stück in einer neuen Fassung von Rosmarie Vogtenhuber. „Der Text ist angepasst auf unsere Schauspieler und die heutige Zeit. Derartige Bearbeitungen gab es bei dem Stück schon immer. Vor allem am Schluss wurde oft geändert. Der hat Goldoni selbst auch nicht so glücklich gemacht“, erzählt Sabeth Braun.
Im Zentrum stehe freilich immer Mirandolina, in deren Rolle Illi Oehlmann agiert und mit Männern spielt. „Mit ihren beiden Verehrern hat sie sich gut eingerichtet, wird aber herausgefordert, als Ritter von Rippafratta erscheint, der von Frauen nichts wissen will“, sagt Sabeth Braun über den Konflikt. Ein kleines Happy End kann sie nach einer „Liebesgeschichte auf Augenhöhe“ auch versprechen.
Am Montag dauert es, bis es soweit kommt. Johannes Weigand feilt am Auftrittslied von Katja Sieder, das die Personnage vorstellt. Ein ums andere Mal treten aus dem Grün die Musiker Philipp Rohmer und Timo Klöckner hervor, die mit Mandoline und Tuba das Sommertheater musikalisch begleiten. Mit der Dämmerung wird es dann auf dem Wörlitzer „Stein“ wieder still. Die Theaterleute fahren zurück nach Dessau. Es bleibt der künstliche Vesuv des Fürsten, das Vogelgezwitscher, wenn der Park touristenleer ist. „Eine schöne Erinnerung“, findet Dramaturgin Sabeth Braun, die es nach den Jahren in Dessau in den Süden zieht. Im Sommer betreut sie das Festival junger Künstler in Bayreuth dramaturgisch. Zuvor aber stellt sie mit ihren Kollegen unter Beweis, dass Mirandolina so reizvoll wie Lady Hamilton sein kann. (mz)
