Kanufahren in Prettin Kanufahren in Prettin: Wasserwandern im Winter

Prettin - Wenn die Wasserwanderfreunde Prettin ihr Paddel ins Wasser stechen, bewegen sie sich mit den Booten zügig vom Ufer fort. Hinter sich lassen sie in diesem Augenblick all den Stress und die Hektik des Alltags.
Zug um Zuge, mal mit, mal gegen den Strom, kämpfen sich die Boote voran. Ihr spitzer Bug teilt das Wasser und suggeriert, dass die Paddler scheinbar spielend leicht durchs Wasser gleiten und sich ihrem Ziel nähern. Besonders Aktive wie Vereinsvorsitzender Heiko Kämpfe, aber auch Kai Tege aus Last und der Prettiner Uwe Künzler schaffen es so bis auf 1000 Kilometer pro Jahr.
„Dafür sind wir deutschlandweit unterwegs. Mal allein, ein anderes Mal inmitten einer Gemeinschaft“, verrät Kämpfe. Anders als viele andere Sportvereine gehen die Prettiner Kanuten ihr Hobby überaus gelassen an. Ihr Ansinnen ist es, den Sport mit jeder Menge Spaß zu verknüpfen. Wettkämpfe stehen deshalb nicht auf der Agenda. Anders sieht das allerdings bei den Drachenbootfahrern aus. Eines dieser zwölf Meter langen Boote nennen auch die Prettiner ihr Eigen.
Um an den Vergleichswettkämpfen dieser Sparte teilnehmen zu können, müssen sie allerdings Kooperationen mit anderen Vereinen eingehen. 20 Männer und Frauen nehmen in einem Drachenboot Platz. „Das konnten wir einmal. Leider ist das Feuer der Anfangsjahre etwas erloschen“, bedauert Kämpfe. Und hofft zugleich, dass sich die Situation bald wieder ändert. Die Wasserwanderfreunde selbst leisten das Ihrige dafür.
Ein als Kinder- und Familiencamp deklarierter Schnupperkurs an ihrem Stammsitz Hirschmühle etwa bescherte dem Verein dieses Jahr einen Zuwachs von sieben Jugendlichen. Die Zehn- bis 14-Jährigen trainieren nunmehr eifrig, um schon bald wie ihre großen Vorbilder auf Elbe, Spree und anderen Flüssen unterwegs sein zu können. Das dazugehörige Equipment stellt ihnen vorerst der Verein zur Verfügung. „Eigens für die Jugendlichen haben wir gebrauchte Boote organisiert, die während der kommenden Wintermonate aufgearbeitet werden sollen“, sagt Heiko Kämpfe.
Gemeinsame Arbeitseinsätze, die Stegwasserung, das Kinder- und Familiencamp, die Teilnahme am Stadtfest Prettin, eine gemeinsame Urlaubsfahrt, vor allem aber das Hirschmühlenfest gehören für die Kanuten zum festen Jahresplan. Beim Hirschmühlenfest zählt der Verein mittlerweile über 300 Besucher, freut sich der Vereinsvorsitzende. Höhepunkt dabei ist zweifelsfrei das Drachenbootrennen, bei dem in diesem Jahr sieben Boote an den Start gingen. Zu den Teams zählen befreundete Vereine ebenso wie Gäste, die sich einmal mit dem Paddel in der Hand beweisen wollen.
Nicht wenige von ihnen nutzen das Prettiner Boot, um ganzjährig darauf zu trainieren. „Wer immer möchte, kann sich das Drachenboot bei uns ausleihen. Boot und Steuermann stellen wir, so dass nur noch 20 starke Männer und Frauen fehlen“, betont Kämpfe mit verschmitztem Lachen.
Jetzt, während der kalten Jahreszeit, widmen sich die Wasserwanderfreunde vornehmlich der Pflege ihrer Boote oder der Liegenschaften, die sie vom Eigentümer der Hirschmühle gepachtet haben. Dazu zählen ein Clubraum, eine Bootshalle sowie ein Lagerraum. Bis zum Frühling müssen die Prettiner aber nicht warten, um im vertrauten Element unterwegs zu sein. Schon am 11. Januar lassen sie die Boote erneut zu Wasser. Ihre traditionelle Grog-Fahrt startet in Riesa, führt in der ersten Etappe bis Belgern und später nach Prettin. Wer immer möchte, kann hier sein Boot umsetzen lassen und die Fahrt bis Elster fortsetzen. „Das Interesse daran ist groß. Alle 55 Plätze sind längst vergeben an Paddler aus allen Teilen Deutschlands“, heißt es. Mit etwas Glück, je nachdem wie es seine Gesundheit zulässt, könnte auch Hans-Albrecht Gäbel unter den Teilnehmern sein. Der 82-Jährige ist das letzte aktive Gründungsmitglied des 1984 ins Leben gerufenen Vereins und führt heute vorwiegend die Chronik. Um die stattliche Zahl von 5000 gepaddelten Kilometern voll zu machen, fehlen ihm nur noch 40 Kilometer. Mit einem Grog im Magen und etwas Rückenwind sollte auch das doch noch zu schaffen sein. (mz)