Investition in Pretzsch Investition in Pretzsch: Aufwendige Schönheitskur

Pretzsch - Die Träume kehren zurück, die vom Promenieren auf gepflegten Wegen unter grünem Dach, von sprudelnden Fontänen in Wasserbecken, von Engels- oder Froschfiguren und blühenden Blumen in historischen Gärten. In Pretzsch nimmt all das allmählich wieder Gestalt an - die lange vernachlässigten Parks der Stadt, der Kur- und der Schlosspark werden einer Schönheitskur unterzogen, einer gründlichen und nicht ganz billigen. Allein für den Kurpark sollen rund 1,5 Millionen Euro aufgewendet werden.
Hochwasser als Chance
Eine Summe, die die Kommune nicht würde aufbringen können - so ist das Hochwasser von 2013 mit seinen erheblichen Schäden, die eben auch in den überfluteten Parkanlagen entstanden, eine Chance, der Attraktivität des historisch interessanten Städtchens an der Elbe auf die Sprünge zu helfen. Die Arbeiten, die jetzt nach langen und schwierigen Planungen begonnen haben, werden zu hundert Prozent gefördert.
Für den Kurpark, der mit Gründung des Moorbades Anfang des 20. Jahrhunderts angelegt wurde und nach dessen Ende verfiel, existieren keine Unterlagen mehr. Die Planer haben sich unter anderem an alten Postkarten orientiert, berichtet Bad Schmiedebergs Bürgermeister Martin Röthel (SPD), der auch als einstiger Standortmanager des Schlosses seinen Anteil daran hat, dass die Parks wieder erstehen. Er spricht von „historischem Bewusstsein“, das allmählich wieder erwache - als Basis für eine neue Orientierung des von Wegzug gebeutelten Städtchens.
„Die Erneuerung von Schloss- und Kurpark sind ein Meilenstein für die Entwicklung von Pretzsch. Wir sind sehr glücklich, dass das gelungen ist.“
Röthel und viele andere hoffen auf mehr Tourismus, darauf, dass Nutzer des Elberadweges zwischen Torgau und Wittenberg in Pretzsch eine Station einlegen, dass sich die Verweildauer erhöht. Die Parks sollen ihren Beitrag dafür leisten. Langfristig soll Pretzsch als eine Art Kulturzentrum der Einheitsgemeinde etabliert werden, als „kultureller Leuchtturm mit Geschichte“, wie der Bürgermeister formuliert. Die Meile vom Schloss mit Café und Ausstellungen über die Kavalierhäuser, die Kirche und das Heimatmuseum bis zu Kurpark und Bürgerhaus sei auf gutem Wege. Die Möglichkeit, etwa auf dem Schloss zu heiraten und im Bürgerhaus zu feiern, werde von Jahr zu Jahr stärker genutzt.
Leuchtturm mit Geschichte
Der Kurpark also ist ein Detail in den Plänen vom „Leuchtturm“. Gegenwärtig erhält das Wasserbecken eine neue Bodenplatte, das Wasser soll künftig nur noch etwa 15 Zentimeter tief sein, eine Fontäne ist geplant - und eben vier wasserspeiende Froschfiguren, eine der ursprünglichen ist im Heimatmuseum erhalten geblieben. Nach ihr werden die anderen geformt. Abgerissen wird die alte Fußgängerbrücke, die Kur- und Schlosspark verbindet und die seit Jahren wegen Baufälligkeit gesperrt ist.
An ihre Stelle rückt eine Brücke, die nach historischem Vorbild gestaltet und schon im Juni aufgestellt wird. Röthel spricht von neuen Wegen mit wassergebundenen Decken, vom Pretzscher Bach, dessen Ufer stabilisiert wird und von Rosen, die gepflanzt und bei den Blumen einen Schwerpunkt bilden werden. Bei der Gelegenheit erhält zudem der so genannte Löser-Garten neben dem Parkhotel eine neue Struktur. Geplant ist, dass die Arbeiten am Kurpark im Herbst abgeschlossen werden.
Der ungleich ältere Schlosspark, den einst Christiane Eberhardine vor etwa 300 Jahren anlegen ließ, wird nicht in Regie der Stadt, sondern der Salus GmbH, des Trägers des Kinder- und Jugendheims, erneuert. Die Arbeiten haben dort ebenfalls begonnen und sollen bis Frühjahr 2019 laufen.
Weit über eine Million Euro werden investiert, um den historischen Park, der barock angelegt aber mehrfach überformt wurde, wieder schön zu machen - Der Plan ist nicht, zur barocken Vorlage zurückzukehren, sondern „das Beste aus den verschiedenen Epochen“ zu bewahren. Von neuen Wegen, die nach historischem Vorbild erschlossen werden, ist trotzdem die Rede und etwa von einer „blauen Wiese“ als Ersatz für ein einst existierendes Wasserbecken.
Pflege ist geregelt
Apropos Träume: Die Parks von Pretzsch sind bekanntlich wieder Bestandteil des landesweiten Netzwerks Gartenträume. Sie waren das schon einmal, gingen des Status aber verlustig, weil es an Pflege haperte und, wie Bürgermeister Röthel bemerkt, am Hintergrund. Jetzt wird die Sache noch einmal von vorn und ziemlich gründlich angegangen.
Röthel setzt einige Hoffnungen in die „Gartenträume“, die ja ebenfalls Aufmerksamkeit bescheren und Gäste, die gerne historische Parkanlagen kennenlernen möchten. Die nötige Pflege jedenfalls sei geregelt: Um den Kurpark kümmert sich die Stadt, um den Schlosspark die Salus GmbH.
(mz)
