Herzberg in Brandenburg Herzberg in Brandenburg: Neuer Chef bei den Nachbarn

Herzberg - Karsten Eule-Prütz ist neuer Bürgermeister der Stadt Herzberg. Seit dem 6. Januar ist er offiziell im Amt. Für Herzberg, seine Ortsteile und die Einwohner beginnt damit eine kommunalpolitische Zeitenwende, von der sich viele Menschen spürbaren Fortschritt erhoffen.
Die Erwartungen, die man in Herzberg in Karsten Eule-Prütz legt, sind hoch. Herzberg braucht eine Reform, braucht den politischen Wandel, will sich weiterentwickeln, um den Anschluss nicht zu verpassen. Politische Grabenkämpfe, fehlende oder verweigerte Kommunikation und personell eingefahrene Gleise haben den Ort viele Jahre gelähmt, ihn in seiner Entwicklung gehindert.
Der Wahlkampf mit drei parteilosen Kandidaten hat gezeigt, wie stark dieses Thema die Menschen anspricht. Kontroverse Debatten wurden geführt, eine öffentliche Kandidatenvorstellung zählte mehr Besucher als erwartet. Dass Eule-Prütz das Rennen um den Bürgermeistersitz mit klarer Mehrheit schon im ersten Wahlgang für sich entscheidet, hatte dabei niemand erwartet. Sein Amtsvorgänger Michael Oecknigk (CDU) war nicht mehr angetreten.
Seit dieser Woche ist der 49-Jährige nun täglich im Rathaus anzutreffen. Das nötige Rüstzeug für den Job hat er. Der verheiratete Vater zweier Kinder und gebürtige Herzberger studierte öffentliche Verwaltung und arbeitete bis Ende 2017 in leitender Funktion in der Verwaltung des Landes Brandenburg, zuletzt als Leiter des Stabsbereichs Logistik in der Polizeidirektion Süd in Cottbus. Weitere Stationen waren unter anderem das Innenministerium des Landes und das Landespolizeipräsidium. Auch ein Jahr Auslandstätigkeit weist seine Vita auf.
Die Stadt Herzberg blickt auf eine über 800-jährige Geschichte zurück. Heute leben in ihr und den umliegenden Ortsteilen etwa 9.000 Einwohner. Die Stadt beherbergt den Sitz der Kreisverwaltung des Landkreises Elbe-Elster und ist für die umliegenden Orte als Mittelzentrum ein wichtiger Anlaufpunkt.
Die Aufgaben, die vor ihm liegen, sind gewaltig. An erster Stelle steht die finanzielle Situation der Stadt. Seit 2010 gibt es in Herzberg keine Entlastungen für Haushaltsrechnungen. „Den Etat müssen wir vordringlich angehen. Wir müssen als Stadt wieder selbständig werden, uns vom Landkreis unabhängiger machen“, betont er im Gespräch mit der MZ.
Zugleich gelte es, das vorhandene Potenzial der Stadt abzurufen. Auch wenn die erhofften schnellen Anbindungen zu den Autobahnen noch immer fehlen, und sogleich auch nicht kommen werden, habe Herzberg eine gute zentrale Lage zu Dresden, Leipzig und Berlin, verdeutlicht Eule-Prütz. Intensiver nutzen müsse man aber auch das geschichtliche Potential der Stadt. Das Mitte 2017 aufgeführte Reformationstheater habe bereits gezeigt, dass das Interesse der Menschen an der Historie ihrer Stadt groß ist.
Wobei Herzberg mehr aufzuweisen hat als die Reformation. Unter anderem war der Entdecker des größten Dinosaurierskeletts im Naturkundemuseum Berlin, Werner Janensch (1878-1969), Herzberger. Seit geraumer Zeit gibt es Bestrebungen im Ort, ihn und seine Arbeit verstärkter herauszuheben, sich zunutze zu machen. Auch der Botanische Garten soll wieder mehr Leben erfahren.
Hohe Priorität hat für Karsten Eule-Prütz die Arbeit der Stadtverwaltung. Sie müsse wieder zu einem Team geformt werden. Eigeninitiative und Ideen seien gefragt, um den neuen Weg zu beschreiten. „In unserer Stadt leben viele Menschen, die ein gehöriges Potenzial aufweisen, dass sie gern einbringen möchten. Sie wurden in den vergangenen Jahren jedoch nicht mehr angehört. Da ist viel liegen geblieben“, ergänzt er.
Die Kontakte, die Eule-Prütz in den Wochen seit der Wahl im September aufbaute und pflegte, betreffen vor allem die Verwaltung des Landkreises Elbe-Elster sowie die naheliegenden Rathäuser. Zum Städtebund Elbe-Elsteraue sowie in die Rathäuser Jessen und Annaburg, aber auch zur Bundeswehr bestehe bislang noch kein Kontakt. „Das hole ich in den kommenden Wochen alles nach“, hebt er hervor.
Die von der Brandenburger Regierung geplante Kreisgebietsreform, nach der Herzberg an den Landkreis Oberspreewald-Lausitz angeschlossen worden wäre, ist seit Jahresende nach heftigen Bürgerprotesten vom Tisch. Herzberg erhält damit gleich zwei Chancen, seinen zukünftigen Weg zu finden. Beste Voraussetzungen also für einen Neubeginn. (mz)