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Handball-Verbandsliga Handball-Verbandsliga: Apollos liefern Krimi

Von Rainer Schultz 07.01.2019, 10:40
Janik Beese, hier bein Wurf auf das Zerbster Tor, war der erfolgreichste Schütze der Apollensdorfer Handballer. Zehn Mal trafen seine Würfe ins Netz der Gäste.
Janik Beese, hier bein Wurf auf das Zerbster Tor, war der erfolgreichste Schütze der Apollensdorfer Handballer. Zehn Mal trafen seine Würfe ins Netz der Gäste. Thomas Klitzsch

Griebo - „Es wird ein Vergleich auf Augenhöhe“, so lautete kurz vor Spielbeginn die Prognose des Trainerduos Gerald Rietz und Jens Beese vom SV 07 Apollensdorf angesichts des Matches der beiden Tabellennachbarn Apollensdorf (5.) und HSV 2000 Zerbst (6.). In der Handballverbandsliga haben sich beide Teams etabliert und sind bekannt für ihren temporeichen, attraktiven Handball. Diesen erhofften sich am Sonnabend auch jene 122 Zuschauer in der Grieboer Sporthalle. Sie wurden nicht enttäuscht.

Schon nach den ersten erfolgreichen Angriffen der Gastgeber glich die Halle einem Tollhaus. Wer mag das verdenken – schließlich stand es nach 18 Minuten 11:9. Dabei empfahl sich Justin Bender als Talent für durchaus höherklassigen Handball. Doch plötzlich hatte er schmerzverzerrt sein Gesicht verzogen. Bereits nach sechs Minuten war für ihn das verletzungsbedingte Aus gekommen. Eine Knöchelverletzung mit Verdacht auf Bänderriss – so die erste ernüchternde Diagnose. Das versprach nichts Gutes.

Enttäuschung sprach da auch aus den Gesichtern von Vereinspräsident Dieter Schemel, Viktor Meister und Volker Wintergerst. Alle drei rechnen sich zu den eingefleischten Fans, die kein Spiel ihrer Apollos bisher versäumten. „Die gesamte Mannschaft muss jetzt für Justin spielen und das Manko ausbügeln“, lautete ihr eindringlicher Appell.

Der schmächtige wieselflinke Johannes Manzek (Nr. 3) ist es, der den verletzten Spielmacher der Apollos mehr als nur ersetzt. Mit seiner Ballgewandtheit reißt dieser im Laufe des Spiels so mache Lücke in die kompakte, körperbetonte Abwehr der Zerbster. Er versteht es, seine Apollos zu Höchstleistungen zu animieren. Im Durchschnitt zehn Jahre älter und damit auch erfahrener als das Apollensdorfer Team - das Durchschnittsalter liegt bei 20 Jahren - spielt Routine bei den Zerbstern eine nicht unwesentliche Rolle. Endlich ertönt der erlösende Halbzeitpfiff des Schiedsrichterduos Bernd Hartel (Coswig) und Matthias Platte (Dessau). Es steht inzwischen 17:15 für den Gastgeber.

Werden sie den Sieg davon tragen? Für Ulli Anthes mit Apollo-Fanschal, er spielte in der Zweiten, steht fest: „Wir schaffen das. Es wird allerdings sehr knapp.“ Die Spielerfreundinnen Alina, Julia und Maria glauben ebenfalls fest an den Sieg ihrer Handballhelden. „Unsere Freunde wurden als A-Jugendliche vor zwei Jahren Vizelandesmeister“, berichteten sie stolz. Selbstbewusst schlussfolgern sie: „Sie werden heute die Nase vorn haben.“

Aber dann: Nur noch vier Feldspieler der Apollos stehen auf dem Parkett. Zwei harte Zeitstrafen müssen abgesessen werden. Kostet das den Sieg? 25:24 steht es in der 48. Minute. Die Zerbster wittern Morgenluft. Ihrem Spielmacher David Merten (Nr.19) gelingt fast im Minutentakt in einer rasanten Aufholjagd Tor um Tor. Doch da wirkt die nicht zu unterschätzende Macht der Fans. 122 Zuschauer liefern mit Pauken und Rasseln den akustischen Beistand und Background. Nicht nur das Publikum, auch Hallensprecher Werner Roß, sorgt noch mal kräftig für Stimmung.

Die Schlussminuten sind unterdessen an Dramatik kaum noch zu überbieten. Ein echter Krimi bahnt sich an, an dessen Drehbuch beide Teams ihren Anteil haben. So ist es Apollokeeper Paul Heise, der mit tollen Paraden die Zerbster Angriffbemühungen im Keim erstickt. Auch sein Torhüterkollege Fabian Sumpf ist einer der Garanten für den 32:29 Sieg, der im Freudentaumel nahezu untergeht. „Wir sind ein sehr junges Team und müssen noch viel lernen. Heute war es aber einfach nur geil!“ Diesem Resümee von Johannes Manzek war am Ende nichts mehr hinzuzufügen.

Emotionen pur auch bei Petra Wintergerst, Monika Schemel und Barbara Anthes, die sich nach diesem Herzschlagfinale glücklich in den Armen liegen. „Wir möchten hier betonen. Die Spieler heute waren alles Eigengewächse aus Apollensdorf und Reinsdorf und darauf sind wir besonders stolz.“ Selbst das Verliererteam findet am Ende faire Worte des Lobes. „Großes Kompliment an Apollensdorf. Das ist eine Mannschaft der Zukunft mit einer tollen Fankultur“, lautet am Ende die ehrliche Einschätzung des Zerbster Spielmachers David Merten.

Torschützen für Apollensdorf:Janik Beese 10, Max Schäff 6, Johannes Manzek 5, Ronny Unger 5, Christoph Wessel 2, Jonas Schmidt, Nils Tiedke,, Erik Beese, Justin Bender (jeweils 1)

(mz)