Handball Handball: Iranischer Präsident zu Gast

Wittenberg - Abullhassan Mahdavi steht an der Ziellinie und empfängt zusammen mit einigen Spielern der iranischen Nationalmannschaft jeden Teilnehmer des Wittenberger Neujahrslaufs mit stehenden Ovationen. „Nach einer lustigen Silvesterparty ist das ein toller Start ins neue Jahr“, meint der Präsident des iranischen Handballverbandes, der am Sonntag mit seinem Team das vom VfB Zahna organisierte Turnier in der Stadthalle gewinnen will.
Mit lustig meint Mahdavi den Brauch, wie in Deutschland das neue Jahr begrüßt wird. „Mit Raketen und Böllern“, sagt er und erzählt, dass die Iraner ihr altes Jahr im Kreis der Familie ausklingen lassen. In trauter Runde, ohne Remmidemmi. Mohammad Daneshyar, der beim VfB Zahna als Nachwuchstrainer arbeitet und den Deal, die Nationalmannschaft in die Lutherstadt zu lotsen, eingefädelt hat, ergänzt, dass Neujahr im Iran der erste Tag vor Frühlingsbeginn ist.
Das erste vom VfB Zahna organisierte Handball-Turnier steigt am Sonntag ab 11 Uhr in der Wittenberger Stadthalle. Los geht es mit dem D-Jugend-Match Zahna gegen Grün-Weiß Wittenberg. Anschließend haben alle Männer-Teams 60 Minuten Zeit zur Erwärmung. Der Anpfiff zur ersten Partie ertönt um 13 Uhr. Am Start sind neben der iranischen Nationalmannschaft noch Oberligist HG 85 Köthen, Verbandsligist SV Grün-Weiß Wittenberg und ein gemischtes Team mit Handballern der SG Kühnau, Jessener SV 53 und Blau-Rot Coswig. Das Ende ist für 20 Uhr geplant. Beim EM-Vorbereitungsturnier in Polen hat der Iran Ende 2015 hinter den Gastgebern und Tschechien Rang drei belegt.
„Dann wird 13 Tage Noroz gefeiert“, verrät der ehemalige Nationalspieler, der trotz seiner Flucht aus seinem Heimatland immer noch gute Kontakte zum Handball-Präsidenten pflegt. In der Noroz-Zeit verbringen die iranischen Familien viel Zeit in öffentlichen Parks und stimmen sich beim Barbecue auf das neue Jahr ein.
Bei der Stadtführung am Silvesterabend hat Mohammad Daneshyar dem 60-jährigen Mahdavi viel über Wittenberg erzählt. „Vor allem über Martin Luther“, so der Präsident, den es sehr gefreut hat, dass seine Jungs bei der Silvesterparty auf dem Marktplatz schnell Kontakt zu den Einheimischen gefunden haben. „Sport verbindet die Menschen“, sagt er und liefert noch ein paar Fakten aus seinem Verband. Insgesamt spielen im Iran 12 000 lizenzierte Sportler Handball. In der Premier- League gehen zwölf Teams auf Titeljagd, in der zweiten bis vierten Liga sind weitere 68 Mannschaften organisiert. „Alle Handballer mit einem Spielerpass erhalten auch eine ärztliche Rundum-Versorgung“, so der Präsident, der weiß, dass der Fußball in seinem Land einen viel höheren Stellenwert genießt. „Das ist die Sportart Nummer eins. Beliebt ist auch Wrestling. Das läuft aber mit weniger Show wie in den USA ab.“
Die Spieler der Nationalmannschaft lauschen dick eingehüllt seinen Worten und machen die ersten Selfies mit der Schlosskirche im Hintergrund. Ein generelles Verbot, am Wittenberger Neujahrslauf teilzunehmen, haben die 15 Akteure nicht erhalten. „Wir wollen vor dem Turnier noch dreimal trainieren. Da darf sich keiner verletzen“, betont der Präsident.
Der Start- und Zielraum vor der Schlosskirche füllt sich mit ankommenden Läufern. Die meisten schnappen sich ein Glas Sekt, um mit ihrem Gesprächspartner auf das neue Sport-Jahr anzustoßen. Viele berichten von ihren Zielen, von Halb- bis Marathon ist alles dabei. Der „harte Kern“ aus den ersten beiden gemeinsamen Gesundheitsaktionen von Kreissportbund und Mitteldeutscher Zeitung hat die 2,2 Kilometer durch die historische Innenstadt ebenfalls locker absolviert und findet sich zu einer lockeren Runde zusammen. „110 Teilnehmer. Das ist neuer Rekord“, sagt Organisator René Stepputtis vom Kreissportbund. (mz)
