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Geschichte in Pretzsch Geschichte in Pretzsch: Hans Löser - Der letzte Ritter

Von Marcel Duclaud 12.05.2017, 14:40
Janine Schöne und Martin Luther
Janine Schöne und Martin Luther Thomas Klitzsch

Pretzsch - „Unser letzter Ritter“, sagt Janine Schöne und weist auf eine fast mannshohe Abbildung, die Hans Löser symbolisiert, samt Schild und Schwert. Ihm gegenüber steht Martin Luther, die beiden kannten sich gut, der Reformator soll des öfteren zu Besuch auf Schloss Pretzsch gewesen sein.

Die Rede ist von freundschaftlicher Verbundenheit. Zu entnehmen ist das einer Sonder-Ausstellung, die am Freitag eröffnet wurde und bis zum Jahresende zu sehen sein wird - in einem Raum zwischen Schlossmuseum und Schlosscafé.

Gestaltet haben sie der Kommunikationsdesigner Emanuel Klieber und die Kunsthistorikerin Janine Schöne. Die 31-Jährige kümmert sich seit Februar um die Kultur im Schloss und soll damit eine Lücke füllen, die der Weggang von Martin Röthel gerissen hat, der bekanntlich auf den Chefsessel im Bad Schmiedeberger Rathaus wechselte.

Die kleine Schau, die in modernem Gewand daherkommt, ist eines ihrer ersten größeren Projekte - und angesichts des Jubiläumsjahres naheliegend. Es gehe, sagt Janine Schöne, die nach dem Studium in Passau und Heidelberg in ihre Heimat zurückgekehrt ist wegen des sozialen Netzwerks („Das echte, nicht das digitale“), in Pretzsch viel um Christiane Eberhardine, die Frau von August dem Starken.

Das ist in Ordnung, prägender noch aber sei die Geschichte um die Familie Löser, ein Adelsgeschlecht, das über 300 Jahre lang eine gewichtige Rolle spielte in Pretzsch. Der Bau des Schlosses fiel in die Zeit der Lösers, sie hatten das Erbmarschall-Amt inne, waren enge Vertraute des Kurfürsten, leisteten Dienste als Ritter.

Und dann ist da eben noch die Freundschaft mit Luther, die stärker ins Bewusstsein zu rufen die neue Ausstellung helfen soll.

Historische Exponate sind zwar Mangelware, gezeigt wird lediglich ein Stück der bei Sanierungsarbeiten entdeckten Holzbalkendecke, die mutmaßlich aus der Cranach-Werkstatt stammt, dafür sind die Informationen so übersichtlich aufbereitet, dass sie auch der eilige Besucher gut rezipieren kann. Das Adelsgeschlecht der Lösers wird kurz vorgestellt samt der Legende, wie die Familie zu ihrem Namen kam.

Sie hieß nämlich einst „von Rehfeld“, eines ihrer Mitglieder aber soll den Landesherren Rudolph I. von Sachsen-Wittenberg aus der Gefangenschaft des Markgrafen von Brandenburg befreit haben. Zum Dank wurde ihm der Name „Erlöser“ verliehen, den er aus religiöser Demut verkürzte. Wohlgemerkt, es handelt sich vermutlich um eine Legende.

Natürlich ist der Freundschaft zwischen Hans Löser und Martin Luther einiger Platz gewidmet. Luther soll dem Schlossherrn sogar eine passende Braut vorgeschlagen haben: Ursula von Porzig aus der Grafschaft Mansfeld. 1524 wurde Hochzeit gefeiert, zu den Gästen zählten Justus Jonas und Philipp Melanchthon.

Löser übernahm die Patenschaft von Luthers Sohn Paul, Luther wiederum die von Lösers Sohn Hans. Und Luther hat nach Lösers Tod im Jahre 1541 sogar den Trauergottesdienst gehalten. Geöffnet sind Museum und Café Montag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr, der Eintritt ist frei. (mz)