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Fußball-Verbandsliga Fußball-Verbandsliga: Verflixte sechs Minuten für Piesteritz

Von Michael Hübner 14.09.2015, 08:24
Der Piesteritzer Kapitän Florian Freihube (Mi.) versucht es mit Köpfchen.
Der Piesteritzer Kapitän Florian Freihube (Mi.) versucht es mit Köpfchen. Thomas Klitzsch Lizenz

Piesteritz - Heiko Wiesegart kann unmittelbar nach dem Abpfiff seinen Ärger kaum verbergen. „Wieder diese sechs, sieben Minuten“, schimpft der Trainer vom FC Grün-Weiß Piesteritz nach der 1:4-Heim-Niederlage gegen den Spitzenreiter Imo Merseburg.

Tatsächlich sorgt der Tabellenführer in 360 Sekunden kurz nach dem Seitenwechsel mit drei Treffern für die Entscheidung. Damit hat keiner der 110 Zuschauer zur Pause gerechnet. Die Gastgeber kämpfen in der ersten Halbzeit beherzt gegen einen spielerisch überlegenen Kontrahenten. „Wir hatten in der ersten Halbzeit genauso so viele Chancen wie in der zweiten. Nur haben wir die Möglichkeiten im ersten Durchgang nicht genutzt. Und so macht man einen Gegner stark“, sagt dazu Imo-Coach Tom Persich. Der Ex-Profi mit internationalen Einsätzen im Uefa-Cup - bei Union Berlin nannten die Fans den Kicker liebevoll „Keiler“ - gibt unumwunden zu: „Über einen Rückstand zur Pause hätten wir uns nicht wundern müssen“.

Christian Kehr ist nicht mehr Fußball-Cheftrainer des Schönebecker SC. In einer sehr bewegenden Rede an die Verbandsliga- Mannschaft erklärte er seine Gründe laut Vereinshomepage für diesen Schritt. Der Verein dankt Kehr für seine Arbeit in einer sehr schwierigen Zeit, insbesondere in der Saison 2014/15 als er nach dem Abgang der kompletten ehemaligen Mannschaft mit den verbliebenden Spielern und einigen A-Junioren eine vollständige Verbandsligasaison spielte. Abteilungsleiter Erik Hunker äußerte großes Verständnis und Hochachtung für den Schritt von Kehr, der mit seinem Rücktritt den Weg für einen Neuanfang frei machen möchte und alle Mitglieder damit auffordert, im Interesse des Vereins und des Fußball wieder an einem Strang zu ziehen. Frank Gabriel, bisher Co-Trainer, wird die Mannschaft vorerst führen.

Der 43-Jährige denkt da vor allem an eine Szene. Der erfahrene Torwart Christian Bölke nimmt ohne Not einen Rückpass mit den Händen auf. Schiedsrichter Alrik Luther (Halle) ahndet den technischen Regelverstoß konsequent mit indirektem Freistoß acht Meter vor dem Gehäuse. Gegen den Flachschuss von Sebastian Töpfer hat Bölke nicht den Hauch einer Abwehrchance, doch auf der Torlinie kann ein Merseburger mit einer Fußabwehr den Ball parieren (25.).

Aber jetzt sind die Piesteritzer richtig im Spiel. Es gibt Chancen, doch ernsthaft wird der Merseburger Schlussmann nicht gefordert, weil die Bälle nicht aufs Gehäuse kommen. Marvin Kleinschmidt auf der Gegenseite ist dagegen von Anfang an voll gefordert.

Bereits nach zehn Sekunden - die Piesteritzer waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal am Ball - haben die Gäste ihre erste Großchance. Es folgen weitere Möglichkeiten. Die größte versiebt ausgerechnet der Startorjäger Sebastian Schlorf, der mehrfach sträflich frei steht und das Ziel deutlich verfehlt (11.). Und dann zappelt das Leder doch im Netz (20.). Die Freude der Domstädter über die vermeintliche Führung - zu diesem Zeitpunkt durchaus hoch verdient - verebbt schnell wieder. Der Referee, der zunächst nichts beanstandet, annulliert den Treffer nach Rücksprache mit seinem Linienrichter wegen Foulspiels.

Fronten geklärt

Das sorgt später kaum für Gesprächsstoff, weil der Favorit schließlich doch noch schnell die Fronten klärt. Und da ist es ausgerechnet ein Mann namens Luther - mit Vornamen Christopher - der die Lutherstädter auf die Verliererstraße schickt. Der Führung voraus geht quasi eine Ballstafette im Piesteritzer Strafraum. Dabei spielt Steve Braun Luther, der mit dem Rücken zum Tor steht, an. Der 25-Jährige kann sich trotz Gegenspielers gekonnt - und vor allem problemlos - drehen und wuchtet den Ball unhaltbar in den Winkel (47.). Sehenswert! Nur 120 Sekunden später ist wieder Luther der Ausgangspunkt fürs 0:2. Diesmal bereitet er den Treffer für den Abwehrchef Daniel Teichmann mustergültig vor (50.). Nico Kanitz, für seine butterweichen und präzisen Flanken gefürchtet, kann einen Ball völlig ungehindert halbhoch in den Strafraum schlagen. Der Ex-Sandersdorfer Pavel Pfeifer verwandelt per Kopf perfekt (53.).

„Wir leisten uns grundlegende Fehler, wir sind zu weit weg vom Ball, und selbst bei einer Ecke werden die Männer nicht gedeckt. Und bei einer Überzahl von 6:2 darf kein Gegentreffer fallen“, so die Blitzanalyse von Wiesegart. Es spricht aber für seine Elf, dass sie jetzt nicht komplett auseinanderfällt. Dennis Marschlich - von Florian Freihube lehrbuchreif angespielt - kann das Leder in den Winkel knallen (57.). „Da war schon eine Portion Frust dabei“, räumt der 21-Jährige ein. Doch die Gäste beeindruckt das nicht. Braun markiert das 4:1 (73.) für den Meisterschaftsfavoriten. Doch über den Titel will Persich nicht reden. „Unser Ziel ist es, die Mannschaft weiter zu entwickeln“, so der Coach. (mz)

FC Grün-Weiß Piesteritz: Marvin Kleinschmidt, Patrick Pfeifer, Tom Polaszek, Florian Freihube, Daniel Gallin, Kevin Redlich (54. Brian-Lucas Körnicke), Sebastian Töpfer, Maximilian Arlt, Dennis Marschlich, Jonny Karascheski, Michael Müller