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Flämingbad in Coswig Flämingbad in Coswig: Baden wird teurer

Von Andreas Hübner 29.05.2019, 05:59
Das Coswiger Flämingbad war in der Vergangenheit immer gut besucht. Nun steigen die Preise an.
Das Coswiger Flämingbad war in der Vergangenheit immer gut besucht. Nun steigen die Preise an. Thomas Klitzsch

Coswig - Die Eintrittspreise für das Flämingbad steigen nun doch - und zwar mitten in der Saison! Um genau zu sein, werden Tagestickets um 50 Cent teurer. Der Betriebsausschuss hatte ursprünglich entschieden, dass die Preise für 2019 unverändert auf Vorjahresniveau bleiben.

Seine Rechnung ging aber nur ohne Coswigs Bürgermeister Axel Clauß (parteilos) auf. Der hatte rechtzeitig sein Veto eingelegt und so kam das Thema am vergangenen Dienstag während der Stadtratssitzung auf den Tisch.

Kompromiss vom Tisch

Wolfgang Tylsch (CDU), der nicht nur als Stadtrat sondern unter anderem auch als Mitglied in besagtem Betriebsausschuss tätig ist, hatte sich sogar vor der eigentlichen Abstimmung noch einmal zu Wort gemeldet. Der Widerspruch des Bürgermeisters sei seiner Meinung nach legitim, trotzdem aber habe er einen Kompromissvorschlag dabei.

Tylsch beantragte die Gebührenerhöhung zu beschließen, aber eben erst für die kommende Badesaison. „Preiserhöhung ja, aber erst für 2020“, adressierte er die Stadträte. Ein entsprechender Antrag wurde mit zwölf Nein- und nur neun Ja-Stimmen bei 22 anwesenden Stadträten abgelehnt, der vorliegende Beschluss zur Gebührenerhöhung ab 1. Juni dieses Jahres anschließend mit 14 Ja-Stimmen bei drei Enthaltungen bestätigt.

„Ich habe 14 Tage Zeit meinen Widerspruch einzulegen“, erklärt Clauß, „und muss das tun, wenn ein Beschluss gegen geltendes Recht verstößt oder meiner Meinung nach nicht dem Wohl der Stadt Coswig dient.“ Aus seiner Sicht musste er in diesem Falle sogar aus beiden Gründen einschreiten und „das hat auch etwas mit ausgleichender Gerechtigkeit zu tun“, begründet das Stadtoberhaupt seine unpopuläre Entscheidung vorerst recht lapidar.

Coswig leistet sich insgesamt drei Freibäder. „In Cobbelsdorf und Serno sind die Preise gestiegen“, so Clauß, „und wir wollen keinen innerstädtischen Konkurrenzkampf.“

„Außerdem ist in das Flämingbad jetzt viel investiert worden“, führt Clauß weiterhin an. Dies bestätigt Tylsch sofort: „Stimmt! Im Flämingbad hat sich viel getan. Es ist eine Menge investiert worden. Unter anderem auch viele Fördergelder.“ Einige Spiel- und Sportgeräte wurden neu angeschafft, der Eingangsbereich ist umgestaltet worden und demnächst seien auch die Sanitäranlagen an der Reihe.

„Eintrittspreise sind aber immer ein heißes Thema“, so Tylsch, „der Betriebsausschuss wollte da etwas vorsichtiger rangehen. Das Flämingbad ist in allererster Linie für Kinder und Jugendliche, die sich nicht leisten können einen Pool in den Garten zu stellen.“

Clauß aber begründet sein Vorgehen nicht nur mit den Preiserhöhungen in den anderen Stadtteilen. „Meiner Meinung nach sind wir eine Kommune, die sich inmitten der Konsolidierung befindet und wir müssen diesbezüglich geeignete Maßnahmen treffen und gerade die freiwilligen Leistungen der Stadt genauestens prüfen“, so Clauß.

Laut Beschlussvorlage werden mit Hilfe der Preissteigerung aber nur jährliche Mehreinnahmen von etwa 2500 Euro erwartet. Und gerade deswegen widerspricht Tylsch in diesem Punkt vehement. „Ich bin auch Mitglied des Finanzausschusses und kenne die Situation gut“, sagte er. „Wir haben ganz andere Konsolidierungsmöglichkeiten in der Stadt“, betont er und führt den Personalentwicklungsplan als Beispiel ins Feld.

Dabei handelt es sich um eine Auflage des Landkreises, intensiv Personalkosten zu reduzieren. „Damit anzufangen wäre bedeutend sinnvoller“, so Tylsch.

Freiwillige Sache

Schwimmbäder, Bibliotheken, Museen oder beispielsweise Spielplätze sind allerdings als freiwillige Leistungen der Kommunen definiert und stehen während anhaltender Konsolidierungsphasen zuerst zur Debatte. „Es ist unsere Pflicht, die Betriebskosten und Einnahmen so zu gestalten, dass wir das Flämingbad mittelfristig offen halten können“, so Clauß.

Dabei verweist er auch auf die Liquiditätshilfe in Höhe von 800 000 Euro, die der Stadt Coswig vom Land Sachsen-Anhalt gewährt worden und freilich zurückzuzahlen ist. „Die Eintrittspreise zu erhöhen, macht uns keinen Spaß“, meint Clauß, „ist aber notwendig.“ (mz)