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Feuerwehren im Landkreis Wittenberg Feuerwehren im Landkreis Wittenberg: Konzept zum Kirchentagswochenende ist Schwerpunkt

Von Anne Nicolay-Guckland 06.03.2017, 11:16
Für außergewöhnliche Leistungen erhielt Holger Dorn (Boßdorf) vom Landrat die „Feuerwehrspange“.
Für außergewöhnliche Leistungen erhielt Holger Dorn (Boßdorf) vom Landrat die „Feuerwehrspange“. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Die wichtigste Nachricht für die Bewohner des Landkreises wird erst am Ende der knapp dreistündigen Beratung bekannt gegeben: „Der Grundschutz und die Einsatzbereitschaft der Feuerwehren bleibt natürlich auch am Festwochenende bestehen.“

Das erklärt die Fachdienstleiterin Ute Görtler, die in der Kreisverwaltung Wittenberg für den Bereich Brand-, Katastrophenschutz und Rettungswesen zuständig ist.

Zur Jahresdienstberatung der Führungskräfte der freiwilligen Feuerwehren hatte der Landkreis Wittenberg am Samstag über 100 Stadt- und Ortswehrleute sowie Bürgermeister eingeladen. Neben der Vorstellung der Krisenplanung zum Festgottesdienst am 28. Mai wurde zunächst Bilanz gezogen.

Die Jahresdienstberatung der Feuerwehren wurde auch dazu genutzt, verschiedene Probleme an den anwesenden Vertreter des Innenministeriums (Referatsleiter vom Brand- und Katastrophenschutz Lutz-Georg Berkling) heran zu tragen. So bemängelte der Wittenberger Stadtwehrleiter Peter Krause, dass es zu wenige Plätze für die Qualifizierung von Ehrenamtlichen gebe. Der Kemberger Bürgermeister Torsten Seelig (CDU) kritisierte die Fördermittelpraxis des Landes Sachsen-Anhalts beispielsweise beim Bau eines Feuerwehrgerätehauses. Dem schloss sich sein Amtskollege aus Gräfenhainichen Enrico Schilling (CDU) an: Er wünsche sich, dass Förderrichtlinien und Vergabepraxis an die Bedürfnisse vor Ort angepasst werden. Derartige Probleme kennt auch der Jessener Bürgermeister Michael Jahn (SPD).

Zu 2.203 Einsätzen mit dem Schwerpunkt Hilfeleistung rückten die Feuerwehren des Landkreises 2016 aus. Sie löschten 226 Brände und retteten 44 Menschen. „Es war ein Jahr der Übung und Ausbildung“, erklärte Landrat Jürgen Dannenberg (Linke), der sich ausdrücklich für die Beteiligung an den beiden Katastrophenschutzvollübungen bedankte. Ebenfalls lobend erwähnte Dannenberg die Kinder- und Jugendarbeit.

Dass die dringend nötig ist, wurde bei den Ausführungen von Kreisbrandmeister Roland Karthäuser deutlich. Habe es 2012 noch 153 Feuerwehren mit 3.650 Mitgliedern gegeben, waren es 2016 nur noch 142 Wehren mit 2.792 Mitgliedern.

„Es kann nicht abgewartet werden, bis niemand mehr da ist.“ Teure Werbekampagnen würden bei der Mitgliedergewinnung allerdings nichts bewirken, „lieber soll dieses Geld 1:1 den Kommunen zur Verfügung gestellt werden“, erklärte Karthäuser vor allem in Richtung des Vertreters des Landesinnenministeriums, der bei der Versammlung in Wittenberg ebenfalls anwesend war.

Alleine könnten die Feuerwehren das Problem nicht lösen, es handele sich um ein gesamtgesellschaftliches. Problematisch sei etwa, dass die Feuerwehr zu Einsätzen angefordert werde, wo sie nicht zwingend benötigt wird. „Die Feuerwehr muss attraktiver werden und wieder Feuerwehr bleiben.“

Im Mittelpunkt der Vollversammlung stand in diesem Jahr der Krisenmanagementplan für den Abschlussgottesdienst des Kirchentages am 28. Mai. Der Landkreis bereitet sich seit Wochen auf einen eventuellen Katastrophenfall vor.

Mit dem Sicherheitskonzept, das der Reformationsjubiläumsverein als Veranstalter erarbeitet, haben diese Planungen nichts zu tun. Der Kreis muss für den Fall einer Katastrophe vorsorgen und entsprechende Einsatzbereitschaft herstellen. 200.000 Menschen werden am 28. Mai auf den Elbwiesen erwartet.

Nils Huber, seit Sommer 2016 Abteilungsleiter Brand- und Katastrophenschutz, stellte die konkreten Pläne vor. Demnach werden die Feuerwehren aus dem Landkreis an dem Festwochenende die Veranstaltung mit Personal und Fahrzeugen unterstützen.

Sie sollen nur zum Einsatz kommen, wenn es tatsächlich zur Katastrophe kommt, müssen sich für diesen Fall aber von Samstag- bis Sonntagabend an vorher festgelegten Standorten bereithalten. Bereits festgelegt ist, welche Autos von welchen Feuerwehren stationiert werden sollen, kommende Woche würden die Städte darüber informiert.

Neben dem Krisenmanagementplan gab Abteilungsleiter Nils Huber aber auch Einblick in den generellen Stand der Planungen: Insgesamt vier Bereitstellungsräume werden an dem Wochenende eingerichtet, zwei davon in Wittenberg, außerdem werden Kräfte in Dabrun und in Bergwitz stationiert.

Neben einer Brandsicherheitswache sei die Einrichtung eines Sanitätsdiensts in der Innenstadt an sieben verschiedenen Stellen geplant. Entzerrt werden sollen die Besucherströme auch durch eine Pontonbrücke über die Elbe.

Damit die Rettungskräfte im Katastrophenfall auch die Festwiese befahren können, wird ein befestigter Rettungsweg angelegt, auf dem jederzeit auf das Areal auf- aber von ihm auch wieder weggefahren werden kann.

„Wir sind froh, dass wir auf Sie zurückgreifen können“, motivierte Huber die ehrenamtlichen Feuerwehrleute, die allerdings wie gesagt nicht alle am Festgottesdienst beteiligt sein werden.

Auf Nachfrage ergänzte Fachdienstleiterin Görtler vom Bereich Brand-, Katastrophenschutz und Rettungswesen, dass die Sicherheit im Landkreis nicht aufs Spiel gesetzt wird. Nur ein Teil der ehrenamtlichen Rettungskräfte und Fahrzeuge werde in der Nähe von Wittenberg stationiert, die prinzipielle Einsatzbereitschaft der Wehren werde gewährleistet.

Dies, so Görtler, gelte auch für den Sanitätsbereich. So würden etwa die Johanniter vom Veranstalter für die Versorgung der Besucher auf der Elbwiese engagiert, aus dem ganzen Bundesgebiet sollen dazu Einsatzkräfte nach Wittenberg kommen. (mz)