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Feuerwehr in Zörnigall Feuerwehr in Zörnigall: Florians Flöhe

Von Ute Otto 04.03.2019, 11:20
Erste Hilfe: Alessa bringt Paul in die stabile Seitenlage. Sie braucht bei der Übung noch die Hilfe der Betreuerin.
Erste Hilfe: Alessa bringt Paul in die stabile Seitenlage. Sie braucht bei der Übung noch die Hilfe der Betreuerin. Ute Otto

Zörnigall - Ab 16 Uhr wird es lebendig am Freitagnachmittag am Feuerwehrhaus in Zörnigall. Eltern, auch aus dem Nachbarort Bülzig, bringen ihre Sprösslinge zum monatlichen Dienst bei der Kinderfeuerwehr. „Rasch, eine Hose anziehen“, schickt Nicole Zimmermann, die Kinderfeuerwehrwartin, jeden Ankömmling ins Gerätehaus.

Unter dem Bord, auf dem gelbe Kinderhelme für die Kleinen in Griffhöhe aufgereiht bereit liegen, hängen die strapazierfähigen blauen Latzhosen mit gelben Reflektorenstreifen. „Die Stadt hat die Bekleidung beschafft, sie unterstützt uns sehr gut“, sagt Nicole Zimmermann.

Wer bei der Kinderfeuerwehr mitmachen darf, ab einem Alter von fünf Jahren ist das möglich, kann sich natürlich schon selbst anziehen.

Aufstellung im großen Kreis

Zu Dienstbeginn pünktlich 16.30 Uhr heißt es Aufstellung nehmen - nicht in Reih und Glied, sondern in einem großen Kreis. Unter die Kinder haben sich neben der Chefin weitere Helferinnen gemischt: Anne Moszejewski (24 Jahre), Michelle Neumann (19), Ella Funke (16) sowie Jugendfeuerwehrwart Jens Voigt (36). Außerdem gehört noch Diana Schlesinger (36) zum Betreuerteam.

Immerhin sind 15 Kinder, neun Jungen und sechs Mädchen zwischen fünf und neun Jahren zu hüten und die können schon mal gefühlt zum Sack Flöhe werden. „Anne und ich sind Erzieherinnen von Beruf“, verrät Nicole Zimmermann, dass ihr das Metier vertraut ist.

In ihrem Ehrenamt vereint sich dreifache Liebe - zu ihrem Mann Stephan Zimmermann, der Wehrleiter ist, zur Feuerwehr - wo sie selbst aktives Mitglied ist, und eben zu Kindern. Unter dem feuerwehrbegeisterten Nachwuchs ist auch Zimmermanns Sohn Liam. „Er war der Anlass, dass wir 2015 die Kinderfeuerwehr gegründet haben“, verrät die Chefin. Aber da durfte Liam, der jetzt erst sechs Jahre alt ist, noch nicht mitmachen.

Zu Beginn gibt es ein Spiel. „Mäusebussard und Mäuse“, rufen die Kinder - das flotte Fangespiel, wo Jäger und Gejagte immer wechseln, gehört zu ihren Favoriten. Nicht nur, dass sich die Kinder dabei austoben, um sich anschließend konzentrierter der Tagesaufgabe zu widmen. Sie lernen dabei schon Regeln und Rücksichtnahme auf Jüngere und Schwächere.

Da lässt sich auch Conny, der als Maus Runde um Runde sprintet, von der zwei Jahre jüngeren Flavia fangen, obwohl er noch ewig laufen könnte. Aber dann würde es ja für die anderen langweilig.

Knoten- und Gerätekunde und Erste Hilfe stehen anschließend auf dem Dienstplan. Nicole Zimmermann verteilt Zettel an die Kinder, auf denen sie an den drei Stationen Stempel sammeln können. Die Erste-Hilfe-Übung findet im Schulungsraum in der ersten Etage des Gerätehauses statt. „Was gilt für das Gerätehaus?“, fragt die 36-Jährige, ehe sie die Kinder in ihre Aufgaben entlässt. „Langsam gehen“, kommt es prompt zurück. Diszipliniert halten sich die Kinder daran.

Luca und Leonie, zwei von derzeit drei Mitgliedern der Jugendfeuerwehr, haben die Aufgabe, mit den Kindern Knoten zu üben. Luca zeigt den Schwung, den es beim Zimmermannsschlag braucht, damit sich das Seilende um sich selbst schlingt. Der Knoten kommt zum Einsatz, wenn Gegensände an einem Seil nach oben gezogen werden müssen.

Durch die Last festigt sich der Knoten dann selbst. Ebenso der doppelte Ankersteg, den Leonie demonstriert. Einen Zusatzpunkt können sich die Kinder verdienen, wenn sie die Schleife an einem Schnürschuh richtig binden. Nachdem der Klettverschluss in der Schuhindustrie Einzug gehalten hat, können längst nicht mehr alle Kinder beim Schuleintritt eine Schleife binden. „Deshalb üben wir das hier auch“, so Nicole Zimmermann.

Jens Voigt macht mit den Kindern die Gerätekunde. Zunächst müssen sie die Teile auf Bildern erkennen. Den Zumischer hat der siebenjährige Arjen richtig benannt. Er weiß auch, dass er für das Löschen mit Schaum benötigt wird und hat keine Mühe, das Gerät im Gerätewagen ausfindig zu machen. Ob Hosenstück, Saugkorb oder Scheinwerfer, die Kinder sind erstaunlich firm.

Auch in der Ersten Hilfe. Stabile Seitenlage wird heute geübt. „Hallo, können sie mich hören!“ - Alessa vergisst nicht, vorab zu prüfen ob ihr Patient Paul ansprechbar ist und beauftragt ein anderes Kind, einen Notruf abzusetzen. Die Nummer können sie im Schlaf: 112.

An die Zukunft denken

Alle diese Elemente sind Bestandteil der Kinderfeuerwehrstafette. Die Zörnigaller Kinder nehmen sogar schon an Wettbewerben teil, erzählt Nicole Zimmermann. In diesem Sommer wollen sie das erste Mal ein Wochenende mit Übernachtung im Gerätehaus organisieren.

Der nächste Höhepunkt soll ein Flohmarkt am 27. April sein. Der örtliche Feuerwehrverein, Eltern und Gewerbetreibende unterstützen die Kinderfeuerwehr mit Sachleistungen oder Geldspenden, ein bisschen wollen sich die Kinder mit Altpapiersammeln selbst verdienen. Ein Container dafür steht am Gerätehaus in Zörnigall bereit.

„Weil es Spaß macht“, kommt der Bülziger Arjen gerne zur Kinderfeuerwehr, obwohl er bekennt, dass er auch sehr gern Fußball spielt. „Ich finde Feuerwehr schön, weil sie Tiere vor Bränden rettet und Katzen von Bäumen“, sagt die sechsjährige Flavia. Wenn im nächsten Jahr die Bülziger Kinderfeuerwehr ihr Fünfjähriges feiert, werden die ersten Kinder in die Jugendfeuerwehr gewechselt sein. „Wir hoffen, dass die sich wieder füllt“, sagt Jens Voigt. Der Anfang stimmt ihn optimistisch. (mz)

Knotenkunde bei Luca und Leonie von der Jugendfeuerwehr
Knotenkunde bei Luca und Leonie von der Jugendfeuerwehr
Otto
Spielen kommt nicht zu kurz. Chefin Nicole Zimmermann jagt das Mäuschen.
Spielen kommt nicht zu kurz. Chefin Nicole Zimmermann jagt das Mäuschen.
Otto
Gerätekunde
Gerätekunde
Otto