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Ferien in Coswig Ferien in Coswig: Mit Schlafmaske im Kanu

Von Ilka Hillger 27.07.2016, 18:12
Bevor er die Schlafmasken verteilt, erzählt Manfred Bühnemann den Kindern die passende Geschichte zum folgenden Abenteuer in den Kanus.
Bevor er die Schlafmasken verteilt, erzählt Manfred Bühnemann den Kindern die passende Geschichte zum folgenden Abenteuer in den Kanus. Hillger

Coswig - Kanu fahren in Finsternis und nur der Steuermann kann - dank einer Stirnlampe - etwas sehen. In solche Verlegenheit kommt man nicht oft, wenn man der Geschichte von Manfred Bühnemann lauscht aber schon. Am Dienstag versammelt der Ferienlagerleiter am Ostufer des Coswiger Flämingbades die Kanus am Steg und hebt zu einer abenteuerlichen Geschichte an.

In den Booten lauschen Kinder und erfahren vom Unwetter, dass erst die Weiterfahrt verhindert und dann dafür sorgt, dass die Tagesstrecke nicht geschafft wird. „Wir aber paddeln weiter und es wird Nacht“, sagt Bühnemann und macht es den Mädchen und Jungen tatsächlich dunkel. Der 42-Jährige verteilt Schlafmasken an die Besatzungen. Nun geht es orientierungslos - bis auf den Steuermann - hinaus auf den See. War es bei den kleinen Wettstreiten zuvor noch laut in den Booten, hört man jetzt lediglich einige Kommandos. „Sie konzentrieren sich, müssen sich auf das Team verlassen“, so Bühnemann, der die Geschichte zum Erlebnis lieferte.

Außerhalb der Sommerferien werden die 13 Ferienhäuschen im Coswiger Feriendorf Elbe (Ziekoer Landstraße 4) vor allem von Gruppen und Familien oder für Projekttage gemietet. Ein besonderes Angebot sind die Aktivurlaube mit Paddeltouren, die man an einem oder über mehrere Tage buchen kann. Verschiedene Streckenabschnitte der Elbe lassen sich dabei erleben. Das Freibad, dass sich direkt an die Ferienanlage anschließt, bietet im Sommer den Kindern des Ferienlagers und den Urlaubern Erfrischung.

So hält es der Mann bei vielen Aktivitäten, die jede Ferienwoche aufs neue die Kinder am Rande von Coswig im Feriendorf Elbe beschäftigen. In dieser Woche ist der fünfte und damit letzte Durchgang für diesen Sommer zu Gast. Nächste Woche kommen noch Familien mit Kindern, dann hat der Ferienspaß ein Ende und Manfred Bühnemann erwartet Lehrlings- und Schulklassen, die das Feriendorf zum Schuljahresbeginn gerne für eine erste Kennlernphase nutzen.

13 Häuser bietet der Besitzer der Anlage dafür an. Rot, gelb und grün gestrichen, stehen sie im großen Rund und geben der Anlage mit Volleyball-Feld und großem Aufenthaltspavillon in der Mitte die Form. Jeder Bungalow hat zwei Schlafräume mit je zwei bis drei Betten, einen kleinen Wohnraum, Bad mit Dusche und Miniküche. „Das ist doch komfortabel“, findet Bühnemann. Wenn die Ferienkinder da sind, kehre am Abend schnell Ruhe ein. „Ganz anders als in den großen Räumen, die ich noch aus meiner Ferienlagerzeit kenne.“

Die muss für den 42-Jährigen außergewöhnlich schön gewesen sein. „Ich habe jedenfalls damals schon gesagt, dass ich später mal Ferienlagerleiter werden will.“ Das später begann für ihn dann doch erst 2012, zuvor war sein Job als Angesteller im Großhandel doch meilenweit vom einstigen Wunsch entfernt. 2002 wurde Bühnemann neuer Besitzer des Feriendorfes, einer alten FDGB-Anlage, die in den Verpachtungsjahren nach der Wende bis zur Bühnemann-Übernahme „ihren Rest wegbekam“. „Es war nicht leicht aus solch einem verbrannten Ort wieder etwas zu machen.“ Nachdem der 42-Jährige vor vier Jahren sein Berufsleben gänzlich auf das Feriendorf ausrichtete, bilanziert er stabile bis sehr gute Auslastung.

Das Angebot einer Ferienbetreuung lag für ihn nahe. „Wenn man mit den Kindern 14 Tage in den Urlaub fährt, bleiben noch vier Wochen, und Großeltern haben auch nicht immer Zeit“, sagt er. Wohl aber die sechs Betreuer nebst Bühnemann, die sich vom Wecken bis zur Nachtruhe ganz ihren Schützlingen auf Zeit widmen können. Der Ferienlagerchef kann beim saisonalen Personal inzwischen auf einen Stamm zählen, zumeist Lehramtsstudenten.

Die Ferienkinder kommen meist aus Sachsen-Anhalt und den Randgebieten von Sachsen und Brandenburg. Toll findet Bühnemann, dass die Alexianer mit ihren Krankenhäusern in Wittenberg und Dessau und die Coswiger Herzklinik einen Teil der Kosten für den einwöchigen Aufenthalt der Kinder ihrer Mitarbeiter übernehmen. „Das ist ein Beispiel, dass Schule machen könnte“, sagt er.

Ganz praktisch im Feriendorf ist zudem das Lokal „Zum Fläminger Plumps“ auf dem Hügel überm Flämingbad als Versorgungsstation für Kinder und Betreuer, denn es gehört gleichfalls zum Feriendorf. Die räumliche Trennung von den Aktivitäten im Ferienlager gefällt Manfred Bühnemann. „Da lassen sie nicht alles stehen und liegen, um schnell wieder an die Tischtennisplatte zu kommen“, meint er.

Das von den Kindern selbst organisierte Turnier mit den kleinen Bällen oder auch mal eine Disco am Abend sind die Kontinuitäten in Ferienlagern, die auch Bühnemann noch kennt. Er nennt aber noch mehr Reize für die Ferientage ohne Eltern. „Der Ortswechsel ist toll, man ist selbst verantwortlich und auch die erste Freundin gehört dazu“, zählt er auf und beschreibt noch mal den eigenen Kindheitsmoment, als er in Piesteritz auf den Bus wartete, der die aufgeregten Kinder abholte, und nach gefühlt stundenlanger Fahrt dann doch nur in einem kleinen Ort nahe Torgau ankam.

Heimweh kannte der Ferienlagerchef übrigens nicht, Rezepte dagegen hat er trotzdem. „Heimwehpflaster und Heimwehbonbons“, empfiehlt er und die etwas intensivere Betreuung. Das habe damals geholfen - und tut es auch heute.Informationen zum Feriendorf und den Ferienlagerdurchgängen gibt’s bei www.feriendorf-elbe.de im Netz.

(mz)