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Erich Viehweger Erich Viehweger: Porträtist der Region

Von Marcel Duclaud 16.02.2018, 17:49
Ansicht des Pretzscher Schlosses: Die Lithografie von Erich Viehweger stammt aus dem Jahr 1981, damals wurde die 1000-Jahrfeier begangen.
Ansicht des Pretzscher Schlosses: Die Lithografie von Erich Viehweger stammt aus dem Jahr 1981, damals wurde die 1000-Jahrfeier begangen. privat

Pretzsch - Für die neue Ausstellung wird sogar die Fläche erweitert, gerade ist ein Team damit beschäftigt, an Wänden im Flur des Ostflügels Schienen zu installieren, an die später Bilder gehängt werden können. Im Arbeitszimmer von Janine Schöne warten indes zahlreiche Abbildungen von Landschaften und Gebäuden, von denen viele bekannt sind, seltener Porträts und abstrakte Sujets.

Im Schloss Pretzsch ist seit längerem ein ambitioniertes Projekt in Arbeit - und steht kurz vor dem Abschluss. Es handelt sich um eine „retrospektive Schau zum Wirken des Theatermalers Erich Viehweger“, die am Samstag eröffnet werden soll.

Bilder in den Wohnstuben

Der Künstler aus Wartenburg, der 1992 starb, war ein bekannter Mann hier, er gilt als „Porträtist der Region“, nicht zuletzt deshalb, weil in nicht wenigen Wohnstuben noch Bilder von seiner Hand hängen, weil die Wittenberger Zeitung einst Grafiken veröffentlichte, weil die Motive, die er festhielt, oft historische Wahrzeichen oder eben Landschaften seiner Heimat waren.

Es ist beileibe nicht die erste Ausstellung mit Bildern von Erich Viehweger im Kreis, möglicherweise aber könnte es die letzte sein, zumindest in solch umfassender Form. Nach den Worten der Kunsthistorikerin Schöne, die die Schau vorbereitet, erwägt Tochter Gabriele Viehweger, die einen Großteil des Nachlasses hütet, ihn in der Familie weiterzugeben.

Auf die Spur des Theatermalers, der so genannt wird, weil er über 20 Jahre lang am Elbe-Elster-Theater für Bühnenbild und Kostüme zuständig war, kam die junge Frau, die sich im Schloss um die Kultur kümmert, durch einen Tipp von Ortschronist Erhard Dubrau. Der hatte für das Heimatmuseum der Stadt eine Lithografien-Sammlung erhalten, die Viehweger zur 1000-Jahrfeier von Pretzsch Anfang der 1980er Jahre anfertigte. Janine Schöne setzte sich mit Tochter Gabriele Viehweger in Wartenburg in Verbindung und stieg nach und nach tiefer ein in die künstlerische Welt des Erich Viehweger.

Umfangreicher als gewöhnlich fällt die Eröffnung der Schau am Samstag ab 17 Uhr im Schloss Pretzsch aus. Zum Auftakt sprechen Wolfram Flämig, Vorsitzender des Heimat- und Kulturvereins „Eberhardine“, und Gabriele Viehweger, Tochter des Künstlers. Die Einführung übernimmt Janine Schöne. Im Anschluss hält die Kunsthistorikerin Christine Hübner von der Universität Göttingen ab 18.30 Uhr einen wissenschaftlichen Vortrag zur Bühnen- und Theatermalerei. Die Ausstellung ist bis zum 1. Mai zu sehen: Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr; Samstag und Sonntag im Februar und März von 11.30 Uhr bis 17 Uhr. Begleitet wird die Exposition von zwei Veranstaltungen: Am 17. März findet ab 10 Uhr ein Workshop für Kinder ab fünf Jahren statt, in dem die Gemälde begutachtet und kreativ reflektiert werden. Jugendliche und Erwachsene können am 6. April um 14 Uhr an einem geführten Rundgang teilnehmen. Anmeldungen und Informationen gibt es telefonisch unter 034926/56 30 oder per Email an [email protected].

Dass sie zunehmend fasziniert war, verhehlt die Kunsthistorikerin nicht. Sie spricht von der künstlerischen Entwicklung, die sie im Pretzscher Schloss zeigen möchte, von stilistischer und technischer Vielfalt. In seiner späten Phase hat der Wartenburger, der eigentlich aus Bremerhaven stammt und dank eines Stipendiums der Stadt in den 1920er Jahren in Berlin an der staatlichen Kunstschule studieren durfte, sogar zur Abstraktion gefunden. Das Gefällige, sagt Janine Schöne, sei die eine Seite gewesen. Auf der anderen begannen „Formen und Farben regelrecht zu explodieren“. Was vorher eher statisch gewesen sei, wurde plötzlich ausgesprochen dynamisch: „Für mich“, so die Pretzscher Kunsthistorikerin, „ist das eine spannende Entdeckungsreise.“ Sie nennt Erich Viehweger einen fundierten Künstler mit großer regionaler Bedeutung, dem es gelungen sei, nicht wenigen Menschen Kunst nahe zu bringen.

Zu sehen sind ab dem Wochenende im Schloss der Elbestadt knapp 60 Arbeiten, zum großen Teil Leihgaben von Gabriele Viehweger, zum kleinen Teil von Pretzscher Bürgern. Dazu gehören Kostümentwürfe ebenso wie Bühnenbilder (das von der „Romeo und Julia“-Inszenierung), Blätter aus dem Krieg, wo Viehweger Landschaften und Städte abbildet, nicht jedoch das Kriegsgeschehen, bekannte Motive aus der Region und eben auch einige abstraktere Arbeiten. Nachgezeichnet wird das Wirken des Erich Viehweger anhand seiner Lebensstationen.

Wunsch nach mehr Zuspruch

Dass die Ausstellung, die Samstag eröffnet wird, weit über gewöhnliche Galeriearbeit hinausreicht, betont Janine Schöne. „Sonst treffen die Künstler ihre Auswahl. Hier musste ich Nachforschungen anstellen und die Bilder zusammensuchen. Mir hat das große Freude bereitet.“ Sie hofft denn auch auf mehr Zuspruch als gewöhnlich und räumt ein, dass sie der kleinen Galerie im Schloss Pretzsch mehr Aufmerksamkeit wünscht - in der gesamten Region. (mz)

Hin zur Abstraktion: Erich Viehweger, ohne Titel, Aquarell
Hin zur Abstraktion: Erich Viehweger, ohne Titel, Aquarell
privat