Erfahrungsaustausch bei NaturschützernErfahrungsaustausch bei Naturschützern: Ranger bei Nagern
Münsterberg - Fachleute aus deutschen Großschutzgebieten informieren sich im Biosphärenreservat über den verantwortungsvollen Umgang mit dem Biber.
Sachsen-Anhalt ist Biberland. Europas größten Nager gibt es hier gut 3.000 Mal. Im Biosphärenreservat Mittelelbe sind 1.800 Tiere beheimatet. „Wir können mit dem Biber“, sagt Ranger Lothar Händler. Jahrelange Erfahrung ist die Trumpfkarte, die er mit seinen Kollegen ausspielt. Das hat sich herumgesprochen.
„Der Biber ist unser Spezialgebiet“, scheut Händler nicht zu sagen. Auch vor diesem Hintergrund ist das Biosphärenreservat ins Visier von Europarc Deutschland gerückt. Das ist der Dachverband aller Großschutzgebiete. Die Mittelelbe gehört wie Harz, Drömling oder Teile des Schwarzwaldes dazu. Einmal jährlich ist Erfahrungsaustausch. Diesmal war der Biber Dreh- und Angelpunkt des Geschehens.
Castor fiber albicus - der Elbebiber – formt sein Revier. Wie es der Luchs im Harz tut. „Es ist schon interessant zu hören, wie Kollegen mit der jeweiligen Situation vor Ort umgehen. Es geht ja immer um den Einklang von Mensch und Natur“, erzählt Händler. Der Biber müsse weder verteufelt noch mit Samthandschuhen angepackt werden. „Es geht einfach ums vernünftige Miteinander.“
Doch Naturschutz kollidiert durchaus mit Interessen der Land- und Forstwirtschaft. In der Region rund um Oranienbaum-Wörlitz bereitet der Biber mitunter auch Hauseigentümern Sorgen. „Staut er hier die Gräben zu sehr an, kann das Wasser nicht richtig weg. Schnell sind die Keller feucht.“ Händler und Kollegen machen sich stark fürs Bibermanagement und stellen ihre Arbeit gern in großer Runde vor.
„Wir haben seit gut zehn Jahren Biber im Revier“, erzählt Karsten Voigt. Er ist Mitarbeiter im brandenburgischen Naturpark Nuthe-Nieplitz. Dort gibt es mittlerweile zwölf Reviere. Bei durchschnittlich 3,3 Tieren pro Revier dürfte der Bestand bei 40 Bibern liegen. „Kein Vergleich zu hier“, sagt Voigt mit einem Augenzwinkern. Dennoch will er fit sein im Umgang mit dem Nager.
Dass der durchaus zum Problemfall werden kann, liegt auf der Hand. Nicht überall ist sein Vorkommen sinnvoll. „Wir reden aber nicht vom Abschuss. Wir stellen unsere Methoden beim Fang und der Umsiedlung von Tieren vor“, betont Lothar Händler.
Gerade jetzt sind die Ranger dabei, mit Fang und Umsiedlung für mehr Leben in der Biberfreianlage an der Kapenmühle zu sorgen. Dort soll sehr bald wieder das Leben einer intakten Biberfamilie beobachtet werden können. Biber hautnah erleben und Wissen aneignen: Auch das ist ein Beitrag für das vernünftige Miteinander von Mensch und Tier.
Aber was, wenn der Nager Gräben zu sehr anstaut? Einerseits ist es wichtig, dass der Eingang zu seiner Burg ständig unter Wasser liegt. Andererseits kann er mit seinen Dämmen zweifellos zur weitflächigen Vernässung beitragen, Acker- und Wiesenflächen unbrauchbar machen. Das Mittelmaß zählt.
Die Ranger von der Mittelelbe setzen auf Drainagen. Heiko Engel demonstriert das Vorgehen. Ein langes Rohr wird durch den Damm geschoben. Das Ende auf der wasserführenden Seite wird verschlossen, Längsschnitte sorgen dennoch für den Ablauf. „Der Biber braucht lange, bis er das Rohr zugestopft hat. Und wir können über die Abflussmenge den Wasserstand regulieren.“ (mz)