Einweihung in Plossig: Einweihung in Plossig: Ansturm auf die Bockwindmühle

Plossig - Sekunden nach dem letzten Hammerschlag geht der Ansturm auf die Bockwindmühle los. Die Besucher strömen ins Innere des Wahrzeichens von Plossig und sind fasziniert von der alten Technik, die der örtliche Mühlen- und Dampfmaschinenverein wieder zum Leben erweckt hat. Chef Wilfried Pötzsch lobt beim Richtest den Enthusiasmus und die Willenskraft seiner Vereinsmitglieder, denn nach dem Abbau der Mühle Ende Oktober 2017 in Schweinitz sei die Mängelliste so hoch wie das kulturhistorische Denkmal selbst gewesen.

„Doch ein Verein muss Visionen haben“, verteidigt er das Mammutprojekt. Schatzmeisterin Anna Seidel betont, dass die fachgerechte Restaurierung der Mühle bisher 200 000 Euro gekostet hat, 75 Prozent der Summe wird durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) gefördert. Für die Fertigstellung (Flügel, Technik) werden noch einmal 120 000 Euro benötigt.

„Wir haben dafür auch einen Antrag auf Fördermittel gestellt. Wenn wir diese bewilligt bekommen, ist die Mühle voraussichtlich im Jahr 2021 fertig.“

Ulrich Blümner aus Bismark (Altmark) und Stefan Leder aus Plossig heben sich aus der Masse heraus. Die beiden Handwerker tragen eine Zimmermannskluft und halten vor etwa 200 Besuchern die Rede zum Richtfest. „Die Restaurierung einer alten Mühle ist immer eine Herausforderung“, meint Blümner, der mit seiner Firma entscheidenden Anteil am Ab- und Aufbau der Mühle gehabt hat.

Der Unternehmer betont, dass es ihm am Herzen liegt, historische Technik zu erhalten. Verbaut sind die Holzsorten Kiefer, Eiche und Lärche. Die beiden Männer erzählen, dass sie über den Mühlen- und Dampfmaschinenverein zusammengekommen sind. Im Gespräch haben die beiden Zimmerleute schnell gemerkt, dass die Chemie stimmt. „Stefan hat sich angeboten, mir als Vereinsmitglied ehrenamtlich am Bau zu helfen“, sagt Blümner, der das unkomplizierte Miteinander als „perfekt“ bezeichnet.

Beim Nägel einschlagen in den Holzbalken - abschließendes Ritual bei einem Richtfest - wird Leder von Tochter Lenja-Marie und dem Bundestagsabgeordneten Sepp Müller (CDU) unterstützt.

Der Dreikampf ist schnell entschieden. Leder „pfeffert“ den 210er Nagel mit Schwung ins Holz, sein fünfjähriger Sprössling folgt auf dem zweiten Platz. Müller zeigt als Handballer, dass er genügend Kraft im Wurfarm besitzt, doch sein stählerner Gegner bekommt unter der Wucht ein gekrümmtes „Rückgrat“.

Landrat Jürgen Danneberg (Linke) lobt in seinem kurzen Grußwort das Engagement des Teams um Wilfried Pötzsch, dass es geschafft hat, aus etwas Alten etwas Neues zu machen und der Mühle ein schönes zu Hause zu geben. „Vor dieser Leistung kann ich nur den Hut ziehen. Die Realisierung des Projekts hat viel Kraft gekostet.“

Im Rahmen des Festes nimmt der Landrat Maurermeister Christian Kainz als 27. Mitglied des Vereins auf. Der Vorsitzende des Kreisbauernverbands, Ralf Donath, betont, er sei fasziniert von alter Technik und bewundere den Mut der Plossiger, solch ein Mammut-Projekt überhaupt anzuschieben.

Wilfried Pötzsch kommt noch einmal auf das Thema Visionen zu sprechen. Rund um das kulturhistorische Bauwerk soll ein Mühlenpark mit Backofen, historischer Technik sowie einer Bienen- und Insektenfarm entstehen. Nach dem Applaus geht es wie eingangs erwähnt ins Mühlenhaus - und zwar mit Schwung! (mz)