Eichenkranz Wörlitz Eichenkranz Wörlitz: Eine Küche zum Geburtstag

Wörlitz - Die schönsten Geschenke zu einem Jubiläum macht man am besten sich selbst. So haben es in diesem Sommer Simone und Thomas Guß in Wörlitz gehalten. Zehn Jahre ist es schon wieder her, dass das Ehepaar Café und Gaststätte am historischen Eichenkranz betreibt.
„2006 haben wird das Objekt von der Gesellschaft der Freunde des Dessau-Wörlitzer Gartenreiches gepachtet“, sagt Simone Guß. Nun, zum Geburtstag, gibt es endlich auch eine richtig große Küche. „Das ist vorerst der letzte Bauabschnitt für uns“, so die Geschäftsfrau, die „Moni’s Konditorei und Café“ 1993 in der Parkstadt eröffnete.
In der neuen Küche stehen Enrico Rusche und Torsten Hempel an den Töpfen. Die beiden Köche sind begeistert vom Arbeitsplatz. Über „viel mehr Platz“ freut sich Hempel, während Rusche einen Burger zubereitet. Schon seit dem vergangenen Jahr hat das Café am Eichenkranz sein Angebot um Speisen erweitert und bietet seitdem mehr als Kaffee, Kuchen und den kleinen Imbiss an, mit dem man vor zehn Jahren startete.
„Wir haben zehn, zwölf Gerichte, die aller zwei Monate wechseln“, sagt Simone Guß, und schon wird der fertige Burger am Ausgabefenster abgeholt und zum Gast gebracht, der am Tisch auf der Obstwiese hinter dem Hauptgebäude sitzt. Die Kellnerinnen müssen zur Küche zwar zwischen Haupthaus und Wirtschaftsgebäude pendeln, aber „wenn es regnet, kommt eine Haube aufs Essen“.
Konditormeisterin Simone Guß und Ehemann Thomas Guß eröffneten ihre Konditorei mit Ladenverkauf am 4. Januar 1993 in Wörlitz. Sie begannen mit fünf Mitarbeitern und belieferten Hotels, Gaststätten und produzierten für die Wörlitzer. Seit der Eröffnung wurden mehr als ein Dutzend Lehrlinge als Konditor, Fachverkäufer im Konditoreihandwerk und Fachkraft im Gaststättengewerbe ausgebildet. Das Café mit 35 Sitzplätzen in der Konditorei wurde im Sommer 1996 eröffnet. Nachdem 2006 das Café am Eichenkranz hinzu kam, war Simone Guß vor zwei Jahren noch einmal gefordert. Als die Bäckerei im Ort geschlossen wurde, schuf sie in der Konditorei die Möglichkeit, Brot und Brötchen zu verkaufen. (mz/ihi)
Mit der Küche ist das Wirtschaftsgebäude nun komplett geworden. Dass es überhaupt als Neubau wieder entstanden ist, sei Karin Zinkann zu danken. „Sie hat das damals mit einer beträchtlichen Spende ermöglicht“, berichtet Simone Guß über die Freundin des Gartenreiches.
Als das Ehepaar Guß die Pacht antrat, standen zwar das sanierte Hauptgebäude des Cafés und das Wirtschaftsgebäude, den Innenausbau mit Maler- und Fliesenarbeiten mussten die Pächter hingegen selbst stemmen. „Da sind wir inzwischen im sechsstelligen Bereich“, rechnet Thomas Guß die drei Bauabschnitte aus einem Jahrzehnt zusammen.
Erst habe man die Gästetoiletten und Personalräume hergerichtet, nun also Küche und Lagerraum. Zu den eigenen Bauvorhaben kam über acht Jahre auch noch die eigentliche Eichenkranz-Baustelle. „Zum Glück waren unsere Gäste immer verständnisvoll, auch wenn nur ein paar Meter vom Tisch entfernt die Bohrhammer dröhnten“, so Thomas Guß. Immerhin habe sich so der Baufortschritt am historischen Gasthaus gut beobachten lassen.
Ein Ende hat mit der neuen Küche nun auch das Grillhäuschen vor dem Haus, wenngleich es über viele Jahre gute Dienste leistete. „Die Gäste wollten einfach einen kleinen Imbiss haben und das war bis dahin unsere einzige Möglichkeit“, sagt Simone Guß.
Festgestellt habe sie allerdings, dass sich der Heißhunger auf Bratwürste im Laufe des Sommers legt. „Gegrilltes wird es fortan nur an Tagen wie Pfingsten, Himmelfahrt oder Ostern geben“, verspricht Thomas Guß. „Dann ist es auch weiterhin ein schnelles Angebot.“
Am Abend freilich wird das Café am Eichenkranz wie bisher geschlossen bleiben. „Es lohnt tatsächlich nur, an den Wochenenden länger zu öffnen“, sagt Simone Guß. In zehn Jahren hat sie die Kundschaft gut kennengelernt. „17 Uhr sind die Tagestouristen weg, und wer in Wörlitz übernachtet, nutzt die Halbpension in den Hotels“, hat sie festgestellt.
Ohnehin blieben nur sechs bis acht Monate im Jahr, um Umsatz zu machen. „Wir sind eben ein Saisongeschäft“, sagt Guß über das Café am Eichenkranz, in dem zwölf Mitarbeiter für diese Zeit beschäftigt sind. Acht Kollegen arbeiten noch einmal in „Moni’s Konditorei und Café“, dazu kommen noch einige Aushilfen.
Die werden vor allem gebraucht, wenn es große Feiern gibt. Vor allem die Obstwiese, die das Ehepaar wieder in eine solche verwandelt hat, biete sich bei schönem Wetter dafür an. Mit der kleinen und geschützten Oase hat Thomas Guß auch noch einiges vor.
„Spalierobst will ich noch pflanzen“, sagt er. Vorerst aber steht die Apfelernte an den alten und den neu gepflanzten Bäumen an. „Mit dem Apfelsaft, den wir daraus pressen lassen, kommen wir meist gut über die Saison“, freuen sich beide schon auf die frische Pressung in diesem Jubiläumsjahr. (mz)
