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Dreijähriger leblos im Pool entdeckt Dreijähriger leblos im Pool in Coswig entdeckt: Dramatische Minuten zwischen Hoffen und Bangen

Von Michael Hübner 04.08.2018, 10:39

Coswig - Die Familie erleidet unbeschreibbaren Schmerz, erlebt bittere, schwarze Minuten. Die Eltern und die drei Geschwister suchen fieberhaft ihren Kleinen, zuerst im Wohnhaus und dann auf dem Grundstück. Dabei machen die Angehörigen eine grausige Entdeckung.

Der drei Jahre alte Junge liegt leblos in einem Pool. Das Kind habe am Donnerstagnachmittag offensichtlich völlig unbemerkt das Haus verlassen, in dem seine Familie zu Besuch war, teilen die Staatsanwaltschaft Dessau und die Polizei mit.

Angehörigen versuchen das Kind wiederzubeleben

Die Angehörigen haben das Kind nach dem Fund sofort aus dem Wasser des fest eingebauten Pools geborgen und versucht, es wiederzubeleben. Nach dem Eintreffen der Rettungskräfte haben Notfallsanitäter die Reanimationsversuche übernommen.

Es sind dramatische Minuten zwischen Hoffen und Bangen. Ein Rettungshubschrauber wird angefordert. Zwei Notärzte kämpfen verzweifelt um das Leben des Jungen. Für die Rettung ist alles Erdenkliche eingeleitet. Doch die Hoffnung weicht immer mehr dem blanken Entsetzen, bis es endgültig feststeht: Alle Bemühungen sind vergebens.

Es gibt kein Happy End mehr. Die Ärzte können nur noch den Tod des Jungen feststellen. Die Eltern und die Geschwister müssen sich von ihrem Sohn und Bruder für immer verabschieden. Es gibt kein Wiedersehen.

Angehörigen müssen vor Ort notfallseelsorgerisch betreut werden

Die Wahrheit ist brutal. Die Angehörigen müssen vor Ort notfallseelsorgerisch betreut werden. In dieser Schocksituation nehmen Polizeibeamte - das Wittenberger Revier schickt die erfahrensten Kriminalisten - ihre Ermittlungen zum Unglück auf. Aber auch ihnen geht dieser Fall an die Nieren. Sie nehmen später das für solche Fälle spezialisierte Kriseninterventionsteam in Anspruch.

Am Freitag, dem Tag nach dem unfassbaren Unglück, erörtert schließlich am Vormittag die Staatsanwaltschaft die Tragödie. Kurz vor Mittag fällt eine Entscheidung: Die Behörde ordnet die Obduktion des Jungen bei der Gerichtsmedizin in Halle an. „Die Todesursache muss eindeutig geklärt werden“, begründet dies Frank Pieper, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft, auf MZ-Anfrage.

Nach seinen Angaben dauert solch eine Untersuchung zwei Stunden. Allerdings bleibt am Freitag noch unklar, wann die Obduktion stattfindet. Aber erst wenn die Ergebnisse vorliegen, werde die Staatsanwaltschaft beraten, wie die Tragödie juristisch zu bewerten sei.

Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Verletzung der Aufsichtpflicht möglich

Dann könnte den Eltern neben dem unvorstellbaren Verlust und Schmerz zusätzlich Ungemach drohen. Sollten sich die ersten Vermutungen, dass der Jungen ertrunken sei, bestätigen, kann es unangenehme Fragen geben. Denkbar ist ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Verletzung der Aufsichtpflicht. Derzeit, sagt dazu Pieper, laufe ein solches oder ein anderes Verfahren nicht.

Das war auch schon einmal anders in Coswig. Damals hat die Stadt auch um ein ertrunkenes Kind getrauert. Das war im Winter vor über fünf Jahren. Der zehnjährige Junge war auf dem Eis eines ungesicherten Feuerlöschteiches eingebrochen, als er seinen Fußball zurückholen wollte.

Die Verantwortlichen sahen sich mit strafrechtlichen Vorwürfen konfrontiert. Und es begann eine Debatte um die Sicherheit von Feuerlöschteichen. Die hätte es schon deutlich früher in Coswig geben sollen. Wahlsdorf im Fläming hatte die Gefährlichkeit schon aufgezeigt. Hier konnte ein Dreijähriger 2001 rechtzeitig aus dem Löschteich gerettet werden. Glück für ihn: Ein Anwohner war gelernter Rettungsschwimmer, er konnte ihn nicht nur aus dem Wasser holen, sondern auch wiederbeleben, noch ehe der Notarzt eintraf. Seine Frau hatte zufällig bemerkt, dass der Junge ins Wasser gefallen war.

(mz)