Erdbeerplantage Nudersdorf Die Wogen glätten
Investor stellt Pläne zur Produktion von Erdbeeren in Folientunneln vor. Das Vorhaben ist umstritten. Wie dafür und dagegen argumentiert wird.

Wittenberg - Die geplante Erdbeerplantage zwischen Braunsdorf und Nudersdorf schlägt hohe Wellen. Auch deshalb, weil manches schief gelaufen ist - was die Kommunikation betrifft, was begonnene Arbeiten ohne Genehmigung betrifft. Für das Baurecht ist der Kreis zuständig, für den Weg zur Plantage, der ausgebaut werden soll, die Stadt.
Entscheidungen sind noch nicht gefallen. Der Investor, der in diesem Jahr eigentlich schon ernten wollte, bemüht sich jetzt um Versachlichung, er will die Wogen glätten - und lud daher Stadträte samt Bürgerinitiative zu einer Informationsveranstaltung auf das Gelände von Wittenberg Gemüse ein - dorthin, wo in Gewächshäusern schon Erdbeeren wachsen, die offenbar ihren Markt finden.
Allzu viele Stadträte sind allerdings nicht gekommen, vielleicht zehn. Die größten Kritiker waren nicht darunter. Dafür erschien die Braunsdorfer Bürgerinitiative „Rettet das Vorwerk“ , um ihre Interessen zu vertreten.
Kurze Wege
Als Sprecher des Investors stellten Prokurist Kevin van Ijperen und Projektleiter Alexander Scholz die Pläne vor. Für den Standort spreche insbesondere die Nähe zur Infrastruktur von Wittenberg Gemüse: „Vier Kilometer bis zur Verpackung“, sagte Scholz. Auf einer Fläche von fünf Hektar sollen unter Folie Erdbeeren angebaut werden - und zwar wie in den Gewächshäusern nicht in der Erde, sondern auf Brusthöhe in Kästen. Das ermögliche nicht zuletzt, den Wasserverbrauch stark zu reduzieren. Die Rede ist von 27,8 Liter pro Kilo Erdbeeren. Gewöhnlich seien es an die 300 Liter. Das Wasser soll im Wesentlichen einem Rückhaltebecken entnommen werden, mit dessen Bau wie berichtet ja schon begonnen wurde.
Das Becken fasst laut Scholz 12.500 Kubikmeter: „Wir speichern im Herbst und im Winter Wasser für den Sommer“, so der Projektleiter. „Wir wünschen uns, dass die Regenmengen ausreichen, wenn nicht, muss auf Grundwasser zurückgegriffen werden.“ Auf Pestizide soll verzichtet werden und der Ausbau des Weges komme im Übrigen ja auch den Bürgern zugute. Das Wasserreservoire, darauf verwies van Ijperen, können natürlich auch Feuerwehren nutzen, etwa bei Waldbränden. Brunnen, betonte er, seien lediglich als Notlösung gedacht. Der Wasserverbrauch werde streng überwacht. Er verwies nicht zuletzt darauf, dass das ins Auge gefasste Areal ja zuvor bereits landwirtschaftliche Fläche war, mit einem sehr niedrigen Bodenwert.
Was ist mit der Folie?
Während der Investor auf die Nachhaltigkeit seiner Produktion verweist - auf Regionalität mit einem Verkauf im Umkreis von 200 Kilometern, auf die Nutzung von Abwärme und CO2 von SKW in den Gewächshäusern, auf wiederaufbereitetes Wasser, auf biologische Schädlingsbekämpfung, zieht die Bürgerinitiative Nachhaltigkeit zumindest bei der geplanten Erdbeerplantage in Zweifel. Steffen Döbert fragte etwa, was mit Folie und Mikroplastik sei und dass mitten in den Wald keine Gewächshausanlage gehöre. Mit Landwirtschaft habe das im Übrigen wenig zu tun.
Findet auch Kai Vater, der schon von „Industrieproduktion“ spricht. Er kritisiert, dass der Investor ohne Baugenehmigung losgelegt habe. Bei jenen, die ihren Carport 20 Zentimeter in den öffentlichen Raum bauen, hätte das ganz andere Konsequenzen: „Da fehlt mir die Verhältnismäßigkeit. Hier werden einfach Tatsachen geschaffen kraft Wassersuppe.“ Und was denn im Übrigen mit den Folientunneln passiere, wenn die Firma krachen gehe? Van Ijperen: „Für den Rückbau gibt es eine Bankbürgschaft.“
Die Stadträte, die gekommen waren, sprachen sich eher für das Projekt aus. „Wir schrecken hier gerade jede Menge Investoren ab“, warnte etwa Ronny Zegarek (Freie Wähler). Im übrigen sei dafür gekämpft worden, „dass da kein Windpark hinkommt. Wäre uns der lieber?“ Was Klaus Eckert (Freie Wähler), Ortsbürgermeister von Straach, unterstreicht: „Wir würden uns Erdbeeren wünschen statt der Windkraftanlagen. Man muss sich auf Veränderungen einstellen.“
Bettina Lange erklärt: „Ich verstehe gar nicht, was hier passiert.“ Es handele sich um ein baurechtliches Antragsverfahren, da habe nicht die Politik zu entscheiden. Und dass wegen eines Weges womöglich ein gesamtes Investitionsvorhaben boykottiert werde, sei aberwitzig.
Acker nichts wert
Zu Wort meldete sich auch der Eigentümer der Fläche, um die so hart gerungen wird: „Der Acker ist nichts wert. Als Genossenschaft haben wir uns deshalb dafür entschieden, diesen Boden zur Verfügung zu stellen.“ (mz)