DDR-Automobile DDR-Autos in Tornau: Hajo Aleit hat Hobby mit Neuwagengeruch

Tornau - Hajo Aleit hat seine Erfüllung gefunden. Der 41-Jährige aus Tornau ist gelernter Schlosser, wurde später auch einmal zur Distributionsfachkraft weitergebildet. Darüber lacht er. „Lagerarbeiter. Mehr war das nicht.“ Aleit ist ausgeschert aus der Reihe. Immer im selben Trott laufen, das ist nicht sein Ding. Er lebt sein Leben und hat sich Fahrzeugen aus DDR-Produktion verschrieben.
„Old Car Point“ lässt keinen Zweifel zu. Bei Aleit dreht sich alles um betagte Fahrzeuge. Dass sein Anwesen am Rande Tornaus eine Schatzkiste für Fans von P50, P70, von Trabant, Wartburg, Barkas und Robur ist, merkt der Besucher schnell.
Der Tornauer ist von Kindheit an fasziniert von der Einfachheit und Kompatibilität der in der DDR in Regie des IFA-Kombinats hergestellten Fahrzeuge und ihrer Bauteile. Die Begeisterung ist greifbar. „Hast du einen, hast du viele...“, sagt Aleit.
Hajo Aleit seit Kindheitstagen begeistert
Wie viele Autos nun wirklich bei ihm gelagert sind, verrät er nicht. Nur so viel: „Mein Anspruch ist Vollständigkeit. Ich möchte die ganze Palette an Baureihen und Farben haben.“
Und deshalb stehen sie da, die Trabanten in Papyrusweiß, Taigagrün, Champagnerbeige oder Monsungelb. Allesamt sind sie nicht auf Hochglanz gebracht. „Das Alter hat Spuren hinterlassen. Die Patina macht das Auto aus. Das ist heute der Trend“, sagt Aleit.
Fahrbare Untersätze wurden zu DDR-Zeiten unterm Dach des Industrieverbands Fahrzeugbau (IFA) produziert. Das Konstrukt vereinte sämtliche früher eigenständigen Betriebe der Fahrzeugbausparte: vom Motoren- und Getriebe- bis zum Fahrradhersteller.
Sitz des IFA-Kombinats für Personenkraftfahrzeuge war im damaligen Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz). Produziert wurde unter anderem in den Volkseigenen Betrieben Barkas-Werke, Automobilwerke Zwickau und Automobilwerk Eisenach.
Als Teenager war er hin und weg. Der Großvater hatte nach langem Warten einen nagelneuen Trabant bekommen. Aleit durfte ran. Er durfte schauen, schrauben, mitfahren. Die Begeisterung ebbte nicht ab.
Hajo Aleit schraubt sich eigene Autos zusammen
Sie ging sogar soweit, dass der Tornauer seine eigenen Autos baute: Trabi-Stretchlimousinen oder für die Oma einen Trabant mit einer Höchstgeschwindigkeit von 25 Stundenkilometern. Ein Auto aus Zwickau machte er zum Super-Flitzer. Mit Wartburgmotor und wegen zahlreicher Spezialteile fährt der Trabi heute locker 160.#
Hajo Aleit ist stolz auf seine fahrbereite Flotte und das Teilelager. Auf seinem Anwesen hat er ein ganz eigenes System aufgebaut. „Manche vergleichen mich mit den Ludolfs und deren Haufenprinzip.“
Der Tornauer will das nicht bewerten. „Zu mir kommen Leute, die eine kleine Feder suchen. Ich gehe in die Halle. Die sehen nur Einzelteile. Ich brauche einen Griff und habe die Feder. Weil ich weiß, wo ich sie hingelegt habe.“
Ziel der Wünsche noch nicht erreicht
Aleits Vorliebe für DDR-Fahrzeuge hat ihn sogar zum Fernsehen gebracht. Neulich erst tuckerte Schlagersternchen Linda Hesse in einem seiner Trabis durch die Gegend. „Im Cabrio mit Lackierung Bluesky Gold“, sagt der Mann, der Autos auch schon für Produktionen wie „Damals in der DDR“ zur Verfügung gestellt hat.
Wer Dutzende Fahrzeuge zusammengetragen hat, sollte am Ziel seiner Wünsche sein. Hanjo Aleit sieht das anders. „Ich habe schon noch Traumautos im Blick.“ Der Wartburg 313 Sport gehört dazu. „Einer der schönsten Sportwagen seiner Zeit“, schwärmt der Tornauer.
Dann öffnet er die Tür eines Wartburgs mit Viertaktmotor. Der hat kaum Kilometer auf der Uhr und auch 25 Jahre nach der Produktion einen für die damalige Zeit so typischen Neuwagengeruch. Ein wenig nach Öl und Filz, nach Gummi und Plaste. „Ganz speziell. Einfach mal eine Brise nehmen und zurückdenken“, rät Hajo Aleit. Dann ruft die Pflicht. Einen Motor will er tauschen. „Paar Handgriffe. Schnell gemacht beim Trabi.“
(mz)

