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Crossgolf in Wittenberg Crossgolf in Wittenberg: Zwölf Tickets für London

Von Thomas Tominski 27.03.2015, 10:14
Beim Turnier der Mitteldeutschen Crossgolfliga, das 2013 in Wittenberg stattfand, war auch Stefan Richter aus Köthen am Start.
Beim Turnier der Mitteldeutschen Crossgolfliga, das 2013 in Wittenberg stattfand, war auch Stefan Richter aus Köthen am Start. Archiv/A. Baumbach Lizenz

Wittenberg - Vorsicht! Am Sonnabend fliegen den Touristen, die durch die Wittenberger Innenstadt flanieren, die Bälle um die Ohren. Ab 11 Uhr steigt das Qualifikationsturnier zur Crossgolf-Europameisterschaft, die am 16. Mai in London über die Bühne geht.

„Es kommen 88 Starter aus ganz Deutschland“, erzählt Mario Prell vom ausrichtenden Verein UHC Elster, der sich als leidenschaftlicher Crossgolfer nicht für das Event in der britischen Hauptstadt qualifizieren kann. „Ich sitze im Organisationskomitee“, betont der 46-Jährige und verrät, dass der Großteil der Starter bereits am Freitagabend anreist. „Die meisten machen Quartier in der Lutherstadt und wollen ihren Besuch als Sightseeing-Tour nutzen.“

Flugangst ist kein Problem

Das Reglement ist einfach. Wer für die 15 Ziele auf den ebenso vielen Bahnen wenig Schläge benötigt, hat gute Chancen, sich eines der insgesamt zwölf Tickets zu ergattern. Sportler mit Flugangst fahren trotzdem in die britische Hauptstadt. „Die gehören dann zur Deutschen Nationalmannschaft. Für den Plan B wird extra ein Bus gechartert“, stellt Prell klar und erzählt, dass die Deutschen die ersten beiden Europameisterschaften in dieser Sportart stets gewonnen haben. Für das Qualifikationsturnier ist alles vorbereitet. Der Parcours wird am Samstag ab 7 Uhr abgesteckt.

Die Trendsportart Crossgolf ist eine Wiederentdeckung der Wurzel des Golfsportes, der in seiner Ursprungsform angeblich von den Schäfern in Schottland erfunden wurde. Diese spielten querfeldein und suchten sich frei ihre Ziele, ehe 1754 der erste Golfclub der Welt, der Old Course in St. Andrews, eröffnet wurde

In London, wo am 16. Mai EM die stattfindet, werden die Stadtturniere auch in den U-Bahn-Stationen ausgetragen. 1971 machte der Astronaut Alan Shepard den ersten Abschlag auf dem Mond. (tt)

„Wir haben uns schwierige Ziele ausgesucht“, so Prell, der die Brunnen am Marktplatz oder auf dem Beyer-Hof mit in diese Kategorie einbezieht. Spannende Frage: Wie sind diese zwischen den Touristen zu erkennen? Jede Gruppe bekommt ein Roadbook, das den Start (konkret Abschlagpunkt) und das Ziel ausweist. Der Endpunkt wird zusätzlich mit einer Fahne markiert. Mitorganisator Prell betont, dass es ein Crossgolfer im Übrigen viel schwerer als ein Turniergolfer hat.

Letzterer kann wie aus dem Fernsehen bekannt, sein Ziel von allen Seiten anvisieren, bei den „Crossern“ steht zum Beispiel der Papierkorb manchmal direkt an einer Hauswand und kann nur von drei Seiten angesteuert werden. Zudem sei der Parcours wesentlich kürzer. Deshalb muss ein Cross-Golfer über eine sehr ausgefeilte Technik verfügen. „Das Schöne an unser Sportart“, meint der 46-Jährige, „ist unser sehr übersichtliches Reglement. Das passt locker auf einen A-4-Zettel.“

Warum Kescher verboten sind, lesen Sie auf Seite 2.

Um die Touristen nicht ganz zu erschrecken, spielen die 88 Teilnehmer mit Softbällen. „Bisher haben wir Wettbewerbe der Mitteldeutschen Crossgolfliga ausgetragen. Das Turnier wird eine Nummer größer“, so Prell, der mit der Entscheidung für die leichteren Bälle auch noch andere Vorteile sieht. „Es geht nichts zu Bruch und das 13 Gramm schwere Spielobjekt schwimmt.“ Für die Zuschauer eine lustige Sache, wenn zum Beispiel die Sportler in den Rischebach im Stadtzentrum steigen, um den Ball per gezieltem Schlag wieder an Land zu befördern.

Die Trendsportart Crossgolf ist eine Wiederentdeckung der Wurzel des Golfsportes, der in seiner Ursprungsform angeblich von den Schäfern in Schottland erfunden wurde. Diese spielten querfeldein und suchten sich frei ihre Ziele, ehe 1754 der erste Golfclub der Welt, der Old Course in St. Andrews, eröffnet wurde

In London, wo am 16. Mai EM die stattfindet, werden die Stadtturniere auch in den U-Bahn-Stationen ausgetragen. 1971 machte der Astronaut Alan Shepard den ersten Abschlag auf dem Mond. (tt)

Die Alternative Kescher ist verboten. „Dann berechnen wir einen Strafschlag“, erzählt der Mitorganisator vom UHC Elster. Zum Parcours gehören neben Zielen in der Altstadt auch die Wallanlagen. Hier gibt es schwierige Aufgaben zu meistern.

„Die größte Herausforderung ist aber das Kopfsteinpflaster. Da braucht der Golfer auch das Quäntchen Glück“, erzählt der Elsteraner aus eigener Erfahrung und hofft, dass aus seinem Verein Stefan Hagendorf und Steffen Richter ernsthaft um die EM-Tickets mitkämpfen können. „Den großen Favoriten gibt es in unserer Sportart nicht“, sagt Prell, der in Sachen EM-Qualifikation viel von Tagesform und Glück abhängig macht.

15 Punkte sind nicht zu erwarten

Einen Sieger mit 15 Punkten indes erwartet er nicht. Es sei bei insgesamt 15 Bahnen zwar theoretisch möglich, diese Zahl zu schaffen, doch aufgrund des hohen Schwierigkeitsgrades in Sachen Ziele eher unwahrscheinlich. „Nach meiner Einschätzung benötigt ein guter Spieler pro Bahn zwischen zwei und drei Schläge.

Ich denke, in diesem Bereich gehen auch die zwölf Tickets weg.“ Das Ende der Veranstaltung ist am Sonnabend gegen 17 Uhr geplant. „Danach können sich die Sportler die Stadt ansehen, sich nach dem Wettkampf ausruhen oder Essen gehen“, so Prell, der gegen 20 Uhr die Siegerehrung durchführen will. (mz)