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Berufsfischer Klaus Pinkert Berufsfischer Klaus Pinkert: Karpfen zum letzten Fest

Von Sabine Wesner 01.12.2017, 12:56
Am Dienstag ist Räuchertag bei Klaus Pinkert in Horstdorf. Neben dem, was er selbst aus dem Wasser holt, verkauft der Fischer auch dazu gekaufte Forellen und Seefisch in seinem Hofladen.
Am Dienstag ist Räuchertag bei Klaus Pinkert in Horstdorf. Neben dem, was er selbst aus dem Wasser holt, verkauft der Fischer auch dazu gekaufte Forellen und Seefisch in seinem Hofladen. Thomas Klitzsch

Horstdorf - Klaus Pinkert denkt ans Aufhören! Der Berufsfischer bewirtschaftet die Elbe zwischen Coswig bis Aken. Neben den 40 Flusskilometern liegt sein Hauptgeschäft in der Nutzung anderer Gewässer, für die er von Kommunen und Privatleuten die Fischereirechte gepachtet hat.

Unterwegs auf 900 Hektar

„Mein Einzugsbereich geht von Schönitz über den Wörlitzer Park und die alten Elbarme bis nach Osternienburg, wo ich ein paar Teiche bewirtschafte, die durch den Kohleabbau entstanden sind. Die sind zwar ziemlich flach, aber sehr ertragreich“, erzählt der Fischwirtschaftsmeister.

Auf insgesamt etwa 900 Hektar Gewässerfläche ist Pinkert oft schon vor Sonnenaufgang mit Stellnetzen und Reusen unterwegs, um an guten Tagen bis zu 400 Kilogramm Fisch für seine Kunden aus dem Wasser zu holen.

Ob Hecht, Karpfen, Zander, Wels, Aal, Schlei, Weißfisch oder Blei - auf den Märkten und in seinem kleinen Hofladen verkauft Pinkert nicht nur seinen Fang. „Für meine Kunden kaufe ich auch dazu. Forellen aus der Zucht in Thießen und Seefisch wie Lachs und Hering beziehe ich direkt von der Küste“, erzählt Pinkert, der Fische auch geräuchert, eingelegt, mariniert und als Salat im Angebot hat.

Mit seinem Fischwagen steht Pinkert immer mittwochs in Oranienbaum und donnerstags aller zwei Wochen im Wechsel in Radis und Zschornewitz oder in Vockerode.

Seit der Wende selbstständig

Seit 1992 ist der Horstdorfer, der schon zu DDR-Zeiten mit seinem Schwiegervater und drei weiteren Kollegen in der Produktionsgenossenschaft Vockerode auf Fischfang ging, selbstständig.

„Damals war ich dort der Jüngste. Doch als die anderen in der Wendezeit in Rente oder in den Vorruhestand gegangen sind, habe ich den Betrieb komplett mit allem Drum und Dran übernommen“, erzählt der Horstdorfer, der eigentlich Kfz-Schlosser gelernt und sogar einige Jahre in diesem Beruf gearbeitet hat.

Den Wechsel in das Fischereimetier hat Pinkert nie bereut. Fisch ist für ihn nämlich nicht nur Broterwerb, sondern nach all den Jahren auch immer noch Leibspeise. Ob gebraten, gekocht, geräuchert oder als Salat - Pinkert mag sie alle.

„Hecht esse ich gern und auch Karpfen, die ja zur Zeit Saison haben - am liebsten blau. Den gibt es bei uns immer an Heiligabend. Ganz einfach, so wie ihn die Oma machte. Das hat bei uns Tradition“, schwärmt der Fischer von den mehr oder weniger schuppigen Wasserbewohnern, die zum Fest bei seinen Kunden gefragt sind.

Das wird auch in diesem Jahr so sein. Doch mit großer wahrscheinlich wird es das letzte Weihnachtsfest sein, bei dem Pinkert den Festschmaus selbst aus dem Wasser holt. „Nächstes Jahr im Sommer höre ich auf.“ Das hat er seiner Frau versprochen. Dann läuft auch der zwölfjährige Pachtvertrag für die Elbe ab, den er nicht mehr erneuern wird.

„Für die anderen Gewässer gibt es Verträge, die sich jeweils um ein Jahr verlängern, wenn man sie nicht kündigt“, erklärt Pinkert und hofft, dass sich ein Nachfolger für die Pacht und das Fischereigeschäft findet. „Von uns gibt es nicht mehr viele“, sagt der Horstdorfer. Nur noch in Thießen und Priesitz gehen zwei Berufsfischer ihrem Tagwerk nach, mit denen Pinkert nicht nur Fische, sondern auch Erfahrungen austauscht und sich bald auch den Fisch kaufen wird, den er selbst essen will.

Angst vor dem Ruhestand hat er nicht. „Wenn man Haus und Grundstück hat, wird man sich nicht wegen Langeweile beschweren“, ist Pinkert sicher. Vielleicht bleibt auch etwas mehr Zeit für die Taubenzucht, einem Hobby Kindertagen. Die einzigen, die den Gang in den Ruhestand hart treffen wird, sind wohl nur Mandy und Mausi, die beiden Katzen im Pinkertschen Haushalt. Denn Fischabfälle dürften knapp werden.

Der Hofladen in Horstdorf, Zur Trift 6, ist Dienstag von 16 bis 18 Uhr und Samstag von 9 bis 13 Uhr geöffnet. Vorbestellungen fürs Fest sind unter Tel. 034904/2 09 38 möglich. (mz)