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Bad Schmiedeberg und Dommitzsch Bad Schmiedeberg und Dommitzsch: Kurstadt baut Brücken

Von Marcel Duclaud 23.02.2018, 17:35
Der Weg ist kurz, die Ländergrenze trotzdem eine Barriere: Die soll möglichst durchlässig werden. Bad Schmiedeberg und Dommitzsch wollen künftig stärker zusammenarbeiten.
Der Weg ist kurz, die Ländergrenze trotzdem eine Barriere: Die soll möglichst durchlässig werden. Bad Schmiedeberg und Dommitzsch wollen künftig stärker zusammenarbeiten. Thomas Klitzsch

Pretzsch - Bad Schmiedeberg will Brücken bauen - über die Landesgrenze hinweg. Der Stadtrat billigte am Donnerstagabend einstimmig einen Beschlussvorschlag zur „interkommunalen Zusammenarbeit mit der Stadt Dommitzsch“, Dommitzsch ist nicht weit, liegt aber bekanntlich in Sachsen.

Und Landesgrenzen machen manches Projekt schwierig. Wie schwierig, darauf hatte am Ende der Ratssitzung, die in Pretzsch stattfand und wieder außerordentlich gut besucht war, Kurdirektor Deddo Lehmann verwiesen. Als „unerträglich“ bezeichnet der Bad Schmiedeberger, dass es nach 28 Jahren noch immer nicht gelungen sei, die Straße zwischen Moschwig und Söllichau auf Vordermann zu bringen, die ein Stück über sächsisches Territorium verläuft.

Für das Eisenmoorbad sei die kleine Straße extrem wichtig: „Wir kriegen nicht selten irritierte Anrufe von Gästen, die fragen, ob sie sich verfahren haben.“ Die Sanierung scheitere daran, dass zwei Bundesländer beteiligt sind.

Dass das Thema Heidebahn noch nicht völlig abgehakt ist, darauf machte Bad Schmiedebergs Bürgermeister Martin Röthel bei der jüngsten Ratssitzung in Pretzsch aufmerksam. „Das letzte Wort ist nicht gesprochen. In Sachsen steht die Entscheidung noch aus, da finden Diskussionen statt.“ In Sachsen-Anhalt hingegen sieht es nicht gut aus. Röthel zitierte aus einem Antwortschreiben der Nahverkehrsgesellschaft Nasa. Die sieht angesichts der dünnen Nachfrage keinen Bedarf für regelmäßige Heidebahn-Fahrten. Im Jahr 2016 seien pro Tour elf Fahrgäste gezählt worden, 2017 waren es einige mehr: 20.

Dass die Straße nicht vergessen sei, entgegnete Bürgermeister Martin Röthel (SPD): „Sie ist weiter ein großes Thema.“ Er räumt allerdings ein, dass man in Sachsen in diesem Punkt nicht auf offene Ohren stoße. Deshalb soll nach seinen Worten zumindest der sachsen-anhaltische Teil der Straße noch in diesem Jahr erneuert werden: „Der andere Teil bleibt leider, und das ist der schlechtere.“

Dass die alte Idee des Gebietstausches aufgegriffen werden könnte, regt indes Fritz Sierig (Linke) an: „An dieser Strecke wohnt kein einziger Sachse. Es hieß damals, ein Gebietstausch sei zeitraubend und aufwändig, inzwischen wäre das aber sicher schon erledigt.“

Bei der angestrebten Partnerschaft mit Dommitzsch nun geht es nicht um Straßenbau, sondern wesentlich um eine „Stabilisierung der beiden Grundzentren“, wie Röthel betont. Dass der Status nämlich „fragil“ sei, wird ausdrücklich betont. In Sachsen etwa stehe das Grundzentrum Dommitzsch auf der Kippe, in Sachsen-Anhalt sei bei der Ausweisung ausdrücklich auf die Notwendigkeit einer intensiveren Zusammenarbeit hingewiesen worden.

Denn Bad Schmiedeberg sei im Blick auf Erreichbarkeit und Ausstattung etwa kein „prädestiniertes Grundzentrum“, der Status trotzdem sinnvoll im dünn besiedelten Raum der Dübener Heide. Die Aufnahme von Verhandlungen zwischen beiden Städten ist also ausdrücklich empfohlen worden, das soll nun passieren.

Dass es bereits konkrete Initiativen gibt, sagte Bad Schmiedebergs Bürgermeister bei der Ratssitzung. Dazu gehört zum Beispiel ein Kooperationsvertrag zwischen Feuerwehren über eine Unterstützung im Ernstfall. Der sei in Vorbereitung. Auch von touristischen Projekten oder einem Standortmarketingkonzept ist die Rede. Als Modellkommunen fungieren Dommitzsch und Bad Schmiedeberg.

Denkbar ist freilich noch weit mehr: Aufgeführt wird eine mögliche Zusammenarbeit in Sachen Bibliothek, Betreuungsangebote für ältere Menschen, Gewerbeansiedlung, gemeinsame Strategien beim Öffentlichen Nahverkehr oder überhaupt bei der Entwicklung moderner Mobilitätskonzepte im ländlichen Raum.

Dass beim Thema Öffentlicher Nahverkehr es ja nicht einmal im Landkreis Wittenberg funktioniere, den Südkreis vernünftig einzubinden, monierte Eckhard Reiche (Freie Wähler): „Wie sollen wir es da mit Sachsen schaffen?“ Trotz mancher Zweifel, dass die Zusammenarbeit beider Städte sinnvoll ist, darüber besteht Einigkeit. Röthel: „Die Ländergrenze ist eine Herausforderung, die Barrieren mit sich bringt. Die wollen wir überwinden.“ (mz)