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Astronomietag in Bräsen Astronomietag in Bräsen: Auf den Mond geguckt

Von Karina Blüthgen 26.03.2018, 10:55
Auch bei Sonnenschein kann man diverse Objekte mit Teleskopen sehen. Beim Astronomietag in Bräsen standen Mond und Sonne im Blickpunkt.
Auch bei Sonnenschein kann man diverse Objekte mit Teleskopen sehen. Beim Astronomietag in Bräsen standen Mond und Sonne im Blickpunkt. Klitzsch

Bräsen - Der Mond ist ein beliebtes Ziel, auch am Tag. Vor allem, weil die halb erleuchtete Scheibe am blauen Himmel leicht auszumachen ist. Wolfgang Kinzel hat den Erdtrabanten ins Visier genommen, sein Spiegelteleskop Schmidt-Cassegrain zeigt die Krater, Täler und Wälle sehr deutlich, vor allem an der Schattengrenze.

„Jetzt ab März geht es wieder los mit den Teleskoptreffen“, weiß der 66-jährige Dessauer. Wenn es nicht zu weit ist und das Wetter passt, packt er sein Teleskop ein und fährt los.

Fleckenlose Sonne

Es ist Samstag, am späten Nachmittag. Acht Teleskope ganz unterschiedlicher Größe stehen auf der Wiese neben der Sternwarte in Bräsen. „Mann“ schaut auf den Mond oder, mit speziellen Filtern, auf eine derzeit fleckenlose Sonne, denn „Sterne gucken“ scheint eher ein Männerhobby zu sein.

Der Astroclub Südfläming beteiligt sich jedes Jahr am bundesweiten Astronomietag, lädt Sternengucker und solche, die es werden wollen, ein. „Richtig los ging es bei uns, als wir das Schild aufgestellt haben: Hier entsteht eine Sternwarte“, erzählt der Vereinsvorsitzende Eike Bickel.

Zur Eröffnung 2014 waren 250 Leute da. Dieses Jahr ist das Interesse bescheidener. Vielleicht hat mancher nicht mehr geglaubt, dass die Wolkensuppe tatsächlich bis zum Abend verschwunden ist.

Es klart tatsächlich auf, und es wird zunehmend tiefblau über den Sternenguckern. „Sirius“ sagt einer und zeigt auf den ersten mit bloßem Auge sichtbaren Stern. Auch die Venus strahlt über dem Rest des Dunstes. Da müsste auch der Merkur sein, meint einer der Dessauer. Vor ein paar Tagen habe er ihn noch gesehen.

Einige Teleskope werden auf die Stelle ausgerichtet. Zwar helfen Computer und automatische Nachführung. Manchmal ist der Blick durch den Sucher, ein kleines Fernrohr neben dem Hauptteleskop, hilfreicher.

Eike Bickel stellt die Venus ein, aus dem kleinen hellen Punkt wird ein buntes Schlierengewirr. Die unruhige Luft in der Nähe der Erde-Himmel-Grenze lässt keinen klaren Blick zu. Und dann hat er ihn tatsächlich gefunden: Merkur, mit bloßem Auge nicht zu erkennen.

Holger Richter aus Pülzig hat sein Spiegelteleskop aufgebaut. Die lange Röhre ist ein russisches Modell, „das habe ich mir 1999 wegen der Sonnenfinsternis gekauft“, erzählt er. Interessiert habe ihn die Astronomie schon immer, sagt der 58-Jährige. Was er sich ansehen will diese Nacht? „Auf alle Fälle den Mond, und dann den Orion-Nebel.“

Orion wird kein lohnendes Objekt an diesem Abend, der Mond steht viel zu nah und überstrahlt viele Details. Selbst die Milchstraße ist kaum zu sehen, und das, obwohl Bräsen einer der dunkelsten Orte der Region ist. Kurz vor 20 Uhr warten einige Enthusiasten auf die ISS, die sich am Horizont hätte zeigen sollen. Mandy Rackow und Sohn Linus sind da nach einigen Blicken auf die Sternenwelt schon wieder auf dem Heimweg. Sie wohnen in Bräsen, „wir kommen jedes Jahr her“.

Warten auf die ISS

Ein paar Unentwegte bauen am großen Teleskop des Astroclubs. Den Mond beobachten geht, aber irgendwie funktioniert die Nachführung nicht richtig. Es ist kühl geworden, zwei Grad über Null. Anderthalb Stunden warten auf die nächste Runde der ISS mag nicht jeder. Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal. „Wir bieten dieses Jahr fünf zusätzliche Astro-Tage an“, sagt Bickel.

Am 20. April, 18. Mai, 17. August, 14. September und 12. Oktober gibt in Bräsen weitere Astro-Tage. Treffpunkt ist ab Dämmerung an der Sternwarte.

(mz)