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Adventsmarkt  Adventsmarkt : Bleiben Anwohner in Wörlitz drei Tage lang ausgesperrt?

Von Marcel Duclaud 12.08.2016, 04:00
´: Bärbel Stiehler (li.), Tina Maschke, Norman Maschke (re.) und Matthias Thomae in Wörlitz.
´: Bärbel Stiehler (li.), Tina Maschke, Norman Maschke (re.) und Matthias Thomae in Wörlitz. Klitzsch

Wörlitz - Des einen Vergnügen, des anderen Ärger. In Wörlitz bahnt sich ein Interessenkonflikt an, der auch anderswo nicht unbekannt ist und der letztlich mit Erfolg und Attraktivität zu tun hat. Die kleine Stadt mit ihrem berühmten Park ist ein Magnet und zeitweise zieht sie so viel Publikum an, dass es schwierig wird, dem Andrang Herr zu werden. Anwohner sehen das bisweilen mit gemischten Gefühlen.

Großer Andrang in Wörlitz

Andrang blüht Wörlitz zum Beispiel, wenn demnächst wieder einmal der Vulkan ausbricht. Und offenkundig ist auch der Adventsmarkt ein Highlight, das Menschen in Massen anlockt. Der ist zwar noch ein bisschen hin und mitten im Hochsommer mag man sich mit der Vorweihnachtszeit eigentlich nicht beschäftigen. Die Verwaltungen müssen es dennoch - und mit ihnen betroffene Bürger, die jetzt auf die Barrikaden gehen.

Auslöser des Ärgers ist eine Anwohnerinformation, erschienen Anfang August im Amtsblatt. Dort steht zu lesen, dass der Markt sich steigender Beliebtheit erfreue und steigender Besucherzahlen. Das „erhöhte Verkehrsaufkommen“ aber bedürfe einer „besonderen Logistik“, um Ordnung und Sicherheit gerecht zu werden.

Kurz und gut: Der Veranstaltungsbereich wird drei Tage lang „weiträumig gesperrt“, jeweils zwischen 10 und 19 Uhr. Und für Anwohner soll es, wie das in den vergangenen Jahren noch der Fall war, diesmal keine Sondergenehmigungen geben. Sie werden gebeten, außerhalb zu parken, am Parkplatz am Sportlerheim können sie ihre Fahrzeuge kostenfrei abstellen.

Die Anwohner finden dieses Ansinnen gar nicht lustig. Protestunterschriften werden gesammelt, „um dem Unmut nachdrücklich Ausdruck zu verleihen“. In der Hoffnung, dass die Entscheidung korrigiert wird, wie Tina und Norman Maschke in einem so wohl formulierten wie ausführlichen Brief an die MZ schreiben. In Wörlitz zu leben, heißt es da etwa, sei ein Glück. Und weil Glück sich verdoppelt, wenn man es teilt, engagieren sich zahlreiche Wörlitzer gerne für das Gemeinwohl, beim Frühlingserwachen zum Beispiel, beim Adventsmarkt.

Akzeptiert werde einiges. Etwa dass Touristen das Parkleitsystem regelmäßig missachten, was die Parkplatzsituation in der Innenstadt problematisch mache. Oder eben die Sondergenehmigungen, die zunächst im Briefkasten lagen, später mussten sie im Rathaus abgeholt werden. Die Anwohner nun aber „verkehrstechnisch aussperren zu wollen“, das sei zu viel: Bei aller Freude am Erfolg des Adventsmarktes sollten die Wörlitzer Bürger nicht vergessen werden, mahnt Familie Maschke die Verwaltung der Stadt Oranienbaum-Wörlitz. Hier zeige sich wieder einmal, „wie die Politik engagierte Bürger vor den Kopf stößt und unverhältnismäßig in die persönlichen Rechte der Bürger eingreift“.

Bürgermeister Uwe Zimmermann (Linke) versteht die Aufregung nicht. Es gehe schließlich um die Sicherheit. „Wir müssen Flucht- und Rettungswege gewährleisten.“ Und warum gerade jetzt so radikal? Zimmermann: „Das hätte schon immer so sein müssen. Dass 20 Jahre nichts passierte, ist ein großes Glück. Ein Feuerwehrfahrzeug kommt da nicht durch, keine Chance.“ An der Kirchgasse dürfen nach seinen Worten auch nur noch auf einer Seite Buden stehen.

Einige wenige Ausnahmen

Allerdings dementiert der Bürgermeister, dass es keinerlei Ausnahmen geben wird: „Wir haben das extra so zeitig im Amtsblatt angekündigt, damit die Ausnahmen - zum Beispiel die Einfahrt von Pflegedienstfahrzeugen - geregelt werden können.“ Darüber hinaus macht Zimmermann wenig Hoffnung auf eine gravierende Änderung der Entscheidung: „Wenn etwas passiert, ist der Veranstalter in der Haftung.“ (mz)