200. Todestag von Fürst Franz 200. Todestag von Fürst Franz: Region ehrt Schöpfer des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs

Wörlitz - Am Wörlitzer Schloss ist die geführte „Rad-Tour de Franz“ am Sonntagnachmittag ein wenig in Verzug geraten. Da war der Kuchen am Nelson-Hügel kurz zuvor in Vockerode doch zu verlockend und lud zum Verweilen ein. So muss Schauspieler Simon Köslich noch etwas warten, bis er den gut 20 Radfahrern vorm Landsitz des Fürsten Franz als dessen Architekt Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff von den gut sichtbaren und etwas verborgenen Inschriften an seinen Bauten im Wörlitzer Park erzählen kann.
Ordentlich gefranzelt
In Dessau, Wörlitz, Vockerode und Oranienbaum hat es am Wochenende ordentlich gefranzelt. Die Region ehrte den Schöpfer des Dessau-Wörlitzer Gartenreiches aus Anlass des 200. Todestages von Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740-1817) mit einer Festwoche, die nicht allein in den Gartenreichtag am Samstag sondern in ein ganzes Gartenreichwochenende mündete.
Nach Sonderführungen, Paddeltour und musikalischer Gondelfahrt am Samstag war die „Tour de Franz“ das Kernstück des Sonntagsangebotes. Elf Stationen in Dessau und Wörlitz, dazu in kleinen Orten wie Vockerode, Kakau und Goltewitz konnten auf eigene Faust oder in zwei geführten Radtouren erkundet und genossen werden. Mit Guido Fackiner, dem Leiter des Dessauer Stadtmarketings, machten sich jene auf den Weg, die Zeitgenossen des Fürsten treffen wollten. An vier Stationen ließ sich diesen begegnen. Vorm Dessauer Georgium sinnierte Johann Joachim Winckelmann über die Schönheit antiker Statuen.
Am Schloss Luisium schrieb eine frühere Landestochter an Fürst Franz: Schauspielerin Silke Wallstein las aus einem fiktiven Brief der Wilhelmine Gräfin von Lichtenau, die als Tochter eines Musikers in Dessau geboren wurde und die Mätresse des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm II. wurde. Tizian Steffen hatte sich als Dichter Friedrich von Matthisson die Solitude am Sieglitzer Berg als malerischen Ort für seinen Bericht auserkoren.
Ein Viertelstündchen boten diese Stationen den Radlern Verschnaufpause. Länger wurde der Aufenthalt in Vockerode. „Alle 16 Landfrauen haben Kuchen gebacken“, erzählte die Vorsitzende Petra Graap. Eine Spezialität sei auch dabei. Der Vockeroder Nusskuchen von Rosi Keller, mit 80 Jahren die älteste Landfrau und einzige Geheimnisträgerin des köstlichen Rezeptes für den Blechkuchen. „Unser Kuchen ist gewissermaßen jenes Frühstück, das Fürst Franz hier für Lady Hamilton und Lord Nelson ausgerichtet haben soll, als diese 1800 auf der Flucht nach England waren und mit dem Boot Station machten“, sagte Gerd Norgel.
Seiner Meinung nach sei dies der einzige Gedächtnisort für Lord Nelson auf dem europäischen Festland. Während die Radtouristen sonst schnell am Findling auf dem Hügel vorbei fahren würden, hatte man am Sonntag Gelegenheit, etwas über die Geschichte des Ortes zu erfahren. Auch die geführte Radgruppe nahm sich dafür Zeit, natürlich auch, um sich durch die Vielfalt der Kuchen zu kosten.
Preisverdächtig behütet
Bis Wörlitz gab es schließlich noch ein paar Kilometer, um die Kalorien abzuradeln und beispielsweise auch einen Abstecher in das Amtshaus der Domäne zu unternehmen. Dort hatten Besitzer Sven Kielgas und sein Partner Falk Morten Weber an beiden Tagen geöffnet. „Unsere Hutparty und der Wettbewerb waren wieder ein großer Erfolg“, bilanzierte Weber. 16 Damen stellten sich der Jury. Sybille Jahnke aus Buxtehude gehörte auch in diesem Jahr wieder zu den Preisträgerinnen. Allerdings nicht überraschend, denn zur Party war sie extra angereist, wie auch Teilnehmerinnen aus Leipzig und Magdeburg.
(mz)

