Videocall mit Oma und Opa Wie die Digitalisierung den Alltag in den Pflegeheimen erleichtern soll
Computer, Handys und Tablets haben längst in den Seniorenheimen in Mansfeld-Südharz Einzug gehalten. Die Pandemie verdeutlicht den Nutzen.

Eisleben/Sangerhausen - Digitalisierung in Seniorenheimen? Das ist kein Thema? Doch, findet die Barmer-Ersatzkasse. „Die Kommunikation mit Angehörigen ist für Menschen in Pflegeeinrichtungen von großer Bedeutung, das hat die Pandemie noch mal deutlich gemacht, sie ist nicht immer gewährleistet“, stellte Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen-Anhalt, fest. Sich wandelnde Familienstrukturen werden seiner Meinung nach auch zukünftig das Thema Digitalisierung in den Fokus rücken. „Folgerichtig sollten Pflegeeinrichtungen schnelles Internet und andere technische Voraussetzungen für moderne Kommunikationswege bereithalten.“ Eine Sache, die die Pflegekasse mit einem eigenen Projekt unterstützen will.
Videocall ersetzt nicht den persönlichen Kontakt
Dabei ist den Verantwortlichen vor Ort durchaus bewusst, dass die Digitalisierung neue Möglichkeiten eröffnet. „Rückenwind“ heißt das Projekt des DRK, das über den Europäischen Sozialfonds gefördert wird. Es startete 2018. Andreas Claus, Vorstand des DRK-Kreisverbandes Sangerhausen, beschrieb es als „Pflegedokumentation to go“. Sprich, es werde so wenig wie möglich auf Papier dokumentiert, stattdessen werden Tablets genutzt . Richtig eingesetzt, vereinfache dies viele Arbeitsschritte, so Claus. Seit 2020 gebe es in allen Häusern des DRK WLAN-Netzwerke, um genau diese Art auch zu ermöglichen. Und natürlich seien gerade in der Pandemie Computer und Co auch von den Bewohnern genutzt worden, um Kontakt zu den Angehörigen zu halten. Trotzdem: So schön, wie es sei, mit dem Urenkel per Videocall zu sprechen, so ersetze das doch nicht den persönlichen Kontakt.
Vollständig Geimpfte, Genesene und negativ Getestete dürfen wieder zu Besuch in die Pflegeheime kommen. „Es hält wieder ein bisschen Normalität Einzug“, freut sich Claus. Auch wenn man immer noch zusätzlichen Aufwand betreiben müsse, jeden Besucher registriere, so sei doch schon beinahe normaler Alltag wieder möglich. Da die Impfquote bei über 90 Prozent liege und man auch wieder in Gruppen zusammenkommen dürfe, seien auch wieder die geliebten Angebote möglich. Und vielleicht kann auch an ein Sommerfest gedacht werden. „Nicht nur die Bewohner, auch das Personal sehnt sich nach solchen Aktivitäten“, weiß Claus.
Datenleitung vom Sangerhäuser Pflegedienst „Jacobi“ gekappt
Unter erschwerten Bedingungen musste der Sangerhäuser Pflegedienst „Jacobi“ in den vergangenen Monaten im neu eröffneten betreuten Wohnen in Oberröblingen arbeiten. Dort war nämlich bei Bauarbeiten die Datenleitung gekappt worden. Erst nach zähem Kampf mit der Telefongesellschaft ging der ehemalige „Löwe“ in der vergangenen Woche wieder ans Netz. „Das Personal und auch unsere Bewohner haben sich mit mobilen Lösungen beholfen. Aber das ist doch keine Sache. Uns einfach über ein ganzes Jahr lang so hängen zu lassen“, sagt Geschäftsführer Jörg Zikmund. „Vielleicht hat es geholfen, dass ich damit gedroht habe, den Fall öffentlich zu machen.“ Zum Schluss habe es keine 48 Stunden gedauert, dass der „Löwe“ wieder online gehen konnte.
Nun plant man, alle Zimmer mit Anschlüssen auszustatten und auch WLAN-Hotspots im Haus einzurichten. Wie das jeder Einzelne dann nutzen werde, sei seine Sache. Für das Personal sei es aber von großer Bedeutung. Ohne Internet und Videotelefonie behalf man sich in Oberröblingen in den vergangenen Monaten ganz oldschool mit Gesprächen am Fenster. Zum Glück stammen alle Bewohner des neuen Hauses aus der Region und zum Glück ist das Haus ebenerdig. „Wir haben hier natürlich auch Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Aber so war der Kontakt wenigstens möglich“, so Zikmund.
In der Zeit des Lockdowns mal mit dem Enkel schwatzen und die Kinder sehen, das konnten die Bewohner des Eisleber Seniorenresidenz „Alexa“ vorwiegend über die Handys der Mitarbeiter, weiß Leiterin Ute Neumann. In anderen Häusern der „Alexa“-Gruppe habe es in der vergangenen Zeit Tests mit Computern gegeben, die den Bewohnern beispielsweise für Videocalls zur Verfügung standen. „Bei uns in Eisleben wurde das jedoch nicht getestet, aber ich weiß, dass es bei den meisten gut ankam und fortgeführt werden soll.“ Aber natürlich werde die Digitalisierung auch vor der Lutherstadt keinen Halt machen. „Unser Personal arbeitet natürlich längst digital. Nur für die Bewohner in der Eisleber Seniorenresidenz war es eben bislang noch kein Thema. (mz)