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VfB Sangerhausen VfB Sangerhausen: Jubel weitab von der Heimat

Von Ralf Kandel und Khairullah Purdil 27.04.2017, 09:58
Mokthar Haidari (links) spielt beim beim VfB Sangerhausen und Khairullah Purdli absolvierte ein Praktikum bei der Zeitung.
Mokthar Haidari (links) spielt beim beim VfB Sangerhausen und Khairullah Purdli absolvierte ein Praktikum bei der Zeitung. Ralf Kandel

Sangerhausen - Ein Wellental der Gefühle liegt hinter Mokhtar Haidari. Er ist Fan von Bayern München und des FC Barcelona. Die Münchner und die Spanier sind aus der Champions-League ausgeschieden. Wenigstens den Klassiker gegen Real hat Barca gewonnen.

Khairullah Purdil, der im Rahmen eines Praktikums bei der Mitteldeutschen Zeitung an diesem Artikel mitgewirkt hat, ist auch nicht ganz glücklich. Seine Lieblingsmannschaft, nämlich Real Madrid, steht im Halbfinale der Königsklasse, hat aber eben den Klassiker gegen Barcelona verloren. Die beiden Fußballfans verfolgten die Spiele ihrer Lieblingsteams weitab von ihrer Heimat Afghanistan. Während es Mokthar nach der Flucht nach Sangerhausen verschlagen hat, wohnt Khairullah, den seine Freunde alle nur James nennen, nun in Artern.

Mokthar Haidari spielt beim VfB Sangerhausen

Begegnet sind sich die beiden im Sangerhäuser Friesenstadion. Während Mokthar Haidari beim VfB Sangerhausen seiner Leidenschaft als Fußballer nachgeht, war Khairullah Purdil als Journalistenpraktikant vor Ort. Dabei stand das Zusammentreffen der beiden Afghanen weitab der Heimat zunächst unter keinem guten Stern. Mokthar sollte eigentlich zum ersten Mal zum Aufgebot der Verbandsliga-Mannschaft des VfB zählen, kam aber zu spät zum vereinbarten Treffpunkt. „Ich habe es falsch verstanden“, so der 18-Jährige, der seit einem halben Jahr in der Kreisstadt lebt. So bleibt es vorerst bei sieben Spielen, die er in der Zweiten des VfB in der Kreisoberliga absolviert hat.

Hier hat er sich viele Sympathien erspielt. „Mokthar ist ein guter Junge“, so Mannschaftsleiter Lothar Knappe, der in seiner langen Fußball-Laufbahn schon viele Spieler unter seinen Fittichen hatte. Lukas Weise, Stammspieler beim VfB II, fügt hinzu: „Mokthar ist sehr nett. Er will unbedingt lernen, das merkt man. Fußballerisch wird er von Spiel zu Spiel stärker.“

Eben jenen Lukas Weise nennt Mokthar Haidari dann auch im Gespräch mit Khairullah Purdil als erstes, wenn er seine neuen Freunde aus Deutschland aufzählt. „Er ist mein Freund“, sagt er nur knapp. Ohnehin ist der junge Afghane, der nach einer halbjährigen Flucht schließlich hier in Sangerhausen als unbegleiteter Flüchtling angekommen ist, ein eher ruhiger Typ. Dennoch erzählt er: „Es gefällt mir hier gut. Ich habe keine Probleme.“ Wenn es aber dann um Sport geht, taut er auf: „Es macht mir Spaß. Das Stadion ist nicht weit von meiner Wohnung weg, zweimal in der Woche bin ich beim Training. Der Trainer ist gut, auch Marcus Rauer. Der ist ein guter Spieler.“

VfB-Spieler Mokthar Haidari will Automechaniker werden

Und wie sieht es außerhalb des Sportes aus? Nun wird Mokthar Haidari noch etwas ruhiger: Nein, er habe noch keine Freundin. Er gehe zur Berufsschule. „Dann will ich irgendwann mal als Automechaniker arbeiten.“ Und welche Hobbys hat er außer seinem Fußball noch? „Schlafen und Lesen, oft ist es hier leider langweilig“, so die Antwort.

Am Sonnabend ist die Langeweile wenigstens für ein paar Stunden vorbei. Dann spielt Mokthar Haidari mit dem VfB Sangerhausen II im Punktspiel der Kreisoberliga gegen Welbsleben. Er hofft, dass er wieder einmal jubeln kann. Das will auch James. Vor dem Fernseher, für Real. Dann ist die Gefühlswelt wieder ein wenig in Ordnung. (mz)