Timura Holzmanufaktur Timura Holzmanufaktur: Planken aus dem Südharz sind weltweit gefragt

Rottleberode - Der mannshohe Stapel Parkett auf dem Hof der Timura Holzmanufaktur im Südharzer Ortsteil Rottleberode ist in grauer Folie verpackt. Bestimmungsland: USA. „Wir stoßen mittlerweile an unsere Grenzen“, beschreibt Tom Sieverts (38), Geschäftsführer des 25-Mann-Betriebes, die Auftragslage des Mittelständlers.
Das klingt nicht etwa hektisch, sondern gelassen, wie es sich für einen echten Hamburger gehört. Denn der Kaufmann aus dem hohen Norden hatte vor zehn Jahren die Firma im Südharz auf die grüne Wiese gesetzt und seither mit ihr eine wechselvolle Geschichte mit Höhen, aber auch Tiefen durchlebt. Sieverts war mit einem patentierten Verfahren gestartet.
Timura: Einheimische Hölzer werden thermisch behandelt
So werden in dem Unternehmen einheimische Hölzer thermisch so behandelt, dass sie die Eigenschaften von äußerst strapazierfähigen Tropenhölzern annehmen. Vor allem Esche, Kiefer und Pappel werden verarbeitet. Die veredelten Hölzer werden dann unter anderem auf Außenterrassen eingesetzt oder als widerstandsfähige Verkleidung von Fassaden genutzt.
Während die Manufaktur anfangs bei einem Jahresumsatz von 200.000 Euro fast nur den europäischen Markt bediente, orientiert sich die Firma zunehmend global. Der Exportanteil liegt mittlerweile bei 70 Prozent, wobei rund die Hälfte in Europa bleibt. Vor allem die Märkte in den USA und Asien haben dem kleinen Unternehmen in letzterer Zeit einen Schub verpasst.
„Wir haben im vergangenen Jahr ein Wachstum von 50 Prozent hingelegt. In den nächsten zwei Jahren wollen wir noch einmal 50 Prozent drauflegen“, gibt der Kaufmann ehrgeizige Ziele aus.
Timura in Rottleberode: Jahresumsatz liegt bei drei Millionen Euro
2017 lag Sieverts zufolge der Jahresumsatz bei drei Millionen Euro. Vor allem die Investitionen in neue Vertriebsstrukturen lassen den Firmenchef optimistisch in die Zukunft blicken. Zudem wurde der Internetauftritt um eine englische Version ergänzt. Aber auch am Standort sollen die Produktionsabläufe optimiert werden, um den gewachsenen Nachfragen gerecht zu werden. Die kommen mittlerweile verstärkt aus den USA und dem asiatischen Raum.
Vor allem der amerikanische Vertriebspartner bedient von Miami, New York und Las Angeles aus den US-Markt. Im feuchtwarmen Klima Floridas sind das Parkett für Terrassen und die hölzerne Verkleidung für Fassaden aus dem Südharz gefragt, erzählt Sieverts. Dabei muss man sich völlig neuen Herausforderungen stellen und die Produkte beispielsweise auf ihre Belastbarkeit durch Wirbelstürme prüfen und zertifizieren lassen.
Von Hurricans ist man im asiatischen Singapur mit seinem tropischen Klima weit entfernt. In dem Stadtstaat wurden unter anderem ein Teil der Wege und Terrassen in der rund 100 Hektar großen Freizeitanlage „Gardens by the Bay“ mit den Produkten aus dem fernen Deutschland ausgestattet, statt auf Tropenhölzer vor der Haustür zurückzugreifen.
Timura Rottleberode: Nur wenige Konkurrenten im Premiumsegment
Indes profitiert die Manufaktur im Südharz offenbar auch von einer aktuell schrumpfenden Branche. Einige Mitbewerber hätten sich aus dem Markt verabschiedet, erzählt Sieverts. Ohnehin seien im Premiumsegment nur noch einige wenige Konkurrenten unterwegs. Die sitzen in Estland und der Türkei.
Sieverts blickt indes noch weiter voraus. „China ist noch ein interessanter Markt. Dort sind wir noch nicht vertreten, aber wir arbeiten dran“, sagt der Firmenchef. Allerdings ist das noch Zukunftsmusik. Real ist dagegen die Ausstattung von Yachten mit Schiffsböden. So beliefert Timura die Bremer Lürssen Werft, den Weltmarktführer für Luxus-Yachten.
2012 gab es verheerenden Brand in Lagerhalle bei Timura
Angesichts der Zukunftsaussichten will Sieverts am Standort Rottleberode investieren und neue Arbeitsplätze schaffen. Bislang flossen rund sechs Millionen Euro in die Manufaktur. Allerdings hatte im August 2012 ein Kurzschluss in einem Schaltschrank zu einem verheerenden Brand in einer Lagerhalle geführt. Rund 1,2 Millionen Euro betrug der Schaden. Davon erholte sich das junge Unternehmen nur schwer.
Drei Jahre später rettete eine Finanzspritze die finanziell angeschlagene Manufaktur. Zwei neue Gesellschafter, darunter Clemens Ritter von Kempski, der unter anderem in Stolberg zwei Hotels betreibt, entschuldeten die Firma und statteten sie mit neuem Kapital aus. (mz)