Theater Nordhausen Theater Nordhausen: Premiere des Epos "Reineke Fuchs" als szenische Lesung

Nordhausen - Mehr als 500 Jahre ist sie alt, die Fabel vom „Reynke de vos“, die zunächst als nieder-deutsches Versepos erschien. 1793 bearbeitete Johann Wolfgang Goethe den Stoff und legte ein Jahr später einen „Reineke Fuchs“ vor, wie er spöttischer und zeitloser nicht hätte sein können.
Goethe-Text wird als szenische Lesung aufgepeppt
Das Junge Theater Nordhausen nahm sich den berühmten Goethe-Text vor, peppte ihn mit Puppen und allerlei Beiwerk auf und stellt ihn jungen Leuten als szenische Lesung vor. Im Sondershäuser Liebhabertheater hatte der vergnügliche Ausflug in die hochsprachlichen Gefilde des Dichterfürsten Premiere. Eine Stunde Goethe mit Musik, Hauen und Stechen, das könnte dem jungen Publikum gefallen.
Reineke Fuchs ist ein gewiefter Hund, der jede Menge Feinde hat: Wolf Isegrim, dessen Weib er immer mal wieder vernascht, Kater und Hund, denen es um die Wurst geht, Lampe, den dümmlichen Hasen, und Hahn Henning, dessen Gattin Kratzefuß Reineke auf dem Gewissen hat.
Als den König die Kunde von dem listigen Killer erreicht, ist das Maß voll, der Fuchs soll sterben. Der aber schleimt sich kräftig ein beim König, entgeht dem Urteil noch einmal und zieht sogleich wieder alle Register, um die „Bewährungshelfer“ zu verheizen.
Fuchs Reineke treibt sein Unwesen
Er treibt seine Untaten auf den Gipfel, und als dem König der Kragen platzt, erfindet er einen Schatz und jede Menge potentielle Königsmörder. Der schlaue Fuchs packt den König bei seiner Gier, Lampe bei seiner Einfalt, meuchelt nebenbei noch die Krähe Scharfenebbe und lügt und intrigiert, dass die Heide wackelt. Wolf Isegrim, der die entehrte Gattin nicht verwindet, stellt sich ihm entgegen. Es kommt zum Zweikampf der Figuren (geschaffen von Peter Lutz).
In der Nordhäuser Inszenierung wird dieser mit Vorschlaghammer und Baseballschläger geführt und Cheerleadern angefeuert. Aber auch diesmal kriegt Reineke am Ende die Kurve - mit List und Tücke und Geschwätzigkeit. Denn hast du erst einmal die Gunst des Königs gewonnen oder weißt um Dinge, die jenem nicht zur Ehre gereichen, ist dein Leben versichert.
Dynamische, kurzweilige Aufführung, Stellenweise jedoch etwas gehetzt
Robin Köster, Wiebke Lendewig vom Theaterjugendclub als Ersatzfrau für den erkrankten Christoph Lax, Theaterpädagogin Daniela Bethge und Christian Georg Fuchs, der neue Leiter des Jungen Theaters Nordhausen, sitzen in Reih und Glied auf der kleinen, zum Tannenwald dekorierten Bühne des Liebhabertheaters. Sie lesen mit wechselnden Rollen und großem Engagement den Goethe’schen Text, den sie artikulatorisch und gestisch so untermalen, wie es einer szenischen Lesung gebührt.
Allerdings scheinen sie streckenweise wie von der Äffin Rückenau gehetzt, so dass das Verständnis des anspruchsvollen Stoffes leidet. Wer einmal den Faden verloren hat, findet schwer Anschluss. Das kann behoben werden.
Ansonsten geht es durchaus deftig zur Sache, wenn sich die Figuren, die eine Leihgabe des Theaters Naumburg sind, keilen, kuscheln und untenrum besuchen. Von alten Gassenhauern bis hin zu Musik von Rammstein untermalt, hauchen die Vorleser den Puppen Leben ein. Es ist eine durchaus dynamische und kurzweilige Aufführung, die als Wandertheater für Schulen konzipiert ist. (mz)
Die nächste Vorstellung findet am am 20. November um 18 Uhr im Nordhäuser Theater unterm Dach statt. Karten gibt es, wie immer, an der Theaterkasse. Kontakt für Aufführungen in Schulen: E-Mail: [email protected] oder unter Tel. 03631/626 01 49.