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Skispringen in Wippra Skispringen in Wippra: Mit 60 Sachen über den Tisch

Von Ralf Kandel 22.10.2014, 16:04
Luca Borufka hieß der jüngste Teilnehmer am Herbstsprunglauf auf der Hasselbachschanze in Wippra (Mansfeld-Südharz). Der Zweijährige vom WSV Wernigerode flog kürzlich aber noch nicht über eine Schanze, sondern begnügte sich zunächst mit Abfahrten über den Aufsprunghang.
Luca Borufka hieß der jüngste Teilnehmer am Herbstsprunglauf auf der Hasselbachschanze in Wippra (Mansfeld-Südharz). Der Zweijährige vom WSV Wernigerode flog kürzlich aber noch nicht über eine Schanze, sondern begnügte sich zunächst mit Abfahrten über den Aufsprunghang. ralf kandel Lizenz

Wippra - Von wegen Frauensache: Timo Bartsch hat das Bügeleisen in der Hand. Er plättet am Fuß der Schanze im Wippraer Hasselbachtal allerdings nicht seine Sachen, sondern verteilt sorgfältig den Wachs unter seinen beiden Sprung-Ski. Für den 18-Jährigen aus Braunlage ist das nichts Außergewöhnliches. Ebenfalls nichts Besonderes sind für ihn Sprünge von der Schanze in Wippra. So richtig in ihren Bann hat ihn die Mattenschanze im Hasselbachtal aber nicht gezogen. „Das ist einfach nicht meine Schanze, die Anlaufspur hat zwei kleine Macken“, sagt er und stapft in Richtung Sprungturm davon.

Im Ski & Freizeitsport Wippra ist ein rundes Dutzend Skispringer aktiv. Die Mehrzahl davon sind derzeit Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren. Trainiert wird dreimal wöchentlich. Am Mittwoch stehen die Skispringer unter Anleitung von Trainer Helmut Stöhr ab 16 Uhr auf der Schanze. Am Sonnabend und Sonntag beginnt das Training jeweils zehn Uhr. Dies ist aber abhängig davon, ob Wettbewerbe auf dem Programm stehen.

Ganz anderer Meinung ist Nicole Nebel. Für die elfjährige Wippraerin ist die Schanze durchaus etwas ganz Besonderes. Auf ihrer Heimatschanze fühlt sie sich pudelwohl. „Am Anfang hatte ich schon ein bisschen Angst“, sagt die Schülerin. Jetzt nicht mehr. Bei 36 Metern steht ihr persönlicher Weitenrekord, gesprungen natürlich in Wippra. Diesmal geht es erneut so weit hinunter. Mit Sprüngen von 35 und 36 Metern sichert sie sich vor Emely Hundt aus Braunlage den Sieg beim Herbstsprunglauf des Jahres 2014. Die Geschwindigkeiten, die von den Springerinnen und Springern erreicht werden, sind dabei mehr als beachtlich. Am Ende der 58 Meter langen Anlaufspur, also am Schanzentisch, haben die Besten ein Tempo von rund 60 Stundenkilometern erreicht.

Apropos Herbstsprunglauf. Der wiederum steht in diesem Jahr unter einem ganz besonderen Aspekt. Ein Jubiläum wird gefeiert. 1964 wurde auf der von 1957 bis 1962 erbauten Hasselbachschanze der Mattenbelag verlegt. Ein Springer, der damals schon über den Bakken ging, ist auch dabei: Dieter Liebing, mittlerweile 63 Jahre. Diesmal springt er 33 und 34 Meter und damit auf Platz zwei. Zweiter wird er auch in der Familienwertung. Sein Sohn Florian gewinnt die Männer-Konkurrenz mit Sprüngen von 42 und 42,5 Metern. Diese Weite erreicht auch Timo Bartsch, der in der Junioren-Konkurrenz triumphiert. Bis zum Schanzenrekord ist noch Platz. Den hält der Riestedter Paul Winter mit 50 Metern. Winter springt mittlerweile für die Deutsche Nationalmannschaft.

Er kann sich der Sympathie aller Skisprung-Enthusiasten des Vereins sicher sein. „Wir drücken ihm alle die Daumen“, heißt es, sobald das Gespräch auf den bis dato erfolgreichsten Springer des Vereins kommt. Ihm nachzueifern ist das Ziel, das sich auch Nicole Nebel gestellt hat: „Irgendwann möchte ich es mal auf ein Sport-Gymnasium schaffen.“ Bis es so weit ist, werden sie, Timo Bartsch und all die anderen noch manchmal das Bügeleisen am Fuß der Wippraer Schanze in die Hand nehmen. (mz)

Nicole Nebel aus Wippra.
Nicole Nebel aus Wippra.
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