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Chronikbände von Breitungen übergeben Ortschronist Walter Fischer sammelt die wichtigsten Fakten über Breitungen

Von Helga Koch 28.11.2020, 12:00
Walter Fischer (links) übergibt die Ortschroniken an Breitungens Ortsbürgermeister Hagen Schwach.
Walter Fischer (links) übergibt die Ortschroniken an Breitungens Ortsbürgermeister Hagen Schwach. Maik Schumann

Breitungen - Die lange Tafel im Sitzungszimmer in Breitungen reicht kaum aus für all die Mappen und Alben, die Walter Fischer mitgebracht hat. Der 84-Jährige hat über viele Jahre die Ortschronik geführt und nun sämtliche Bände an Ortsbürgermeister Hagen Schwach (Breitunger Alternative) übergeben. „Hier, ins Bürgermeisteramt, gehört es hin“, sagt Fischer.

Er sei eher zufällig in die Arbeit als Ortschronist reingewachsen, erzählt der 84-jährige Breitunger. Ende der 1970er Jahre sei er in den Südharz gekommen, als die Familie noch in Halle wohnte, und habe eine Sommerwohnung in Schwiederschwende gehabt. Er habe von alten Wüstungen erfahren, sich zunehmend dafür interessiert und den ein oder anderen Fund, wie es in Archäologenkreisen heißt, entdeckt. „Eines Tages hat das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie angefragt, ob ich ehrenamtlich mitarbeiten würde.“ Keine Frage, natürlich! Und seitdem besucht er regelmäßig den Archäologenstammtisch. „Wir treffen uns alle zwei Monate reihum.“

Ortschronist Walter Fischer sammelt die wichtigsten Fakten über Breitungen

Übers gesamte Jahr sammelt Fischer alle chronistisch interessanten Daten und Fakten, um die wichtigsten Ereignisse in und über Breitungen festzuhalten. „Ich habe fünf Schwerpunkte für die Chronik festgelegt, nach denen ich das Material sammle und sortiere“, erzählt der 84-Jährige. Einer ist beispielsweise der Bauerngraben, der episodische See nahe Breitungen, zu dem Fischer zwei-, dreimal wöchentlich schaut. Wenn sich das natürliche Becken mit Wasser füllt, hält Fischer die Ausdehnung der Wasserfläche und den Pegelstand akribisch in Tabellen fest. Die Wanderungen zum Bauerngraben sind ihm wichtig.

Sehr intensiv hat er sich beispielsweise auch mit den alten Grenzsteinen rings um Breitungen beschäftigt. Gemeinsam mit Karl-Heinz Winter, der als Förster viele Standorte kannte und zuvor die Breitunger Ortschronik führte, hat er beispielsweise sämtliche Grenzsteinstandorte anhand alter Karten aufgesucht und die noch vorhandenen, oft schon arg verwitterten Steine kontrolliert.

Nachwuchs für die ehrenamtliche Tätigkeit gesucht

Ortsbürgermeister Hagen Schwach ist froh, dass er mit Walter Fischer einen zuverlässigen Ortschronisten zur Seite hat. „Er hat das über all die Jahre gemacht, immer aus eigener Initiative - aber auch immer auf der Suche nach Nachwuchs.“ Ein solches Ehrenamt aus freien Stücken, aus Überzeugung und Interesse auszuüben, sei am besten, denn einen Nachfolger für seine aufwendige ehrenamtliche Tätigkeit zu finden, das sei nicht gerade leicht, sagt der 84-Jährige. „Um das Material zu sichten und aufzubereiten, das ich übers Jahr sammle, fange ich im Januar an und habe dann zwei Monate zu tun“, erzählt Fischer. „Und ich mache den Schriftführer. Bis heute. Solange ich geistig und körperlich beweglich bin, macht es noch Spaß. Doch ich würde mir wünschen, dass jemand mal in die Arbeit mit reinwächst.“

Auch auf andere Weise, sagt der Ortsbürgermeister, habe sich Walter Fischer für das Dorf engagiert und nennt als Beispiel den Ortseingang: „Der Hunt, die Schautafeln und Obelisken, all das ist erst durch seine Initiative entstanden.“ (mz)

Die Ortschronik für die Jahre 1846 bis 1945 liegt hier als Kopie vor, das Original befindet sich noch bei einer Breitunger Familie.
Die Ortschronik für die Jahre 1846 bis 1945 liegt hier als Kopie vor, das Original befindet sich noch bei einer Breitunger Familie.
Maik Schumann