Opernball Fashion Award Opernball Fashion Award: Designerin Mandy Müller trifft auf Konkurrenz aus aller Welt

Schwenda/Leipzig - Am Ende will es Jurymitglied Boris Entrup nochmal genau wissen. „Da muss ich doch mal anfassen“, sagt der Make-up-Artist und Styling-Experte, läuft zum Kleid von Designerin Mandy Müller und lässt den Stoff durch seine Finger gleiten. „Sehr schön, wirklich sehr schön.“
Entrup ist eines von sieben Jurymitgliedern, denen sich am Dienstag 21 Designer aus Paraguay, Osteuropa und Deutschland mit ihren Models präsentieren. Gesucht sind die besten zehn Kleider, die beim Opernball in Leipzig noch einmal in einen Wettstreit treten. Mandy Müller aus Schwenda ist mittlerweile zum sechsten Mal dabei, an ihrer Nervosität ändert das aber nichts.
Opernball Leipzig: Mandy Müller präsentiert der Jury ihr Kleid „Aschenbrödel 2.0“
Sie spricht leise und bedacht, als sie vor der Jury steht. „Aschenbrödel 2.0“, heißt das Kleid, das das Model Selina präsentiert. „Mir war wichtig, die weiblichen Formen zu betonen“, sagt die 39-Jährige. „Denn der weibliche Körper ist nun mal schön.“
Doch die Zeit bis zum Auftritt beim „Leipziger Opernball Fashion Award“, wie die Veranstaltung offiziell heißt, ist lang. Zunächst geht es zum Fotoshooting rauf auf die Dachterrasse des „Inside by Melia Leipzig“. Da posieren die Models, die in diesem Jahr zum größten Teil Tänzerinnen sind, vor den Fotografen. Da Regen aufzieht, muss aufs Tempo gedrückt werden - nicht gerade die ideale Voraussetzung bei den aufwändig gestalteten Kleidern.
Viel Haarspray und Ego liegen in der Luft, dazu Nervosität. Unter die Designer haben es in diesem Jahr einige jüngere Kandidaten geschafft, die sich aufgeregt austauschen und Fotos schießen. Ein ruhender Pol ist Mandy Müller. Sie erreichte im vergangenen Jahr den respektablen dritten Platz. „Zum Glück passt mein Model perfekt“, sagt sie.
Opernball Leipzig: Schwendaerin genießt Fashion Award
Ein Faktor, bei dem nicht jeder Designer so gut punkten kann, da man sich die Models erst vor Ort aussuchen darf. Häufig sind die Kleider nicht ganz passend, entweder zu weit, zu lang oder beides. Bei der Schwendaerin passt es wie angegossen. „Es ist toll, hier Gleichgesinnte zu treffen“, sagt sie. Viele Freundschaften zu anderen Designern seien schon entstanden.
„Konkurrenz ist das keine, wenn wir uns sehen, sind wir ja schon fertig mit der Arbeit“, sagt sie entspannt. „Das Schönste aber ist, dass man sich mal kreativ austoben darf.“
Eine Entscheidung wird an diesem Nachmittag noch nicht verkündet, so viel steht vorher fest. Da nicht alle Jurymitglieder anwesend sein können, müssen Fotos und Meinungen noch ausgetauscht werden. Nach und nach treten die Modeschöpfer nun vor die Jury, nachdem sich das Model kurz allein präsentiert hat. Dann sagen sie ein paar Worte zu sich und ihrer Idee.
Opernball Leipzig: Designerin präsentiert selbst gehäkeltes Kleid
Während dies geschieht, warten alle anderen im Vorbereitungsraum, tauschen sich bei Tomatensuppe, Vitello Tonnato oder bei buntem Tomatensalat mit Basilikumschwamm aus, knüpfen Kontakte. „Das ist toll, wenn man einige Leute schon kennt, da vergeht die Zeit schneller“, sagt Müller.
Währenddessen wird es für die anderen Teilnehmer nach und nach ernst. Das erste wirkliche Raunen geht bei Kleid Nummer fünf durch die Reihen der Jury, in der neben Boris Entrup unter anderem auch Model Cheyenne Ochsenknecht und Designerin Caroline Schwarz sitzen.
Letztere hat einen kleinen schwarzen Hund mitgebracht, der vor allem dadurch auffällt, dass er schwarze Kleider und aufkommenden Applaus als Anreiz zum Bellen versteht und später seinen Platz auf dem Schoß räumen muss. Kleid Nummer fünf wird von einer 21-jährigen Strausbergerin präsentiert und ist vollkommen selbst gehäkelt – aus 13,5 Kilometern Garn und in 548 Stunden Handarbeit.
Opernballchefin lobt Kleider von Mandy Müller
Opernballchefin Vivian Honert-Boddin ist begeistert. Aber nicht weniger euphorisch spricht sie über Mandy Müller. „Sie schafft Kleider, die den Traum eines jeden Mädchens erfüllen“, sagt sie. „Es ist floral und der Figur schmeichelnd. Ich bin glücklich, dass sie sich immer wieder beteiligt“, sagt Honert-Boddin. „Sie macht zauberhafte Kleider.“ Bewertet werden von der Jury die Idee, die Umsetzung, das Material und der Glamourfaktor.
Der Faktor Passform kann in der Praxis nicht bestehen - zu viele ungeformte Kleider müssen die Jurymitglieder erblicken. „Mit am wichtigsten ist für mich der erste Eindruck“, erläutert Boris Entrup. „Ich weiß, in welcher Atmosphäre das Kleid auf dem Opernball bestehen muss, bei künstlichem Licht, das Farben schluckt, sie aber auch perfekt in Szene setzen kann.“ Wichtig sei zudem die Umsetzung der Idee.
Zwei Stunden muss sich Mandy Müller gedulden, ehe sie als 17. vor die Jury treten darf. Zufrieden mit ihrem Auftritt ist sie dennoch. „Klar war ich aufgeregt“, gesteht sie. „Es ist aber schön, wenn man merkt, dass sie sich an einen erinnern.“ Denn, das fällt einigen Juroren sofort auf, dieses Mal fehlt jemand an ihrer Seite. „Heute ohne den Sohn?“, fragt Entrup. „Ja, der hatte am Wochenende Schulanfang und musste heute in die Schule“, sagt sie. (mz)

