1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Mansfeld-Südharz
  6. >
  7. MZ-Serie "Konfetti im Blut": MZ-Serie "Konfetti im Blut": Helau am Kyffhäuser - Tilledaer Karneval Club wird 35

MZ-Serie "Konfetti im Blut" MZ-Serie "Konfetti im Blut": Helau am Kyffhäuser - Tilledaer Karneval Club wird 35

Von Ralf Kandel 12.01.2018, 17:27
Die jüngsten Karnevalisten vom Tilledaer Karneval Club backen in der Bäckerei Bokrant Narrenkappen für die Festsitzung am Sonnabend.
Die jüngsten Karnevalisten vom Tilledaer Karneval Club backen in der Bäckerei Bokrant Narrenkappen für die Festsitzung am Sonnabend. Ralf Kandel

Tilleda - Vom 11. November bis zum 14. Februar, also genau 96 Tage, dauert die närrische Zeit von der Karnevalseröffnung bis zum Aschermittwoch in dieser Session. Auch in der Region um Sangerhausen übernehmen die Narren das Zepter. Hier schallt es „Heidiho“, „Hummel-Hummel-Summ-Summ“ oder „Heijo“. Die Mitteldeutsche Zeitung stellt in einer Serie Vereine, Narren, Präsidenten, Prinzenpaare und all das, was den Karneval liebenswert macht, vor.

Wie populär ist Karneval eigentlich hierzulande? Da kann Uwe Maul, Präsident des Tilledaer Karneval Clubs (TKC), gleich ein Beispiel liefern. „Unsere Weiberfastnacht am 2. Februar ist ausverkauft. Die 180 Plätze waren im Nu weg“, erzählt er und tritt damit gleich den Beweis an, dass der Karneval auch in Mansfeld-Südharz seine Fans hat. Denn: „Auf der Warteliste stehen noch 14 Namen. Wir könnten gut und gerne noch einmal 180 Karten verkaufen, das wäre kein Problem.“ Die Anziehungskraft sei mit den Jahren nicht geringer geworden.

Tilledaler Karneval Club wurde am 2. März 1983 gegründet und feiert somit 35. Geburtstag

Uwe Maul, fast 60 Jahre alt, kann das sehr gut einschätzen. Er ist neben Lothar Henske und Gerald Schröder der dritte Karnevalist, der von Anfang an beim TKC mitgemischt hat und jetzt noch aktiv ist. „Ich war der erste Prinz. Am 3. März 1983 haben wir den Karneval Club gegründet. Wir feiern also in dieser Session den 35. Geburtstag“, erzählt der amtierende Präsident und fügt hinzu: „Wir haben mittlerweile 120 Vereinsmitglieder. Vor allem bei den Kindern ist der Zulauf da. Beim Kinderfasching gibt es 18 Programmpunkte von sechs Gruppen.“

Die große Jubiläumsveranstaltung mit vielen Gästen von befreundeten Vereinen läutet am Sonnabend, 13. Januar, die Saison des Tilledaer Karneval Clubs ein. Am 19. Januar folgt der Jugendkarneval, der unter dem Motto „Bis(s) zum Abfeiern“ steht. Weiter geht es am 21. Januar mit dem Kinderkarneval. Am 27. Januar steht die erste Abendsitzung auf dem Programm, tags darauf der Karnevalistische Nachmittag. Die Weiberfastnacht am 2. Februar ist ausverkauft, weitere Abendsitzungen finden am 3. und 10. Februar statt, der Umzug am 11. Februar. (rak/mz)

Nähere Infos gibt es unter www.tkc-tilleda.de

Ohnehin legen Maul und seine Mitstreiter im Verein viel Wert auf die Arbeit mit dem Nachwuchs. „Karneval ist in Tilleda eine Familienangelegenheit. Alles, was hier eingeheiratet hat, ist zum Karnevalisten geworden“, erzählt Maul lachend und verweist auf die Ahnengalerie im Elferratszimmer. Hier sind die Namen aller bisherigen Prinzenpaare aufgeführt.

Viele Familien tauchen doppelt auf. Die Eltern, vor gut zwei Jahrzehnten selbst als Prinzessin und Prinz aktiv, können nun ihre Sprösslinge in der Galerie sehen. Der Nachwuchs ist Maul und den anderen wichtig. Er sagt: „Wer die Kinder und Jugendlichen ignoriert, kann irgendwann den Verein dichtmachen.“

Und das wollen die Tilledaer auf gar keinen Fall: „Uns hat es jetzt 35 Jahre gegeben. Und es wird uns weitere 35 Jahre geben“, ist sich Uwe Maul sicher. Allerdings nicht mit ihm als Präsident. Er tritt nach der Session in die zweite Reihe zurück, wird künftig im Elferrat mitwirken, erzählt er. „Ans Aufhören habe ich noch nie gedacht. Dazu hängt mein Herz viel zu sehr an der Geschichte. Ich will weiter mitmischen, mit Rat und Tat helfen“, sagt er und fügt noch hinzu: „Der Verein lebt und stirbt schließlich mit denjenigen, die an der Spitze vorneweg marschieren.“

Tilledaler Karnevalisten wollen mindestens weitere 35 Jahre bestehen

Das sei auch in den vergangenen 35 Jahren wichtig gewesen. Geschichten aus der Zeit von den Anfängen bis heute hat der Präsident jede Menge parat. Zu DDR-Zeiten zum Beispiel sei in Ermangelung von Kohlen, mit denen der Saal geheizt werden kann, der ganze Verein zum Holzschlagen in den Wald gezogen. Nur so konnte „Tilleda, helau“ doch im Warmen ertönen. Und ein Jahr gab es, da war niemandem nach Karneval zumute. Maul erzählt: „Nur ein einziges Mal ist eine Saison ausgefallen. Das war während des Golfkrieges, da wurde alles abgesagt.“

Noch lieber berichtet Uwe Maul aber vom Karnevalsumzug, der mittlerweile auch seit 35 Jahren durch den Ort führt und schon zigtausende Menschen am Straßenrand begeistert hat. „Das ist einfach Wahnsinn, die Stimmung, das ganze Drumherum“, sagt er. Auch in diesem Jahr freut er sich darauf. (mz)