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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Trainer-Abgang wäre Katastrophe für Verein

Von DETLEF LIEDMANN 04.05.2011, 15:19
Wird Peter Schuster seinen Schützlingen auch in Zukunft noch das Boxen erklären können? (FOTO: DETLEF LIEDMANN)
Wird Peter Schuster seinen Schützlingen auch in Zukunft noch das Boxen erklären können? (FOTO: DETLEF LIEDMANN) CARDO

HELBRA/MZ. - Der Boxclub Helbra ist der kleinste Mitgliedsverein im Landesamateurboxverband. Und einer der erfolgreichsten. Nicht weniger als viermal Gold und einmal Bronze brachten die Nachwuchstalente von der jüngsten Landesmeisterschaft mit. Doch wie lange noch?

"Wenn unser Trainer hier keine Arbeit findet, geht er weg. Was wird dann mit uns?", fragt nicht nur Nico Sibilak, neben Tobias Schröder, Steven Ortlieb und Adrian Mantu einer der vier Meister.

"Ja. Ich habe es schriftlich. Ab nächsten Monat bekommen ich kein Arbeitslosengeld mehr", sagt Peter Schuster. Und das so genannte ALG II stehe ihm nicht zu, da seine Partnerin zu viel verdiene. Aber: "Ich will und kann mich doch von ihr nicht durchfüttern lassen. Wir haben ja auch noch ein Haus abzubezahlen", so der 57-jährige Maler und Lackierer. Aufgrund seines Alters und des ehrenamtlichen Engagements von minimal 20 Stunden pro Woche gelte er als schwer vermittelbar. Auf die meisten seiner Bewerbungen in der Region habe nicht einmal eine Antwort bekommen. Also bliebe ihm gar keine Wahl, als das Boxen aufzugeben und woanders Arbeit zu suchen.

Das wäre für den Verein, gelinde gesagt eine Katastrophe. "Dann wäre unsere bisherige Arbeit vergeblich gewesen", sagt die Vereinsvorsitzende Katrin Sonderhoff. Denn Schuster ist der letzte von drei verbliebenen Trainer. Sein Sohn Felix hat Arbeit in der Schweiz gefunden. David Hoppstock verdient seine Brötchen in Nordrhein-Westfalen. Nur noch Schuster Senior ist noch übrig. Zuletzt hatte er drei Jahre Arbeit in Thüringen. "Wir haben da ein Schloss saniert und restauriert", so Schuster. "Da konnte ich jeden Tag hin und her fahren." Aber, wenn er weiter weg Arbeit fände, sei dies ausgeschlossen.

"Wir haben ja schon alles Mögliche versucht. Aber es ist schwierig", so die Vereinsvorsitzende Katrin Sonderhoff. Selbst einen qualifizierten Trainer als adäquaten Ersatz zu finden, sei nahezu aussichtslos. Aber das will eigentlich auch niemand in Helbra, denn Schuster kenne die Mädchen und Jungen am besten. Mit Tobias Schröder und Steven Ortlieb stecken zwei von ihnen mitten in den Vorbereitungen auf die Deutsche Meisterschaft. Schröder hat wie Mantu erst vor wenigen Tagen das hochkarätige und international besetzte 41. Turnier um den Ostseepokal gewonnen und zählt so bei der Deutschen Meisterschaft zu den Favoriten auf die Goldmedaille.

Unruhe kann der Verein da nicht gebrauchen. Deshalb haben sich Eltern, allen voran Heike Sibilak, an die Mitteldeutsche Zeitung gewandt. "Es muss doch jemanden geben, der Arbeit für Peter hat", sagt sie. Zumal dem Verein im Herbst zwei Großereignisse ins Haus stehen. Zum einen das sechste Seppl-Kubus-Gedenkturnier am 14. Oktober und einen Tag später die Halbfinals der Landesmeisterschaften bei Männern und Frauen.

Aber unter Umständen ohne Helbraer Beteiligung, denn dem jungen Verein fehlen bis auf Alexander Streich noch Faustkämpfer dieser Altersklasse. Das hat Gründe. Denn, wenn Mädchen und Jungen in das entsprechende Alter kommen zieht es sie oft woanders hin. Meist wegen der Arbeit. Bestes Beispiel ist Rick Paul, der als Filialleiter einer Handelskette gleich noch ein Studium absolviert. "Wann soll er da noch trainieren?", fragt Schuster. Oder Tim Hensel, dessen Eltern vor Jahren wegen der Arbeit in die Schweiz zogen. "Tim war unser vielleicht größtes Talent. Jetzt hat er mit Boxen überhaupt nichts mehr am Hut", erzählt der Trainer wehmütig über den letzten Besuch. Aber was würden die Verbliebenen ohne Trainer machen?