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Kranichrast am Stausee Kelbra Kranichrast am Stausee Kelbra: Naturfreunde fordern mehr Kontrollen in der Schutzzone

Von Frank Schedwill 21.10.2016, 13:45
Besucher, die sich illegal am Stausee auf­hal­ten.
Besucher, die sich illegal am Stausee auf­hal­ten. Steffi Rohland

Kelbra - Der Schutz der Tausenden Kraniche, die derzeit am Kelbraer Stausee rasten, sorgt weiter für Streit. Nachdem sich der Kreisanglerverein über das längere Zutrittsverbot beschwert hat, fordern hingegen Kranichschützer verstärkte Kontrollen.

Chaos am Bergaer Damm - Besucher ignorieren das Verbot

„Im Schutzgebiet am Bergaer Damm ist das Chaos ausgebrochen“, sagt Sylvia Liesegang, die in der Arbeitsgruppe „Kranichschutz Deutschland“ mitarbeitet und sich ehrenamtlich um die Vögel kümmert. „Am vergangenen Sonntag beispielsweise befanden sich zwischen 16.30 und 18 Uhr etwa 60 Personen auf dem alten Bahndamm, der wie andere Wege am See eigentlich bis 31. Dezember nicht betreten werden darf. Darunter waren 16 Fotografen.“ Sie hätten zum Teil versucht, noch näher an die majestätischen Vögel heranzukommen, indem sie über den noch nassen Schlick gelaufen sind.

Darüber hinaus seien etwa 65 Autos in der Fahrverbotszone geparkt gewesen. Liesegang mahnt deshalb in einem Schreiben an die Kreisnaturschutzbehörde an, dass das erlassene Zutrittsverbot auch kontrolliert werden müsse. „Ansonsten ist die Verfügung sinnlos.“ Für die Touristen, die sich die majestätische Tiere ansehen wollen, müsse es ein Besucher- und ein Verkehrsleitsystem mit Parkplätzen außerhalb der Schutzzone geben. Außerdem sollten auch auf der Bergaer Seite des Sees geführte Wanderungen angeboten werden. Nur so sei der Besucherstrom in geordnete Bahnen zu lenken, fordert Liesegang. Ohne Unterstützung seien sie und ihre Helfer überfordert.

Die Naturschützerin kündigt weiterhin eine Beschwerde bei der Europäischen Union über die Kreisverwaltung an, sollte sich an den Zuständen an der Talsperre nichts ändern: „Der Kranich ist ein von der EU geschütztes Tier. Die Behörden haben die Pflicht, die Rastgebiete besonders zu schützen und auch die Einhaltung des Schutzes zu kontrollieren.“

Für dauerhafte und flächendeckende Kontrollen am Kelbraer Stausee fehlt das Personal

Kreissprecher Uwe Gajowski erwidert, die Kreisverwaltung führe sehr wohl Kontrollen in der Schutzzone durch. Diese erfolgten stichpunktartig, insbesondere in der Dämmerung, wenn die Tiere zu ihren Schlafplätzen fliegen, auch am Wochenende. Für eine flächendeckende und dauerhafte Kontrolle fehle aber das Personal.

Auf Thüringer Seite des Sees setzt man deshalb seit drei Jahren auf ein anderes Konzept: Über den Landschaftspflegeverband Südharz/Kyffhäuser werden drei Kranichranger auf 450-Euro-Basis beschäftigt, bestätigt Geschäftsführerin Astrid Koschorreck. „Die Ranger gehen auf Touristen zu, die sich illegal in der Schutzzone aufhalten und sprechen sie an.“ Die allermeisten seien einsichtig und verlassen das Gebiet. Koschorreck: „Wir haben mit der Lösung nur positive Erfahrungen macht.“ Nach ihrer Meinung wären die Ranger auch in Sachsen-Anhalt nötig. Denn hier kann man anders als in Thüringen mit dem Auto fast bis an die Wasserfläche heranfahren. Die entkräfteten Vögel würden davon aufschreckt oder gar vertrieben. (mz)