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Kelbras Unterwelt Kelbras Unterwelt: Stadtführung durch Brauereikeller gibt es nur einmal im Jahr

Von Adele Barner 23.08.2016, 12:00
Im Brauereikeller in Kelbra
Im Brauereikeller in Kelbra Adele Barner

Kelbra - Dunkel und schier endlos erscheinen die riesigen Brauereikeller in Kelbra. Nur einmal im Jahr zum Sonnenblumenfest öffnet sich die schwere Tür und gewährt neugierigen Besuchern einen Blick in die düsteren Gewölbe.

Liselotte Käfer freut sich über die zahlreichen Interessenten, die sich am vergangenen Samstag auf dem Gelände der ehemaligen Brauerei eingefunden haben, denn für sie und ihre beiden Mitstreiterinnen Angelika Bornkessel und Elke Grüber ist es eine Premiere.

Stadtführerinnen sind bei ihrer Premiere aufgeregt

Zum ersten Mal bieten sie in Kelbra Stadtführungen an und sind dementsprechend aufgeregt. „Bisher hat das immer Gerhard Werther gemacht. Aber aufgrund seines hohen Alters musste er diese Tätigkeit nun leider aufgeben“, erklärt Käfer. „Aber wir haben uns intensiv auf unsere neue Aufgabe vorbereitet und machen es natürlich sehr gern.“

In einer normalen Stadtführung stehen die Brauereikeller nicht mit auf dem Programm, dafür werden jedoch unter anderem die Reste der mittelalterlichen Stadtmauer, die Wasserburg sowie das Rathaus und die alte Apotheke gezeigt.

„Wir möchten natürlich, dass Kelbra ein attraktives Ausflugsziel wird. Es gibt ja auch einige Hotels, weshalb gerade Reisegruppen die Möglichkeit haben, Führungen mit uns im Bürgerbüro zu buchen“, sagt Bornkessel.

Unterirdisches Areal misst 2.100 Quadratmeter

Von größeren Gruppen kann dann auch der Brauereikeller als Sonderangebot dazugebucht werden. Er soll jedoch etwas Besonderes bleiben. 2.100 Quadratmeter misst das Areal und hat somit gigantische Ausmaße.

Vor allem die großen Eiskeller sind historisch interessant. Da es im 19. Jahrhundert keine Kühlschränke gab, musste sich der Braumeister etwas einfallen lassen, um das empfindliche Lagerbier kühl zu halten. Somit wurden im Winter riesige Eisblöcke in den Räumen des Gewölbes gelagert, die den Keller, in dem sonst etwa 12 Grad herrschen, bis unter den Gefrierpunkt herunterkühlten.

Doch nicht nur das Bier hielt sich dort lange frisch. Bis in die 70er Jahre wurde der Keller von den Kelbraern als Kühlschrank genutzt. Erst als jeder Haushalt ein eigenes Modell bekam, verlor der Keller an Bedeutung.

Bei den Besuchern werden Erinnerungen geweckt

Angelika Krause, die ihre drei Jahre alte Urenkelin Nele mitgebracht hat, ist sehr beeindruckt. „Ich kann mich erinnern, wie ich hier als Kind für meinen Vater Eis holen musste. Er hat damals eine Eisdiele betrieben und da es keine Kühlschränke gab, benutzte er die Eisblöcke aus den Kellern, um sein Speiseeis herzustellen. Ich wusste gar nicht, wie groß diese Keller tatsächlich sind.“

Auch Ewald Römert, der extra aus Berlin angereist, um das Wochenende in Kelbra zu verbringen, ist begeistert. „Ich bin nur wenige Meter von hier geboren worden“, erzählt der gebürtige Kelbraer. „Trotz meiner 65 Jahre habe ich es aber noch nie geschafft, die Keller von innen zu sehen. Ich finde das fantastisch, dass diese Möglichkeit jetzt besteht und freue mich sehr darüber.“ (mz)