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Gut Drebsdorf Gut Drebsdorf: Zwei ungleiche Partner

Von Viktoria Hoffmann 14.10.2014, 06:59
Einmal die weichen Nüstern des spanischen Hengstes berühren: Für Lisa aus Quedlinburg war das auf dem Gut in Drebsdorf nun Wirklichkeit statt Traum.
Einmal die weichen Nüstern des spanischen Hengstes berühren: Für Lisa aus Quedlinburg war das auf dem Gut in Drebsdorf nun Wirklichkeit statt Traum. Viktoria Hoffmann Lizenz

Drebsdorf - Elton hat jemanden, der im wahrsten Sinne des Wortes zu ihm aufschaut. Gut möglich, dass auch bewundernde Gefühle im Spiel sind, der Größenunterschied wäre aber schon Grund genug. Elton hat vier Beine, vier Hufen, Mähne sowie Schweif und ist 172 Zentimeter groß. Sein kleiner Kumpel Jack hat ebenfalls vier Beine, die jedoch in Pfötchen statt Hufen enden und bedeutend kürzer sind. Hochmotiviert achtet der 15 Monate alte Mischling aus Jack-Russel-Terrier und Französischer Bulldogge auf jede Bewegung von Elton und liest ganz nebenbei auch seinem Frauchen jeden Wunsch von den Lippen ab. Deborah Söhle heißt das Bindeglied zwischen den beiden ungleichen Trainingspartnern.

Am Samstag zeigte die ambitionierte Turnierreiterin zum Tag der offenen Tür den Gästen auf Gut Drebsdorf, dass man sich nicht zwingend zwischen Hundeplatz und Reitplatz entscheiden muss. „Irgendwann war der Wunsch nach einem Hund da, auch wenn meine erste große Liebe die Pferde sind“, erklärte die tierliebe Sangerhäuserin. Der mopsfidele Jack zog bei ihr ein und zeigte schnell, dass er nicht nur Qualitäten als Schmusehund, sondern auch als Stallbursche aufzuweisen hat. Zurzeit steckt das Trio in den ersten, spielerischen Trainingsschritten, von denen sich die Hofbesucher gern einen Einblick verschaffen können.

Die Kombination aus Hund und Pferd nennt sich „Horse and Dog Trail“ und ist seit 2008 auch in der Deutschen Reiterlichen Vereinigung als echter Breitensportwettbewerb anerkannt. Dabei meistert der Hund gemeinsam mit Pferd und Reiter einen Geschicklichkeitsparcours und hat auch eigene Aufgaben zu bewerkstelligen. Aktuell darf Söhle mit ihren beiden Lieblingen noch nicht an Turnieren teilnehmen, Jack ist mit seinen 15 Monaten noch zu jung. „Erst ab 2 Jahren sind die Hunde vollständig ausgewachsen und den Anforderungen an ein Turnier auch körperlich gewachsen“, weiß die gelernte Tierarzthelferin genau. Bis es für Jack, Elton und Deborah ernst wird, kann sich der schwarz-weiße Wirbelwind also noch ein bisschen austoben, die Stallgasse unsicher machen und Pferdeleckerlies mopsen.

Neben dem tierischen Dreigespann gab es zum Tag der offenen Stalltür auf dem Gut noch so manche Seltenheit anzusehen und Information zu erhaschen. Wussten Sie beispielsweise, dass Pferde besonders gut die Farben Blau und Gelb unterscheiden können? Katrin Audehm zeigte die Arbeit nach einem Konzept, dass auf eben dieser biologischen Besonderheit von Pferden aufbaut: Blaue und gelbe Schaumstoffstangen, durch die das Pferd hindurchgehen muss, tragen dazu bei, dass der Vierbeiner besser zwischen den beiden Gehirnhälften hin- und herschalten kann. So soll ein optimaler Lernerfolg erzielt werden.

Schon richtig viel gelernt und geübt haben muss man, wenn man sich als Reiter in einen Damensattel trauen will. Auf Gut Drebsdorf können sich Fortgeschrittene auf dieses historische Abenteuer einlassen. Sabine Kohl präsentierte auf Schulhengst Brusco, wie man mit Übung, Mut und dem richtigen Kostümschneider auf Zeitreise gehen kann, zurück ins 14. Jahrhundert. Die Reitschule von Alexandra Schatz ist mit solchen Vorführungen auch auf den großen Messen vertreten, wie zur Leipziger „Partner Pferd“ im Januar. Bis Mitte November haben die Drebsdorfer noch vollen Reitschulbetrieb und Feriengäste vor Ort.

Rückblickend zeigt sich Schatz vom Jahr 2014 jetzt schon positiv überrascht: „Wir hatten so viele Feriengäste wie noch nie“. Auch der Reitschulbetrieb läuft so gut, dass seit einem Jahr eine zweite Trainerin das Team ergänzt. Katja Kohl ist seit Jahren festes Mitglied auf dem Hof, schlüpft seit nun jeden Morgen in Reithose statt Hosenanzug und konnte Bürojob gegen Lebenstraum tauschen. Wahrlich kein schlechtes Geschäft, das sehen sicher auch Nicht-Pferdemenschen ein! (mz)