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Tonnenschwere Zeitzeugen Gerbstedt: Mühlensteine bei Arbeiten an Lohbachbrücke entdeckt

Von Tina Edler 11.08.2020, 08:27
Gerbstedt: Mehrere Mühlensteine sind bei Arbeiten an der Lohbachbrücke gefunden worden.
Gerbstedt: Mehrere Mühlensteine sind bei Arbeiten an der Lohbachbrücke gefunden worden. Jangel

Gerbstedt - Als Ulf Kleeblatt mit seinem Bagger auf die großen Steine trifft, ist ihm schnell klar: Hier liegt nicht nur einfach Geröll. „Ich hab als erstes die halbrunde Form gesehen. Da habe ich schon vermutet, dass es Mühlsteine sein könnten“, sagt er. Und seine Vermutung soll sich bestätigen, je weiter er gräbt. Tief unten, im Fundament der Lohbachbrücke in Gerbstedt waren die grauen Riesen verbaut. „Sie schienen als Gründungsfundament eingebaut gewesen zu sein“, sagt Kleeblatt.

Die alte Brücke weicht derzeit einem neuem Bauwerk, das dort - im Kreuzungsbereich der Freien Straße und der Zabenstedter Straße - errichtet wird. Kleeblatt, der bei der Firma Kutter HTS, die die Straßenarbeiten durchführt, im Bagger sitzt, informiert nach dem Fund umgehend Dirk Jangel.

Mindestens zehn Mühlensteine entdeckt

Der besitzt seit den 1990er Jahren selbst mehrere Mühlen im Gerbstedter Raum und nimmt sich der tonnenschweren Steine an. „Das ist ein toller Fund. Es sind bestimmt um die zehn Mühlsteine“, sagt Jangel, der sofort zu recherchieren beginnt. „Die stammen wahrscheinlich aus einer Zeit, als der Lohbach noch viel Wasser führte“, berichtet er. Durch den Bergbau sei zunächst der Grundwasserspiegel des Baches abgesunken, ehe dann irgendwann der Bach selbst ganz versiegte, führt er weiter aus.

Jangel ist sich sicher: Die Mühlsteine stammen von einer großen Wassermühle, die einst an dieser Stelle gestanden haben muss. „Niemand schleppt 300 Kilogramm schwere Mühlsteine genau an diese Stelle, nur um sie im Bachgrund zu versenken.“ Allein bei der Bergung der Steine seien mehrere Männer und schwere Technik notwendig gewesen, berichtet Jangel. Gefunden wurden bei den Arbeiten im Bachlauf aber nur die Mühlsteine. Andere archäologische Überbleibsel seien nicht zutage getreten. „Es ist aber denkbar, dass sich noch Reste der Mühle im Umkreis dort finden“, vermutet Jangel.

Gerbstedt: Ausstellung der Steine in der alten Dampfmühle

Die halbrunden Brocken hat er mittlerweile vorsichtig gesäubert. An einigen seien noch die Kerben erkennbar, aus denen das Korn beim Mahlvorgang floss. Nach und nach sollen die steinernen Puzzleteile nun zusammengesetzt und dann in der alten Dampfmühle in Gerbstedt ausgestellt werden. Die gehört ebenfalls zu Jangels Besitz und ist seit Ende 2019 als offizielles Kulturdenkmal eingestuft. Zuvor hatte Jangel das alte Industriegebäude stellenweise saniert, um es somit für die Nachwelt erhalten zu können.

Eben das hat er auch für die Mühlsteine geplant. Denn Jangel glaubt, sie seien Teil dessen, was seine Industriemühle erst zu eben jener Arbeitsstätte machte. „Es wäre eine Erklärung. Denn als das Wasser im Lohbach weg war, musste eine Alternative her“, sagt er. Das Versiegen mehrerer Bäche in der Region sei Mitte des 19. Jahrhunderts geschehen, hat Jangel herausgefunden. Und zu eben jener Zeit ist auch die Dampfmühle in der Gerbstedter Kaplanstraße entstanden. (mz)

Noch deutlich sind die Einkerbungen vom Korn im Mühlstein zu sehen.
Noch deutlich sind die Einkerbungen vom Korn im Mühlstein zu sehen.
Jangel
Ulf Kleeblatt baggert die Steine aus.
Ulf Kleeblatt baggert die Steine aus.
Jangel