Ganz andere Probleme Fußball: Thomas Woelk spricht über seinen Verein den SV Südharz Hayn

Hayn - Nein, mitbegründet hat Thomas Woelk den Sportverein (SV) Südharz Hayn nicht. „Das war schon vor meiner Zeit 1981, ich bin erst 91 nach Hayn gekommen“, sagt er lachend. Die Geschichte des Vereins aus dem Südharz hat der mittlerweile 55-Jährige aber wie kein Zweiter an vorderster Front mitgestaltet. Kaum eine Tätigkeit, die er noch nicht ausgeführt hat. Der Berufskraftfahrer steuerte den Verein als Spieler, Mannschaftskapitän, Trainer und Vereinsvorsitzender. All das meist zur gleichen Zeit und in Personalunion.
Dabei: Es gibt im Fußball sicherlich angenehmere „Jobs“ als der Macher von Südharz Hayn zu sein. Schließlich schlägt das Fußballherz des Landkreises Mansfeld-Südharz nicht unbedingt an dessen Rand im Südharz.
SV Südharz Hayn: Zu wenig Spieler und fehlende Schiedsrichter
Weitab vom „Schuss“ ist es nicht leicht, einen Fußballverein am Leben zu erhalten. Wer wüsste das besser als Thomas Woelk? Viel zu wenig Spieler, fehlende Schiedsrichter, ein fehlendes Sportlerheim, kaum Kicker, die von anderen Vereinen in das weitab gelegene Südharz-Dörfchen wechseln wollen, und oft schon zeitig Schnee und Sturm. Nein, das Fußball-Paradies ist Hayn nun wirklich nicht. Und trotzdem: Thomas Woelk ist und bleibt wohl vorerst weiter des Gesicht von Südharz Hayn.
Auch wenn er in der gegenwärtig pausierenden Saison noch in keinem Spiel für seine Mannschaft auf dem Platz stand. „Das Knie spielt nicht mit. Aber ich bin in Erfurt bei Doktor Ullmann in Behandlung, langsam wird es wieder besser“, sagt er. An ein Ende seiner sportlichen Laufbahn denkt der 55-jährige Woelk aber noch lange nicht und gewinnt sogar der gegenwärtigen Zwangspause etwas Positives ab. „Wenn dieser ganze Mist mit Corona etwas Positives hat, dann ist es die Tatsache, dass man jetzt Zeit hat, Verletzungen auszukurieren.“
„Manchmal haben wir eine Saison mit zwölf Leuten gespielt“
Sonst war das in Hayn längst nicht immer der Fall. Die Mannschaft brauchte jeden Spieler. „Manchmal haben wir eine Saison mit zwölf Leuten gespielt. Da ist es schon vorgekommen, dass wir ein paar Mal nur mit zehn Mann aufgelaufen sind.“ In der laufenden Serie der Kreisklasse Staffel II hat Woelk als Coach von Südharz Hayn 16 einsatzfähige Akteure zur Verfügung, für Südharz-Verhältnisse sind das geradezu paradiesische Zustände.
„Wer will denn auch schon für uns spielen. Wir zahlen kein Geld, wir sind weit weg von Sangerhausen, da kannst du keinen nach Hayn locken“, sagt Woelk. Und spricht ein weiteres Problem an. „Wenn wir nach Amsdorf oder zu Aufbau Eisleben fahren sind das schon mal 60 oder 70 Kilometer. Meistens spielen wir am Sonntag 14 Uhr, da ist der ganze Sonntag gelaufen“, sagt er.
Und freut sich über kleine Lichtblicke. So etwa darüber, dass Torsten Hellmuth jetzt als Schiedsrichter agiert. „Das ist viel Wert, weil wir da viel Geld an Strafen sparen. Was wir da immer an den Kreisfachverband bezahlt haben, war der blanke Wahnsinn.“ Nicht weniger froh ist Thomas Woelk darüber, dass ihm jetzt mit Peter Schmeichel ein weiterer Routinier zur Seite steht. „Peter kommt aus Schwenda. Er hat immer gesagt, er lässt seine sportliche Laufbahn bei uns ausklingen. Für uns ist er ein riesiger Gewinn“, so Woelk über den 54-Jährigen, der zuletzt bei Olympia Berga als Trainer und Spieler fungierte.
Spieler aus der Region
Apropos Schwenda. Die Spieler, die für Südharz aus dem Platz stehen, kommen zumeist auch aus dem Südharz. Die Meisten sind aus Hayn, zwei kommen aus Schwenda, zwei aus Sangerhausen sowie jeweils einer aus Dietersdorf und Breitenbach. Mit dieser „Harzauswahl“ will Thomas Woelk auch künftig für Furore sorgen. Das Mitmischen in einer Spielgemeinschaft mit einem andern Verein steht für ihn nicht zur Debatte. „Klar, wir hatten schon Angebote aus Breitungen oder Stolberg. Solange ich hier aber etwas zu sagen habe, kommt das nicht in Frage. Das kannst du vergessen“, redet er sich in Rage.
Und liefert seine Begründung hinterher. „Ich weiß nur einen Verein, wo es geklappt hat: Das ist die KSG Holdenstedt/Beyernaumburg. Wie die das gemacht haben, weiß ich nicht. Aber es funktioniert. Sonst hat das noch nirgendwo geklappt.“ Dann stellt er noch einmal unmissverständlich klar: „So lange es geht, ziehen wir Südharz Hayn als eigenständigen Verein durch.“ Dann bekräftigt er: „Wir haben eigenen Nachwuchs, auch in Zukunft wollen die Jungs bei uns hier spielen.“
Der Verein hat treue Fans
Dass es mit dem Spielen derzeit nicht funktioniert, geht Thomas Woelk gehörig auf den Geist. „Wir sind eine eingefleischte Truppe. Den Jungs fehlt nicht nur das Training, sondern auch das gemütliche Beisammensein nach den Spielen. Wenn es irgendwie geht, bleiben alle nach den Spielen noch ein bisschen zusammen. Das fehlt uns jetzt wegen Corona eben enorm. Wir wollen trainieren, wir wollen spielen“, sagt Woelk.
Und wieder für die Fans da sein. „Zu uns kommen nicht viele Zuschauer. Aber wir haben treue Fans. Siegmar Heinricci ist so einer. Der ist immer da, wenn wir spielen, der kassiert, der kommt auch mal beim Training vorbei, der lebt für den Verein.“ Ansonsten sieht er die Corona-Krise aus Sicht seines Vereins eher gelassen. „Finanziell trifft es uns nicht so hart. Wir haben fast keine Unkosten zur Zeit. Wir zahlen nur für die Turnhalle, wenn wir sie auch benutzen. Das können wir ja jetzt nicht. Ein Sportlerheim haben wir nicht, wir ziehen uns zu den Spielen ja immer in der Schule um.“
Was Woelk dagegen mächtig bedauert, ist die Tatsache, dass es in diesem Jahr kein Sportfest gegeben hat. „Wir haben immer was auf die Beine gestellt. Freitagabend hat die Alte-Herren-Mannschaft gespielt, am Sonnabend dann die Männer.“ Nicht zuletzt schmieden Thomas Woelk und seine Mitstreiter für das kommende Jahr große Pläne. „Da feiern wir unseren 40. Geburtstag. Und wenn alles klappt, spielen wir dann gegen die Traditionsmannschaft von Chemie Leipzig. Das hat Peter Schmeichel ausgemacht, er hat mal bei Chemie gespielt.“
Zwei besondere Wünsche hat Woelk
Bis es aber so weit ist, müssen sich Woelk und seine Mitstreiter aus einem der kleinsten Vereine im Landkreis noch gedulden. Nicht zuletzt deshalb hat er für das neue Jahr einen ganz besonders großen, allgemeinen Wunsch: „Ich wünsche mir, dass der Spuk mit Corona endlich ein Ende hat.“ Und einen kleineren, für seinen Verein, für sein Südharz Hayn: „Da hoffe ich, dass die Leute uns auch weiter treu zur Seite stehen und die Tradition Fußball in Hayn noch viele Jahre bestehen bleibt.“ (mz)